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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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als gar keine Waffe, Säufer! Und folge dem Kleinen. Heinrich meint, der Junge weiß, wo wir sicher sind!«
    Der Sennberger beugte sich im Sattel vor, zog den Sperrriegel zurück und stieß mit einem Fußtritt das Tor auf. Sofort preschten die ungesattelten Pferde davon. Ludwig gab seiner Stute die Sporen. Dumpfer Schmerz pochte hinter seinen Schläfen. Eine Gruppe von Männern mit Fackeln, Knüppeln und Kurzschwertern drängte sich vor dem Gasthaus, das in hellen Flammen stand. Das Ganze wirkte wie eine Belagerung! Was ging hier vor? Die panisch flüchtenden Pferde preschten in den Mob hinein. Männer strauchelten. Hufe schlugen Funken aus dem Pflaster. Schreie. Dazu der Gluthauch des Feuers und in der Ferne panische Rufe und Hornsignale, die die schlafende Stadt vor dem Brand warnten. Es war fast wie damals im brennenden Mailand, dachte Ludwig benommen.
     
    »Für den Kaiser!«, brüllte Anno, riss das Schwert hoch über den Kopf und preschte den Brandstiftern entgegen.
    Ludwig lenkte sein Pferd an Heinrichs Seite. Sein Gefährte hatte Schwierigkeiten, sich im Sattel zu halten. Wie eine Pappel im Sturm schwankte er hin und her. Er hatte nicht einmal die Kraft, sein Schwert zu heben.

    Die Mordbrenner hatten sich von ihrem ersten Schreck erholt. Sie versuchten, ihnen den Weg zu verstellen. Ludwig klemmte sich die Heugabel unter den Arm, als sei sie eine Lanze. Er gab Bardas ein Zeichen, die Zügel von Heinrichs Pferd zu nehmen. Dann stieß er seiner Stute die Stiefel in die Flanken und hielt auf einen Bogenschützen zu, der gerade auf Anno anlegte. Die Heugabel traf den Griechen mit solcher Wucht in den Rücken, dass ihre hölzernen Zinken aus seiner Brust heraustraten. Der Schaft der Waffe brach. Aus den Augenwinkeln sah Ludwig, wie Heinrich auf die Mähne seiner Stute sank. Sofort riss er sein Pferd herum. Nicht auch noch Heinrich! Bardas winkte und deutete auf den Eingang einer Gasse. »Hier entlang! Der Weg ist frei!«
    »Zurück, Anno!«, rief der Firneburger seinem Kameraden zu, der noch immer zwischen den Byzantinern wütete. »Wir müssen Heinrich fortbringen, er stirbt!«
     
    »Wir brauchen einen Medicus!« Ludwig betonte jedes einzelne Wort überdeutlich, doch Bardas schien nicht zu verstehen. Der Junge hatte sie auf einen Hinterhof gebracht, wo andere Kinder, die er offensichtlich kannte, die Pferde übernahmen. Sie waren dort kaum länger geblieben, als sie zum Absteigen gebraucht hatten. Danach hatte er sie in ein Labyrinth von Gassen geführt.
    Anno trug den bärtigen Ritter auf den Armen wie ein Kind. Der Sennberger hatte Bärenkräfte! Heinrich schien die Besinnung verloren zu haben. Er hatte die Augen geschlossen und atmete ganz flach.
    Blut troff von Annos Händen. Sie hatten einen notdürftigen Verband angelegt, doch wollte es ihnen nicht gelingen, die Blutung zu stillen. Vielleicht hätten sie den Dolch
nicht aus seiner Schulter ziehen sollen … Heinrich ging es immer schlechter. Ludwig fürchtete, dass sein Freund die Nacht nicht überleben würde, wenn sie keinen Heilkundigen fanden.
    »Einen Heilkundigen!«, wiederholte er beschwörend. »Verstehst du nicht? Wenn niemand die Wunden unseres Freundes versorgt, dann wird er sterben!«
    Bardas nickte ernst und ging weiter. Ludwig hätte weinen können vor Wut. Warum verstand der Junge ihn denn nicht?
    Endlich erreichten sie eine versteckte Treppe, die sie zu einem schmalen Gang unter der Erde führte. Es stank nach Fäkalien. Fast blind tasteten sie sich durch die Finsternis. Plötzlich blieb Bardas stehen. Ludwig konnte nicht erkennen, was der Junge machte. Funken stoben. Die kleine gelbe Flamme einer Öllampe leuchtete auf und riss eine Wunde in die Finsternis. Es war kühl.
    Ludwig sah sich verwundert um. Sie befanden sich in einem Gang, der kaum mehr als einen Schritt breit war. Die Ziegelmauer auf der rechten Seite war feucht. Weiße Kalkkrusten wucherten zwischen den Fugen. Über ihren Köpfen klaffte ein gezacktes Loch in der Wand.
    Bardas deutete nach oben. Der Junge drückte Ludwig die Öllampe in die Hand und sprang hoch. Seine Hände klammerten sich um bröckelnde Ziegel. Der Ritter konnte sehen, wie sich die Armmuskeln des Jungen spannten. Mit einem Ruck zog Bardas sich hoch und verschwand in dem Loch.
    »Und wie sollen wir Heinrich dort hinaufbringen?« Anno schaute sich ratlos um.
    Wie zur Antwort rutschte ein Seil aus dem Mauerspalt.
Das Gesicht des Jungen erschien über ihnen. Er gab ihnen aufgeregt Zeichen, ihm zu folgen.
    »Du

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