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König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: König der Seelen (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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Enttäuschungen nicht zurechtkam. Nein, Liliths Seele mochte verletzt sein, aber böse war sie nicht. Dafür war ihr Leben viel zu tragisch gewesen.
    Raphael stöhnte gequält auf. War Lilith nun in seinen Geist eingedrungen um ihn zu manipulieren? Er wusste es nicht. Aber möglich wäre es allemal gewesen.
    „Hör mir zu, Eleanor“, begann er. „Es mag Dinge geben, die Lilith mir geben könnte und du nicht. Aber darum geht es nicht. Denn das einzig Wichtige ist, dass du etwas besitzt, was Lilith nicht hat: du bist warmherzig zu jedem, der es verdient und du machst keine Unterschiede zwischen Menschen, Engeln und Dämonen. Das ist es, was mich zu dir zieht und in diesem Punkt kommt Lilith nicht an dich heran.“
    Eleanor sah ihn einen Augenblick lang an. Die Verzweiflung stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, doch schließlich nickte sie. Raphael sah sie ernst an und zwang sich zu einem Lächeln. Beiden war in diesem Moment vollkommen klar, dass beim anderen noch immer letzte Zweifel geblieben waren. Zweifel, die nicht allein durch Worte aus der Welt zu schaffen waren.
     
    Michael war heil nach Hause gekommen. Den gesamten Weg über hatte er das unangenehme Gefühl nicht abzuschütteln vermocht, dass er verfolgt würde. Dass Blicke hinter seinem Rücken auf ihn gerichtet waren. Böse, hinterhältige Blicke, die durch sein Fleisch und seine Knochen direkt in seine Seele drangen und dort bis in die hintersten Ecken sahen.
    Als er endlich die Tür hinter sich ins Schloss fallen ließ, atmete er zum ersten Mal wieder auf. Ihm war bewusst, dass er vor den Mächten, die ihre Blicke auf ihn gerichtet hatten, hier in den eigenen vier Wänden keineswegs sicher war. Und doch war der Anblick der vertrauten Möbel, Tapeten und Teppiche ein wenig beruhigend. Hier war es besser.
    In was für eine Geschichte war er da nur hineingeraten? Zumindest verstand er jetzt, warum es diese starke Verbindung zwischen Eleanor und Raphael gab. In gewisser Weise hatte es sehr wohl etwas mit der Tatsache zu tun, dass er ein Engel war. Nicht unbedingt, weil er damit so unendlich weit über den Menschen stand und Eleanor sich davon angezogen fühlte. Eher, weil er ein Außenseiter war – ebenso wie Eleanor. Die beiden hatten einander Halt gegeben, als niemand sonst es konnte.
    Michael seufzte. Er wünschte sich, nicht in diesen gefährlichen Krieg zwischen Engeln hineingezogen zu werden, doch dafür war es jetzt wohl zu spät. Was da zwischen Lilith und Raphael geschah, konnte einen Menschen leicht das Leben kosten. Das dadurch auch Eleanor in Gefahr war, wurde ihm erst jetzt so richtig bewusst.
    Einen Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, Bess in alles einzuweihen, doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. Sie würde ihm ohnehin nicht glauben und darüber hinaus wäre sie keine Hilfe. Nein, er würde anders mit diesem Problem fertig werden müssen.
    Fröstelnd schlang er die Arme um sich. Warum nur war es plötzlich so kalt hier? Ihm war, als sei die Raumtemperatur schlagartig um mehrere Grad gefallen. Merkwürdig, gerade eben noch hatte er sich zu Hause wohl und sicher gefühlt. Jetzt jedoch war es eisig kalt und ein unangenehmes Gefühl machte sich in seinem Magen breit. Ein Gefühl, das er in dieser Art lange nicht mehr gespürt hatte. Das letzte Mal als Kind…
    Eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen und er fühlte, wie seine Nackenhaare sich aufstellten. Sein Herzschlag begann zu rasen und ein dünner Schweißfilm bildete sich auf seiner Stirn. Er hatte Angst. Mehr noch, dies hier war eine regelrechte Panikattacke.
    „Du kannst mich sehen, Kleiner!“, erklang plötzlich eine Stimme.
    Michael sah sich hektisch um. Was war das für eine Stimme gewesen? Sie schien von weit her zu kommen, wie durch einen langen Tunnel. Und sie klang unzweifelhaft böse.
    „Was war das?“, entfuhr es Michael.
    Ein hässliches, meckerndes Lachen fuhr durch den Raum und Michaels Magen verkrampfte sich vor Furcht derartig, dass er sich förmlich krümmte. Er wollte rennen, nur fort aus seinem Zimmer, doch seine Muskeln waren plötzlich schwach und gehorchten seinem Willen nicht mehr. Er wankte durch den Raum, der doch so aussah wie immer. Dort sein alter Schreibtisch, sein Bett, der Schrank, die alten Flugzeugmodelle auf dem Regal neben den CDs und der HiFi-Anlage. Aber irgendetwas Seltsames befand sich jetzt mit ihm in diesem Raum, so viel hatte Michael begriffen. Etwas Unheimliches und Niederträchtiges. Etwas, das man nicht sehen

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