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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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würde. Er machte ein paar Schritt und beobachtete den Ritter dabei aus den Augenwinkeln. Doch dieser Bastard rührte sich nicht von der Stelle.
    Anno war in ausgesprochen übler Stimmung, als er sein Zelt betrat. Wütend schnallte er das Schwert ab und warf es auf sein Lager. Was für ein Abend! Der Erzbischof bestellte ihn zu sich und erging sich dann in geheimnisvollen Reden. War es tatsächlich Rainalds Absicht, etwas aus dem Dom zu Mailand zu stehlen, oder hatte er den Erzbischof nur falsch verstanden?
    Verärgert betrachtete der Ritter sein karges Nachtmahl. Während sein Knappe am reich gedeckten Tisch des Kirchenfürsten saß, wurde ihm ein solcher Fraß vorgesetzt. Ein
Stück trockenes Brot, etwas Käse und dazu noch ein Schälchen mit diesen widerwärtigen, öligen Früchten!
    »Maria!« Wann würde die Amme seiner Tochter endlich lernen, dass er diesen Lombardenfraß verabscheute!
    Eine kleine Frau mit faltigem Gesicht schob sich durch den Zelteingang. Anno warf ihr die Schale vor die Füße. »Damit kannst du Schweine füttern gehen! Warum habe ich kein Fleisch auf dem Tisch, Weib?«
    Die Alte krümmte sich, als fürchte sie, Anno würde noch weitere Dinge nach ihr werfen. »Es gab kein Fleisch, Herr. Ich habe mir die Füße wundgelaufen, aber es war nichts zu bekommen. Weil der Krieg schon so lange dauert. Alle Herden in dieser Gegend sind längst in die Bäuche der Ritter und ihrer Waffenknechte gewandert.«
    Seufzend ließ sich Anno auf der Bettstatt nieder. »Dann bring mir einen Krug Bier, und schick mir Clara.« Das aufgeregte Geschnatter seiner Tochter würde seine trüben Gedanken vertreiben.
    »Ich fürchte, sie ruht schon, Herr.« Anno hatte den Eindruck, dass das Gesicht der Amme unter ihrer Haube verschwand wie eine Schnecke in ihrem Haus. »Soll ich sie wecken?«
    Der Ritter schüttelte müde den Kopf. »Nein, lass sie schlafen! Du kannst dich auch zur Ruhe begeben.«
    Als die Alte das Zelt verlassen hatte, sank Anno erschöpft auf sein Lager. Er starrte zur Zeltdecke aus bleichem roten Stoff und versuchte sich an das Gesicht seiner Frau zu erinnern. Sie war vor sieben Jahren im Kindbett gestorben, und der Sohn, den sie ihm geboren hatte, war ihr schon nach drei Tagen gefolgt. Ihre Züge verblassten in seiner Erinnerung mehr und mehr. Nur ihr Lachen klang ihm noch
immer im Ohr. Es war das schönste Lachen, das er jemals gehört hatte, und keine Musik, keine Gesänge hatten in seinen Ohren jemals so wunderbar geklungen. Bei einer Eberjagd, mitten im Regen, hatte er Magdalena zum ersten Mal gesehen. Wie eine Fee war sie ihm vorgekommen, die sich aus irgendeinem Grund unter die Menschen gewagt hatte.
    Wann immer ihn die sehnsüchtigen Erinnerungen an seine tote Frau heimsuchten, wurde ihm zugleich bewusst, dass er alt wurde. Auch wenn er es vor den anderen Rittern niemals eingestanden hätte, solche Feldzüge waren nichts mehr für ihn. Aber diesmal hatte er seine Tochter Clara dabei. Wenn es ihm gelang, dass sie in das Gefolge der Kaiserin aufgenommen wurde, konnte er beruhigt sein und sich für immer auf sein Gut zurückziehen.
     
    Als Rother seine Beichte beendet hatte, war es dunkel geworden. Gespannt starrte er den Mönch an und wartete auf seine Buße. Doch statt mit ihm ins Gericht zu gehen, räkelte sich der Archipoeta nur und ließ den leeren Weinkrug neben sich ins Gras rollen.
    »Das war alles?« Er schüttelte den Kopf. »Wenn du wüsstest, was ich schon alles zu hören bekommen habe!«
    »Aber ich bin doch kein Held. Ich habe es nicht verdient …«
    Der Mönch gebot ihm mit einer herrischen Geste zu schweigen. »Ich bin der Priester, und ich bemesse deine Schuld und verantworte mein Urteil vor dem Herrn.« Er schlug nachlässig ein Kreuz und streckte dann die Arme aus, als wolle er das ganze Heerlager umarmen. »Mehr als fünfhundert Ritter lagern hier. Ich wette um meine Kutte, dass fast alle von ihnen für Geringeres in den Ritterstand
erhoben wurden. Die meisten von ihnen haben lediglich das Glück gehabt, den richtigen Vater zu haben und eine Geburt von Stand. Du hast heute dem Tod ins Auge gesehen und dich sehr mutig verhalten. Willst du sie alle zu Lügnern machen, indem du dich nun selbst einen Feigling nennst? Du sagst, du hättest heute Morgen Angst gehabt? Dann lösche diesen Makel aus, indem du jetzt Mut zeigst!«
    Die Worte des Mönchs machten Rother schwindelig. Und sie ängstigten ihn. Alles, was der Priester sagte, erschien richtig, und doch … »Aber wenn ich mich

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