Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht
besonderen Preis, wenn Ihr kauft, Herr. Als Dank, dass Ihr aufgedeckt habt den Betrug.«
Der Ritter dachte an den neuen Bogen, den er vor zwei Tagen gekauft hatte. Vielleicht hatte der Grieche ja ein
Amulett oder eine Reliquie, durch welche die Treffsicherheit erhöht wurde?
Heinrich war müde und niedergeschlagen, als er zum Gasthaus am Kontoskalion-Tor zurückkehrte. Der Tag im Kloster hatte sie bei der Suche nicht weitergebracht. Je mehr sie über die Drei Könige lasen, desto mehr verwirrte sich das Bild. Zuletzt hatte Zenon vorgeschlagen, er wolle morgen zu den Archiven des kaiserlichen Palastes gehen. Er hoffte, dort Aufzeichnungen über die Reisen der heiligen Helena zu finden und eine Notiz darüber, unter welchen Umständen die Königsreliquien nach Mailand gelangt waren. Als sie sich trennten, war der Mönch in schlechter Stimmung gewesen.
»He, Blauer!« Ein Mann in grüner Tunika trat aus einem Hauseingang. In der Rechten hielt er einen schweren Knüppel. »Es heißt, deine Leute hätten gestern versucht, die Pferde von Parmenion zu vergiften.«
Heinrich hatte schon von Parmenion gehört. Er war der beste Wagenlenker der Grünen, und wenn man den Gerüchten auf den Straßen glaubte, würde er das nächste Rennen im Hippodrom gewinnen. »Ich bin ein Fremder. Es ist Zufall, dass ich einen blauen Umhang trage. Ich habe nichts mit den Blauen zu schaffen.«
»Ein Feigling ist er also auch noch!« Ein zweiter Mann trat hinter Heinrich auf die Straße. »Was sollte man von einem Blauen auch anderes erwarten!«
Heinrich wich einen Schritt zurück, so dass er eine Hauswand im Rücken hatte. Noch drei weitere Männer kamen aus ihren Verstecken hervor. Heinrich öffnete die Brosche an seinem Umhang und wickelte ihn sich um den linken Arm. »Ich biete euch einen Silberdenar, wenn ihr mich in
Frieden lasst. Das müsste für einen Krug Wein für jeden von euch reichen. Trinkt in meinem Namen auf das Wohl von Parmenion und seinen Pferden.«
»Der Lateiner will uns zum Narren halten!« Der Wortführer der Bande war ein großer Kerl mit den Muskeln eines Hafenarbeiters. Er tat einen schnellen Schritt nach vorn und schwang den Knüppel hoch über den Kopf.
Heinrich trat dem Angreifer entgegen und fing die Hand im Schlag ab. Mit einer geschickten Drehung warf er den Griechen in den Staub. Aber schon stach ein anderer mit einem Messer nach ihm. Heinrich konnte dem Angriff mit knapper Not ausweichen. Die Klinge verfing sich in seinem Umhang. Der Ritter versetzte dem Mann einen Stoß, so dass er gegen zwei andere Angreifer prallte. Für einen Atemzug hatte er sich Zeit verschafft. Er zog sein Schwert, obschon er wusste, dass ihm die lange Waffe hier in der engen Gasse nicht viel nutzen würde. Zu leicht war es, die Klinge zu unterlaufen. Und die Angreifer waren zu viele! Wenn sie zu mehreren auf ihn eindrangen, wären sie mit ihren Dolchen und Knüppeln im Vorteil.
Doch statt über ihn herzufallen, zögerten sie. Ihnen war klar, das zumindest der Erste von ihnen, der einen Angriff wagte, nun beste Aussichten hatte, drei Fuß blanken Stahl durch den Leib getrieben zu bekommen.
Heinrich spürte die warme Hauswand in seinem Rücken. Er musterte die dunklen, braungebrannten Gesichter der Männer. Ihm war klar, dass er nicht siegen konnte, wenn sie alle gemeinsam über ihn herfielen. Er dachte an Clara, die ihn liebte und auf seine Rückkehr wartete, und er dachte an Rother, der sein Freund gewesen war und dem er einen Eid geleistet hatte.
Einer der Männer zog ein Messer und schleuderte es. Heinrich duckte sich. Die Klinge verfehlte ihn nur um wenige Zoll.
Noch ein Messer blitzte auf. Wenn er es nur bis zum Gasthaus schaffen würde! Es konnte kaum mehr als hundert Schritt entfernt sein. Sonst wimmelte es zu dieser Stunde in den Gassen stets von Menschen, doch heute ließ sich niemand blicken.
Er durfte den anderen nicht das Handeln überlassen. Entschlossen hob Heinrich das Schwert und stürmte vor. Wenn es noch Gerechtigkeit auf Gottes Erden gab, dann würde er jetzt nicht sterben!
Seine Klinge traf auf Widerstand. Blut spritzte ihm ins Gesicht. Ein Schlag traf seine Schulter. Er taumelte … Laufen sollte er, laufen, so schnell ihn seine Füße trugen.
Anno lehnte sich zurück und schob das Holzbrett mit den Hühnerknochen zur Seite. Der Tag hatte zwar nicht den erhofften Erfolg gebracht, den dritten König hatte er nicht gefunden, trotzdem war er nicht unzufrieden. Nicht alle Reliquien, die Alexandros in
Weitere Kostenlose Bücher