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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Schulter und hielt ihn an. Jeshua blickte ihn irritiert und müde an, dann folgte er seinem Blick und sah ebenfalls den Pfad hinunter, der zum Dorf führte.
    Dort kam eine kleine Gestalt hinter ihnen hergelaufen. Ein Junge, wie es schien, schmal und schwach, kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten und zugleich so schnell zu laufen. Seine Bewegungen wirkten ungewöhnlich kraftlos und unkoordiniert. Jeshua kniff die Augen zusammen und bemühte sich zu erkennen, um wen es sich handeln mochte. Dann zog sich ein Lächeln über sein Gesicht.
    Der kleine Junge blieb vor Jeshua stehen. Es war jenes Kind, das noch gestern unter einem Dämon gelitten hatte. Jenes Kind, das von Jeshua geheilt und vom Tode zurück geholt worden war. Einen Augenblick lang blieb der Junge schwer atmend inmitten der Gruppe stehen. Dann endlich hatte er sich so weit beruhigt, dass er Jeshua anstrahlen konnte.
    „Ich danke euch“, sagte er mit großem Ernst. „Wenn ich groß bin, möchte ich so werden wie ihr.“
    Dann nahm er Jeshuas Hand und küsste sie. Ohne die anderen um sich herum auch nur wahrgenommen zu haben, wandte er sich um und lief den Pfad zu seinem Dorf zurück. Die Männer sahen ihm verdutzt nach. Schließlich war es Judas Lachen, das die Männer aus ihrer Erstarrung befreite.
    „Und du hast dir Sorgen gemacht, du hättest niemanden auf den rechten Weg gebracht“, lachte er Jeshua an. „Da geht er hin – der Rabbi von Morgen!“
    „Er ist nur ein Kind!“, brummte Kephas mürrisch.
    „Er mag heute ein Kind sein“, erwiderte Juda vergnügt. „Aber morgen ist er ein großer Mann und wird anderen Menschen beibringen, was er als Kind gelernt hat.“
    Kephas verdrehte die Augen. Mit diesem Juda konnte man einfach nicht diskutieren. Was zählte eine einzige Seele im Vergleich zu den Abertausenden von Seelen, die es zu erreichen galt?
    „Mach dich nicht lächerlich“, grollte er. „Hätten wir das ganze Dorf überzeugt, würde ich deinen Enthusiasmus teilen. Aber es war nur ein einziger Mensch. Ein Kind!“
    „Juda hat Recht“, sprach Jeshua wie zu sich selbst. Noch immer starrte er den Weg entlang, den der kleine Junge gelaufen war. Er musste mittlerweile schon wieder im Dorf angekommen sein, denn er war längst nicht mehr zu sehen. „Der Herr freut sich über jede einzelne Seele, denn jede Seele zählt!“
     
     

Lilith
     
    Raphael war seine Unruhe anzumerken. Ein Außenstehender hätte vielleicht nicht allzu viel bemerkt, doch Eleanor kannte die Anzeichen nur zu gut. Er war wortkarg und sah sie nur selten direkt an. Stattdessen glitt sein Blick ununterbrochen über die Menschen und die Umgebung, er scannte sein Umfeld, während sein Körper angespannt und hart wirkte. Jedes Lächeln war aus seinem Gesicht gewichen und er schien heute so unnahbar und kämpferisch, wie Eleanor sich als Kind einen Engel des Alten Testaments immer vorgestellt hatte.
    „Ich merke es“, ließ sie ihn schließlich wissen.
    Raphael zuckte zusammen. „Was merkst du?“
    „Du hältst Ausschau. Du bewachst mich und wartest darauf, dass Lilith sich zeigt.“
    „Nicht nur Lilith. Wer immer hinter der Stimme steckt, die zu den Toten sprach, mag ebenso gefährlich sein.“
    „Aber du weißt doch nicht einmal, wer das gewesen ist. Es könnte so ungefähr jeder sein. Woher willst du wissen, nach wem du Ausschau zu halten hast?“
    Raphael schob entschlossen den Unterkiefer vor. „Niemand kommt an dich heran! Niemand!“
    „Schhht! Die anderen schauen schon.“
    Raphael sah sich mit einem Blick um, der ganz offensichtlich Ärger verhieß und die wenigen Menschen, die mit ihnen im großen Aufenthaltsraum saßen und zu ihnen herübergesehen hatten, wandten schnell den Blick von ihnen ab.
    „Wir brauchen mehr Informationen“, flüsterte Eleanor. „Es würde mir schon helfen, wenn du mir etwas über diese Sünde erzählen würdest, die Asasel auf sich geladen hat.“
    „Darüber rede ich nicht!“, wehrte Raphael müde ab. Er wirkte plötzlich abweisend und verstockt.
    „Wie soll ich verstehen was hier los ist, wenn du mir vermutlich wichtiges Hintergrundwissen vorenthältst?“
    Raphael kniff die Lippen zusammen und sah Eleanor trotzig an.
    „Zumindest glaube ich, dass ich weniger gefährdet bin, als du denkst“, schloss Eleanor nach einer Weile des Schweigens, als sie erkannte, dass Raphael zu diesem Thema nichts mehr sagen würde. „Wer auch immer auf der Landstraße vor Stratton Hall Lilith verjagt hat, wollte mich schützen. Es

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