König der Vampire - Nikolay, S: König der Vampire
ab dem Moment war ihre Erinnerung sehr verschwommen.
Was war denn mit ihren Eltern, hätten die nicht den großen Wolf und diese Leute sehen müssen?
„Meine Eltern ...?“, begann sie fragend.
„Wir konnten ihnen nicht mehr helfen. Es tut mir leid“, sagte Etienne.
Ihre Eltern waren tot?
Paulina drehte den Kopf und starrte an die weiße Decke. Eine Träne kullerte über ihre Wange. Dieser Wolf hatte sie angegriffen, dann wohl auch ihre Eltern. Doch was hieß das jetzt? Eli sagte ihr, sie hätte sie geheilt und damit etwas verursacht, was nicht rückgängig zu machen war. Und ihr Arm sah unversehrt aus, wie lange hatte sie dann hier gelegen? So schnell heilte eine tiefe Bisswunde auch nicht. Und sie war tief gewesen, Paulina hatte es schließlich selbst gesehen.
Ruckartig setzte sie sich auf und sah Eli fordernd an.
„Folgende Fragen: Wie lange liege ich schon hier? Und was bitte solltest du getan haben, was nicht zu ändern ist? Am allerwichtigsten jedoch, ist dieser Wolf tot? Hat den wer erschossen?“
Eli schluckte schwer, Paulina sah es sehr genau. Als würde sie einen Kloß im Hals haben.
„Die erste Frage. Du bist seit gestern, später Nachmittag hier. Du warst bewusstlos. Falls du fragst, es ist jetzt Viertel nach Acht. Morgens.“
Paulina starrte sie an und riss die Augen weit auf, dann sah sie ihren Arm noch mal an.
„Unglaublich, was? Die zweite Frage: Ich habe dir von meinem Blut gegeben. Das tat ich deshalb, weil ich über besondere Heilkräfte verfüge. Aber das genau ist auch das Problem. Mein Blut hat dich verändert.“
Jetzt blickte Paulina kritisch.
„Und drittens: Ja, der Wolf ist tot. Mein Mann hat ihm das Herz herausgerissen, als er über dich und Etienne herfiel. Erschießen hätte nichts genützt. Denn dieser Wolf, Paulina, war ein Werwolf.“
Nun sah Paulina schockiert aus. Sie sah von einem zum andern, fragte sich, ob die allen Ernstes noch ganz dicht waren.
Das war doch unmöglich, solche Fabelgestalten gab es doch gar nicht!
„Du glaubst das nicht, hm? Anna ist auch ein Wolf. Aber sie ist in Ordnung, der andere Wolf hatte eine Erkrankung, die sich Eisfieber nennt. Das kommt der Tollwut sehr nahe. Das Gift in seinem Speichel hätte dich getötet, der Biss selbst war nicht so schlimm.“
Paulina rutschte auf dem Bett bis zum Kopfende. Weshalb jagte Eli ihr so eine Angst ein? Diese Anna sollte ein Werwolf sein? Diese Krankheit, die gab es doch gar nicht. Entsprang hier alles einem verwirrten Geist oder waren die wirklich alle bekloppt? Die bunten Linsen sprachen dafür, doch ihr Verhalten war ruhig.
„Ich werde dir nichts tun. Wirklich nicht. Und es ist wahr, was Eli gesagt hat, ich bin eine Wölfin. Außerdem würde ich dich nicht ohne einen Grund beißen, mir ist schon schlecht genug“, meinte Anna.
„Aber, du siehst doch normal aus! Wie kannst du sagen, du wärst eine Wölfin?“
„Weil ich es bin, ich kann es dir auch zeigen“, meinte Anna seufzend.
„Zeigen?“, Paulina runzelte die Stirn.
„Moment“, meinte Anna und ging zu einer Tür.
Paulina sah, dass es sich um ein Bad handelte. Anna bewegte sich geschmeidig, fließend. Man merkte kaum, dass sie überhaupt auftrat und ging.
Anna verschwand im Bad, ein Rascheln erklang, als würde sie sich ausziehen. Was dann durch die Tür zurückkam, ließ Paulina die Luft anhalten.
Es ist wahr! , dachte sie entsetzt.
Ein schwarzer, schlanker und großer Wolf tapste ins Zimmer. Die Ohren angelegt, den Kopf schief haltend. Paulina dachte, das Tier sähe sie fragend an. Die Augen gaben ihr die Gewissheit, sie waren noch die gleichen schwarzen Kugeln mit den schimmernden Flecken.
„Glaubst du es jetzt?“, fragte das Tier.
Die Stimme klang unverändert. Gott, Tiere redeten nicht!
Paulina zwang ihren Blick von ihr weg und sah Eli an.
„Bin ich jetzt wie sie? Und seid ihr es?“
„Nein. Du bist nicht wie Anna. Du bist jetzt wie wir", sagte Eli.
„Und was genau ist das?“, fragte Paulina mit dünner Stimme.
Sie blickte zwischen Eli und Etienne hin und her. Beide schienen keine Antwort geben zu wollen. Dann lächelte Etienne sie an. Ihr Blick heftete sich auf seinen Mund. Ihr Kopf schnellte zu Eli, die nun ebenfalls lächelte und ihre Zähne präsentierte. Beide hatten lange Eckzähne im Oberkiefer.
Das war zu viel. Paulinas Verstand gab sich geschlagen und hüllte sie in Dunkelheit. Bewusstlos kippte sie vornüber auf das Bett.
„Habt ihr toll gemacht!“, lobte Anna sarkastisch.
„Danke
Weitere Kostenlose Bücher