Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
Vom Netzwerk:
konnte.
    „Der Tag ist nahe“, erklang die lachende Stimme wieder. „Die Stimme des Meisters hat nicht gelogen. Bald werden wir frei sein und diese Welt wieder betreten können.“
    Erneut setzte das irre Gelächter an und nun endlich fand Michael die Kraft, seine vor Angst schlotternden Beine in Bewegung zu versetzen. Er stolperte aus seinem Zimmer, hätte die Treppe um ein Haar verfehlt, fing sich jedoch im letzten Augenblick und polterte die Stufen herunter. Ohne sich auch nur die Jacke anzuziehen, stürzte er aus dem Haus und rannte davon. Bis zuletzt hatte er aus seinem Zimmer im oberen Stock das teuflische Lachen hören können.
     
    Lilith mied den Park von Stratton Hall wohlweislich, nachdem sie Michael dort getroffen hatte. Raphael fand sie nicht mehr dort vor, obwohl er das auch nicht erwartet hatte. Sie hatte ihr Teil getan, um ihn unter Druck zu setzen. Sich noch länger hier aufzuhalten, würde bestenfalls gefährlich für sie sein, wenn er bei ihrem Anblick die Beherrschung verlor.
    Dennoch war Raphael in den Park gegangen, um sich zu vergewissern. Nachsicht oder Unaufmerksamkeit konnten tödliche Folgen für Eleanor haben, ein Risiko, dass Raphael nicht einzugehen bereit war.
    „Sie ist weg, stimmt’s?“, fragte Eleanor furchtsam an seiner Seite. Sie hielt sich eng an ihm und blickte ängstlich in den Park hinaus. Raphael nickte und ließ seinen Blick noch einmal über den See und die Weiden an dessen Ufern gleiten.
    „Ein dreistes Stück, sich vor meinen Augen in den Park zu trauen. Das zeigt, wie zornig sie ist“, sagte er.
    „Für Michael kann es sehr gefährlich werden, Kontakt mit der anderen Welt zu haben“, wechselte Eleanor unvermittelt das Thema. „Ebenso, wie es für mich gefährlich wurde.“
    „Ich habe ihn gewarnt. Nachdem du davon gestürmt bist, habe ich ihm die Probleme klargemacht, mit denen er zu rechnen hat. Er wirkte nicht eben sehr glücklich über alles. Aber damit wird er von nun an leben müssen.“
    Eleanor nickte. Sie selbst hatte auch niemand gefragt, ob sie diese Gabe haben wolle oder nicht. Sie war eben einfach gekommen und nun musste sie damit fertig werden. Aber immerhin hatte sie Raphael an ihrer Seite, der ihr half und sie vor bösen Mächten so gut es ging beschützte. Michael hatte niemanden.
    Raphael schien ihre Gedanken erraten zu haben. „Wir werden ein Auge auf ihn haben müssen“, sagte er. „Allein wird er nicht lange überleben, wenn seine Gabe rauskommt. Von Lilith einmal abgesehen, scheinen die Dämonen vor dir so etwas wie Respekt zu haben, denn Gabriel hat dich auf dem Sinai hervorgehoben und anklingen lassen, dass du wichtig bist und noch eine Aufgabe zu erfüllen hast. Selbst Asasel hat dich nicht angetastet, als er dich letztens in deinem Zimmer besucht hat. Mehr noch – er hat dich sogar vor Lilith geschützt, aus Gründen, die wir noch immer nicht kennen. Für Michael aber stehen die Dinge ganz anders. Er ist in ihren Augen ein Niemand. Ein Niemand mit einer interessanten Gabe, der wie alle anderen auch zum Abschuss freigegeben ist. Sie werden nicht zögern, sich ihn zu krallen. Keiner von ihnen. Wenn wir ihm nicht zur Seite stehen, wird es niemand tun.“
    Eleanor erschauerte bei diesem Gedanken. „Was können wir tun?“, fragte sie betreten.
    „Ich weiß es noch nicht“, bekannte Raphael. „Es wäre gut, wenn er nicht so weit weg unten im Dorf wäre. Ich kann meine Augen kaum bei euch beiden haben.“
    „Gibt es nicht einen Ort, zu dem du ihn bringen kannst? So wie mich, als die Bedrohung durch Samael zu groß wurde.“
    „Es war übel genug, das ganze Sanatorium für eine Woche von allen Gedanken an dich zu befreien, damit das nicht auffliegt. Bei Michael wäre es noch kritischer, denn er lebt zu Hause bei seiner Familie. Die Bindung zwischen ihm, seiner Mutter und seiner Schwester ist sehr eng. Die Gedanken von Veronica und Bess Jones so zu manipulieren, dass sie ein Familienmitglied, das zudem noch in ihrem Haus lebt, vollkommen vergessen, würde sie vermutlich in den Wahnsinn treiben.“
    „Bei mir war es leichter“, stellte Eleanor verbittert fest. „Mich konnte man eher vergessen. Immerhin bin ich nur eine Irre in einem Sanatorium.“
    Raphael blickte sie verwirrt an. „Was redest du da? Bei dir war es nur deshalb leichter, weil du zurzeit nicht Tür an Tür mit deiner Familie lebst, zu der die Menschen eben die engsten emotionalen Verbindungen haben. Du siehst deine Familie nicht jeden Tag, aber das wird sich doch

Weitere Kostenlose Bücher