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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Anno. Hast du schon gegessen?«
    »Ja, Exzellenz. Ein Stück Brot, das frisch vom Ofen kam.« Anno verstummte abrupt. Was erzählte er dem Kanzler des Reiches von seinem Abendessen? Rainald hatte die Geschäfte des Kaisers wahrzunehmen und konnte seine Zeit nicht mit solchem Gewäsch vergeuden!

    »Der Herzog von Berg hat mir von deinem Knappen erzählt. Ist er dem Kaiser treu ergeben?«
    »Unbedingt, Euer Exzellenz!«
    »Und er steht auch treu zu seinem Lehnsherren und Erzbischof?«
    »Ich würde meine Hand für ihn ins Feuer legen!«
    Der Erzbischof starrte auf das Dokument, das auf dem Tisch lag. »Du bist mir vor zwei Jahren aufgefallen, Anno, bei den Kämpfen um Crema. Du warst einer der Ersten, die beim großen Sturmangriff auf den Mauern standen. Ich habe auch gesehen, wie du unverzagt weitergestiegen bist, als die Leitern rechts und links neben dir niedergerissen wurden. Ohne Zweifel bist du ein Mann von Mut; und wie es scheint, ist sogar dein Knappe tapferer als die meisten Ritter, die unter dem Banner des Kaisers reiten. Ich suche vier Männer, denen ich unbedingt vertrauen kann und die für mich sogar zu den Pforten der Hölle hinabsteigen würden, wenn ich es ihnen befehle. Bist du ein solcher Mann, Anno?«
    Der Ritter leckte sich nervös über die Lippen. »Ich habe noch nie gezögert, einen Befehl des Kaiser oder von Euch, Exzellenz, auszuführen.«
    Rainald lächelte matt, gerade so, als begänne ihn diese Unterredung schon zu ermüden. »Gut, dann suche mir noch drei, die von deiner Art sind, Anno. Und achte darauf, dass es Männer sind, die von etwas getrieben werden. Der Liebe zu Gott, dem Streben nach Ruhm … so wie dein Knappe, der ganz allein einen Hügel voller Bogenschützen angegriffen hat. Sie sollen mir helfen, jenen Alb zu bezwingen, der mir Nacht für Nacht den Schlaf raubt. Ich werde euch an dem Tag rufen, an dem Mailand fällt. Ihr werdet für mich etwas aus dem Dom holen, bevor die Stadt ein Raub
der Flammen wird. Allerdings werdet ihr nicht unter meinem Banner reiten können.«
    »Aber wer sollte es wagen, den Dom anzuzünden? Das Haus Gottes!«
    »Scher dich nicht um Politik, Anno. Mailand wird geplündert und dem Erdboden gleichgemacht werden! Das Schicksal der Stadt ist schon jetzt besiegelt!« Der Erzbischof hatte die Hände so fest zu Fäusten geballt, dass sich seine Knöchel weiß unter der Haut abzeichneten. »Und nun geh, und mach dich auf die Suche nach den Männern, die ich dir beschrieben habe. Nach der Heerschau in Pavia erwarte ich deinen Bericht! Möge Gott dabei an deiner Seite sein! Euch wird es bestimmt sein, den Willen des Herrn zu vollziehen. Und es ist auch sein Wille, dass Cöln eine heilige Stadt werden wird.«
     
    Wie ein geprügelter Hund strich Rother durch das Feldlager. Die Geschichte über seinen Angriff auf die Lombarden hatte sich schon überall herumgesprochen. Manche der Männer nickten ihm anerkennend zu, wenn er vorbeiritt. Männer, die ihn am Abend zuvor nicht einmal wahrgenommen hatten. Doch all ihr Respekt beruhte auf einer Lüge! Und was für ein Ritter würde er werden, wenn schon sein Ritterschlag auf falschem Zeugnis beruhte?
    Für den Abend war er an die Tafel des Erzbischofs geladen. Noch nie hatte ein Knappe zwischen den Fürsten des Reichs gesessen. Sie würden ihn gewiss nur ansehen müssen, um in ihm den Lügner zu erkennen.
    Ängstlich blickte Rother zu den anderen Knappen, die soeben die Pferde ihrer Herren zur Tränke trieben. Vielleicht sollte er fliehen? Bei den Küchenzelten sah er einen
dürren Mönch mit dem Mundschenk des Erzbischofs streiten. Rother kannte ihn. Der Mönch genoss das besondere Vertrauen Rainalds. Keiner wagte es, in Gegenwart des Erzbischofs so zu sprechen wie sein Dichter, der Erzpoet. Mit seiner Hilfe könnte Rother in das Zelt des Bischofs gelangen und dem Fürsten alles beichten. Wenn der hohe Herr von Dassel rechtzeitig erfuhr, was sich in Wahrheit bei dem Hügel zugetragen hatte, mochten ihm das Essen und die Schmach, als falscher Held entlarvt zu werden, vielleicht erspart bleiben.
    Entschlossen ging der Knappe auf den Mönch zu, der sich mit einem Krug Wein im Arm vom mürrisch dreinblickenden Mundschenk verabschiedete. »Pater, helft mir! Ich muss vor Euren Herrn treten. Noch in dieser Stunde!«
    Der Mönch sah ihn einen Augenblick verwundert an, dann verzog er den Mund zu einem breiten Grinsen. »Der Herr Fürchtenichts, nicht wahr? Nun, um noch in dieser Stunde vor meinen Herrn zu treten, siehst du

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