König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)
begründeten. Und wir haben immer auf Seiten des Herrn gestanden. Aber dennoch fällt mir der Gedanke schwer, daran zu glauben, dass ein Verrat an Gottes Befehl uns wieder zu Gott zurückbringen wird.“
„Ich weiß“, erwiderte Asasel gedankenverloren. „Es geht um die Frage, ob ich daran glaube, dass wir je heimkehren dürfen. Oder ob ich denke, dass wir uns so gut es eben geht mit dem Leben hier abfinden müssen…“
Am folgenden Morgen hatte die Welt sich verändert. Als Jeshua seiner Gruppe voran aus der Tür des Hauses des Eleasar trat, glaubte er seinen Augen nicht trauen zu können. Schon von drinnen hatte er während des Morgenmahls die Stimmen vieler Menschen hören können. Doch der Anblick, der sich ihm nun bot, versetzte ihn in Erstaunen. Er war außerordentlich überrascht.
Das Dorf quoll über vor Menschen. Sie standen auf dem kleinen Platz vor Eleasars Haus, in sämtlichen Gassen und bis hinaus auf den Feldern des Ortes. Ihr erregtes Gemurmel erstarb bei Jeshuas Anblick – zumindest bei all jenen, die nah genug um ihn standen, um ihn erkennen zu können.
In diesem Augenblick trat auch Eleasar hinaus auf die Straße, um nach dem Grund für die erstarrten Jünger zu schauen. Und spätestens bei seinem Anblick verstummte auch die letzte Stimme aus der Menge. Eine tiefe und unnatürliche Ruhe legte sich über Bethanien.
„Es ist Eleasar!“, erklang plötzlich die Stimme eines Mannes aus der Menge. „Ich war selbst bei seiner Bestattung dabei. Vor vier Tagen habe ich ihn tot gesehen!“
Wieder setzte ein gedämpftes Gemurmel ein. Nach und nach jedoch steigerte es sich zu einem wahren Crescendo aus Jubelrufen, Diskussionen und selbst Dankesgesängen.
Ein Lächeln zog sich über Jeshuas Gesicht. Dass sich die Nachricht von Eleasars wundersamer Wiederauferstehung über Nacht wie ein Lauffeuer in den umliegenden Ortschaften verbreiten und solche Reaktionen hervorrufen würde, erfüllte ihn mit Freude und unbändiger Zuversicht. Lächelnd sah er sich nach seinen Männern um.
„Die Botschaft wurde gehört, so scheint’s“, sagte er.
Ein alter Mann löste sich aus der Menge und ging mit gebeugtem Rücken auf Jeshua zu. Die Menschenmenge beruhigte sich ein wenig. Man stieß einander an, zeigte auf den Alten, wartete gebannt. Lautes Zischen ging durch die Reihen, wo einige besonders Enthusiastische nicht zur Ruhe kamen. Die Gesänge verstummten nach und nach. Ein jeder wollte hören, was dort gesprochen werden würde.
„Du hast den Mann dort vom Tode zurückgeholt?“, fragte der Alte, indem er auf Eleasar wies. Jeshua bejahte diese Frage.
„Dann muss Gott dir geholfen haben. Du bist der Mann, den man Jeshua nennt.“
„Ja“, erwiderte Jeshua.
„Ich habe von dir gehört. Viele gute Dinge. Du hast Kranke geheilt, Dämonen vertrieben und zu den Menschen von Gott gesprochen. Und jetzt besiegst du gar den Tod – du musst der Messias sein!“
Die letzten Worte hatte der Alte voll Inbrunst gesprochen und nun zog sich ein glückseliges Lächeln über sein faltiges Gesicht und sein zahnloser Mund grinste breit.
Jeshua legte ihm die Hand auf die Schulter und strahlte auf ihn hinab.
„So ist es“, sprach er freundlich. „Und von nun an wird die Welt eine andere sein.“
Dann wandte er sich an die schweigende Menge. Er sprach nicht laut, doch die Stille der erwartungsvollen Zuhörer war in diesem Augenblick so vollkommen, dass seine Stimme weit trug und von jedem verstanden wurde.
„Die Zeit ist gekommen, dass ein jeder meine Botschaft hören soll. Nicht allein ihr, die ihr heute hierhergekommen seid, um Eleasar zu sehen. Nein, die ganze Welt soll das Wort hören, durch das ihr eure Seelen retten könnt. Wer auf meinem Weg geht, der soll gerettet werden. Wer mir folgt, der wird den Tod nicht fürchten müssen. Nicht einmal den Tod in einer von den Römern beherrschten Welt!“
„Wirst du gegen die Römer kämpfen, wenn du dein Volk in die Freiheit führst?“, fragte der Alte voll Hoffnung.
„Nein. Wer gegen Menschen kämpft und Kriege führt, hat den Kampf um seine Seele schon verloren. Ein Kriegsherr kann keine Seelen retten. Die Freiheit, die ich euch bringe, geht über alles hinaus, was ihr in dieser Welt erreichen könnt. Sie hat mit den Römern nichts zu tun.“
„Aber es heißt doch, dass der Messias seinem Volk für immer die Freiheit bringen wird…“
„Und das werde ich. Aber nicht die Freiheit von den Römern, sondern die Freiheit von der Sünde!“
Langsam
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