König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
Aquariums nach draußen auf die Katze schaut, die hungrig vor der Scheibe auf und abläuft.
„Eleanor! Ist alles ok?“, erklang Michaels Stimme neben ihr wie aus weiter Ferne.
Abwesend und zugleich vollkommen fasziniert gelang ihr nur mühsam ein Nicken, während sie den Blick nicht eine Sekunde von dem unglaublichen Anblick außerhalb des Busses abwandte.
„Mein Gott, du bist ja ganz käsebleich!“, drang Bess ‘ Stimme zu ihr durch. „Du siehst fast aus, als hättest du einen Geist gesehen!“
Zögernd wandte Bess sich um, folgte Eleanors Blick und sah nach draußen. Für sie war dort nichts zu sehen als das Unwetter. Regen, sturmgepeitschte Bäume, umher fliegende Blätter. Schaudernd wandte sie sich ab. Dann beugte sie sich etwas vor, so dass sie nun Eleanors Blickfeld einnahm. Fragend sah sie Eleanor in die Augen.
Eleanor begann zu zwinkern, als würde sie aus einem Bann entlassen. Dann erkannte sie das Gesicht ihrer Freundin vor sich.
„Was…? Was hast du gesagt?“, stammelte sie völlig orientierungslos.
Bess beugte sich an Michael vorbei und legte ihre Hand auf Eleanors.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt.
„Ja… ja…ich war nur etwas abwesend.“
Eleanor versuchte zögernd an Bess vorbei zu blicken. Doch Lilith war verschwunden. Das Leuchten ihres Körpers, das bis eben selbst das Innere des Busses erleuchtet hatte, war nirgendwo mehr zu sehen. Zudem hatte der Regen von einem Augenblick auf den anderen aufgehört, gegen die Scheiben zu schlagen. Der Himmel wurde nicht länger von Blitzen erleuchtet und der Wind hatte sich gelegt. Allein das finstere Zwielicht um sie herum zeugte noch immer von dem unheimlichen Sturm, den sie eben durchfahren hatten.
Einige Minuten später fuhren sie an der Haltestelle von Stratton ein. Der Busfahrer öffnete die hintere Tür und entließ die drei in eine finstere und ungemütliche Welt. Dunkelgraue Gewitterwolken jagten noch immer über den Himmel und die Regenwasser strömten die hügeligen Straßen von Stratton hinunter. Ein beständiges Rauschen, Plätschern und Gluckern lag in der Luft.
„Ich bringe dich zurück nach Stratton Hall“, wandte Michael sich an Eleanor.
„Ich komme mit“, bot Bess an, doch Michael winkte sofort ab.
„Geh du lieber schnell nach Hause“, sagte er. „Es reicht, wenn wir zwei nass werden.“
Einen Augenblick lang zögerte Bess, dann nickte sie. Sie nahm Eleanor noch einmal in die Arme und drückte sie fest an sich. Eleanor erwiderte die Geste. Mit Bess als Freundin fühlte man sich auch bei solchem Wetter warm und gut aufgehoben.
„Sehen wir uns morgen?“, fragte sie.
Bess nickte. „Lass dich nicht von Michael unterkriegen“, grinste sie. Dann trat sie zurück und ging die Straße hinunter.
Michael und Eleanor wandten sich um und gingen die Straße entlang, die durch Stratton in Richtung des Sanatoriums führte. Bis zum Ortsausgangsschild liefen sie schweigend nebeneinander her. Dann jedoch brach Michael das Schweigen.
„Warum war Raphael heute eigentlich nicht dabei?“, fragte er.
Diese Frage überraschte Eleanor. Sie hatte kaum damit gerechnet, dass Michael ausgerechnet über Raphael sprechen würde.
„Er hatte irgendetwas anderes zu tun“, wich sie zögernd aus.
„Hm.“
Wieder gingen die zwei eine Weile wortlos weiter. Die Straße begann hier anzusteigen, wenige Meter vor ihnen verliefen die Ausläufer des Waldgebietes, welches sie bis zum Eingangstor von Stratton Hall begleiten würde. Dort fielen noch immer schwere Tropfen aus dem Blätterwerk der Bäume, wenngleich der Regen selbst aufgehört hatte.
„Ich wüsste gern, was das da außerhalb des Busses vorhin war“, sinnierte Michael. „Es war ziemlich furchteinflößend, meinst du nicht?“
Nun war es an Eleanor, ‚Hm“ zu machen. Michael die volle Wahrheit über die Geschehnisse im Bus zu sagen, konnte sie nicht ernsthaft in Erwägung ziehen. Er würde ihr ohnehin nicht glauben, was würde es also bringen, darüber Worte zu verlieren?
„Die Geräusche allein waren schon unheimlich genug“, fuhr er fort. „Aber das merkwürdige Leuchten war wirklich gruselig. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ob es ein UFO war?“
Eleanor prustete laut. Das jemand auf einen solchen Gedanken kommen konnte, war mehr als ulkig. Sie sah Michael von der Seite an und fragte sich, ob er es wohl ernst gemeint hatte. Seine Miene war zunächst undurchdringlich, dann sah er sie ziemlich überrascht an. Offenbar war ihm nicht in den Sinn
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