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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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überschatten, dass sie sich nicht daran erfreuen können? Weshalb ist die Angst in ihnen so stark, dass sie… dass sie zwar an den Teufel im Innern des Jungen glauben können, aber nicht an den einen Gott im Himmel?“
    „Den Dämon konnten sie zwar nicht sehen, aber sie haben ihn erlebt!“, erwiderte Asasel nach einer Weile. „Gott haben sie noch nicht erlebt.“
    „Aber genau darum bin ich doch hier!“, entfuhr es Jeshua. „Sie sehen doch jeden Tag aufs Neue, was Gott vermag und welche Macht er hat. Genau darum lasse ich doch all diese Wunder geschehen.“ Er ballte zornig die Faust.
    Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Jeshua tief in Gedanken versunken und mit gerunzelter Stirn , Asasel in seiner unerklärlichen, schwebenden Fortbewegungsweise und einem höchst interessierten Gesichtsausdruck, mit welchem er die in Dunkelheit liegende Umwelt musterte.
    Schließlich war es Jeshua, der die Stille durchbrach.
    „Ist denn alles umsonst, was ich hier tue?“, sprach er leise wie zu sich selbst. „Wenn die Anlage zum Bösen und der Zweifel so tief im Menschen sitzt und ihr gefallenen Engel nur so wenig braucht, um eines Menschen Seele vom Guten abzuwenden, was kann ich dann bewirken?“
    „Wer sagt, dass du die ganze Welt retten musst? Wer sagt, dass du die ganze Welt retten kannst?“
    Jeshua sah überrascht auf. „Was meinst du damit?“, fragte er verwirrt.
    „Die Seele eines Menschen ist wie ein Baum“, begann Asasel. „Sie beginnt in völliger Reinheit, so wie Gott sie schuf. Die Seele eines Neugeborenen ist wie ein Samenkorn – aus ihr kann alles werden. Im Laufe der Jahre wächst sie. Sie lernt zu lieben und zu hassen. Sie lernt zu leiden und zu heilen. Und so, wie an einem Baum immer wieder Tiere fressen, seine Blätter abreißen und seine Rinde verletzen, so wird auch die Seele immer wieder von bösen Mächten geschädigt. Es mag sein, dass ein Gärtner den einen oder anderen Baum nicht vom Ungeziefer befreien kann und der Baum sterben muss. Aber es wird immer auch Bäume geben, die der Gärtner retten kann. Diese Bäume werden wachsen, höher und höher, bis sie eines Tages so groß sind, dass kein Tier sie mehr ernsthaft schädigen kann.“
    Jeshua blieb mit einem müden Gesichtsausdruck stehen und nickte bedrückt. „Ich weiß“, sagte er leise. „Aber ich trauere um jeden Baum, den ich nicht retten kann.“
    Asasel gab ein schnaubendes Geräusch von sich. „Manche Menschen sind nicht mit Bäumen zu vergleichen“, sagte er. „Sie sind eher Unkraut und der Gärtner tut gut daran, sich nicht um ihre Rettung zu kümmern, wenn sie gefressen werden…“
    Jeshua blickte ihn erstaunt an. „Du machst ja noch immer Unterschiede. Willst du mir weismachen, ich sollte bewusst Menschen von ihrer eigenen Rettung ausschließen? Versuchst du gerade, mich zur falschen Seite zu bekehren?“
    Nun war es an Asasel, betreten zur Seite zu schauen. „Du musst dich verhört haben…“, sagte er ruppig.
     
    Am folgenden Morgen brach die Reisegruppe um Jeshua zeitig auf. Noch immer hingen Nebelschwaden über dem See. Es war ungewöhnlich kalt und ungemütlich für diese Jahreszeit. Sie gingen allein durch die leeren Straßen des Dorfes, niemand begleitete sie, niemand verabschiedete sie.
    Noch immer war Jeshua tief in sich gekehrt. Dieses Dorf hatte ihm Grenzen aufgezeigt, die er nicht für möglich gehalten hatte. Wer hätte denn ahnen können, dass die Furcht der Menschen stärker war als die Freude über seine Botschaft und sein Wunder. Jeshua seufzte tief. Was hatte Asasel gesagt? ‚Du wirst nicht alle Bäume retten können .‘ Unglücklicherweise hatte Jeshua in diesem Dorf ganz offensichtlich nicht einmal eine einzige Seele retten können. Wenn er nun diesen Ort verließ, würden all die Zweifel und Ängste zurückbleiben. Sie würden an den Seelen dieser Menschen fressen, bis nichts als Leere und Kälte übrig waren.
    Trübsinnig ging er weiter. Als die Gruppe den Dorfausgang erreichte, hätte er sich am liebsten noch einmal umgewandt, doch er beherrschte sich und zwang sich, geradeaus zu blicken. Die Männer um ihn herum schwiegen ebenso betreten, wie ihr Meister. Auch sie empfanden ihren Aufenthalt an diesem Ort als eine Enttäuschung. Eine Enttäuschung, von der sie sich nur schwer erholten.
    So sahen sich die Männer erstaunt um, als einige hundert Meter hinter dem Dorf plötzlich schnelle, kurze Schritte hinter ihnen zu hören waren. Kephas legte seine schwere Hand auf Jeshuas

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