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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Weile lang nicht mehr das Böse sein zu müssen, obwohl ein Teil von mir es als Pflichtverletzung ansieht.“
    Jeshua nickte nachdenklich und sie gingen gemeinsam eine Zeitlang schweigend nebeneinander her durch die Dunkelheit.
    „Sag, Jeshua. Glaubst du, dass ich eines Tages in den Himmel zurückkehren darf?“, fragte Asasel schließlich mit rauer Stimme. Die Sehnsucht war ihm deutlich anzuhören, obgleich er sie zu verbergen versucht hatte.
    „Das hängt von deinem Glauben ab“, erwiderte Jeshua schlicht.
    Asasel war verwirrt. „Aber ich glaube doch an Gott“, warf er erregt ein.
    „Nein, das habe ich nicht gemeint. Du bist selbst schon bei Gott gewesen. Du weißt, dass es ihn gibt. Mit Glauben hat das nichts zu tun. Ich meinte, dass du an das glauben musst, wofür Gott steht. Wenn dir das klar ist, wirst du auch wissen, was du zu tun hast. Und wenn du dich für das Richtige entscheidest, wird Gott sich deiner erbarmen.“
    „Wie meinst du das?“, fragte Asasel ratlos.
    „Unser Leben wird von Entscheidungen geprägt. Das was wir wirklich sind, erkennt Gott an dem, was wir tun. Dabei spielt es keine Rolle, auf welchen Weg er uns bis jetzt geführt hat. Es zählt allein, was wir daraus machen. Du magst deine Existenz an diesem Ort als Last empfinden, aber das bedeutet nicht, dass du nicht etwas Gutes daraus machen kannst.“
    „Ich soll etwas Gutes daraus machen?“ Asasel wies mit einer Geste der Verzweiflung auf die Landschaft, die in der Dunkelheit um sie herum lag. „Wie stellst du dir das vor? Du willst, dass ich der Hölle etwas Gutes abgewinne?“
    Jeshua lachte. „Die Hölle ist kein Ort, den man sehen kann. Sie wohnt in dir. Und entweder lässt du zu, dass sie sich in deinem Herzen ausbreitet – oder du kämpft gegen sie an und verwandelst sie in einen Garten Eden!“
    Asasel atmete tief durch. „Aber wie soll ich Gott zuwiderhandeln, wenn er mir doch gesagt hat, dass ich diesen Ort zu einer Hölle machen soll?“
    Er wies auf sein Herz und blickte betrübt zu Boden. Wohl nie zuvor hatte ein Engel so verletzlich und schwach gewirkt. Langsam trat Jeshua zu ihm und legte behutsam seine Hand auf Asasels Arm.
    „Ich kann nicht sagen, was Gott euch befohlen hat. Vielleicht hat er euch tatsächlich einen Befehl gegeben, der euch an die Grenzen eurer selbst führt. Vielleicht habt ihr auch nur nicht verstanden, was er wirklich von euch wollte. Aber eines weiß ich sicher – er würde nie wollen, dass ihr euch für das Böse opfert und euch darin verliert… so sehr, dass ihr euch schließlich selbst nicht mehr erkennt und zu Geschöpfen des Hasses und der Finsternis werdet. Niemals würde Gott das wollen!“
    Jeshua hielt Asasels Arm umklammert und sah erregt zu ihm auf.
    „Mir scheint das ein Widerspruch zu sein“, erwiderte Asasel voll Verzweiflung. „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
    Jeshua ließ seinen Arm los. „Genau das ist es, was Gott von dir will – du sollst dich nicht unterwerfen. Du sollst dich entscheiden!“
     
    In dieser Nacht saß Asasel allein auf dem Kamm eines Hügels oberhalb Bethaniens, des Dorfes, in dem Jeshua und seine Gruppe im Hause des Eleasar übernachtete. Die Sterne funkelten kalt und klar über ihm, winzige Lichtpunkte in der unermesslichen Dunkelheit. Lebendig und doch unendlich trostlos in ihrer Unerreichbarkeit.
    Was hatte Jeshua gesagt? Er solle sich entscheiden. Ja, aber wofür? Wenn er sich für den Befehl Gottes entschied, würde er vielleicht eines Tages in den Himmel zurückkehren dürfen. Dafür aber machte ihn dieser Befehl kaputt. Tag für Tag brach ein wenig mehr von seiner Seele ab, fiel in die eisige Kälte des Höllenlochs, das sich mehr und mehr in ihm ausbreitete.
    Entschiede er sich hingegen für Jeshuas Weg, würde seine Seele keinen Schaden mehr nehmen. Würde vielleicht sogar im Laufe der Zeit heilen und schließlich wieder ganz sein. Dafür aber stellte er sich damit gegen das Wort Gottes, der ihnen einen klaren Auftrag gegeben hatte. Dann wäre ihm der Weg in den Himmel sicher ein für allemal verbaut.
    Ein fernes Rauschen lag in der Luft. Zunächst kaum hörbar schwoll es mehr und mehr an, bis es keinen Zweifel daran geben konnte, dass ein Engel auf Asasel zuflog. Die schweren Flügelschläge ließen den Staub auf dem Hügel auffliegen, doch Asasel sah sich nicht um, während der fremde Engel hinter ihm landete.
    „Du siehst verwirrt aus“, erklang Samaels Stimme endlich, nachdem sich der Staub gelegt hatte und wieder Ruhe

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