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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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mir leid … Du hattest Recht. Der König … er hat zu mir gesprochen. Ich hätte es nicht tun dürfen, damals … Ich hatte keine Kraft mehr. Das Messer … Ich wollte das Seil nicht durchschneiden, an dem du hinaufgeklettert bist.«
    »Hoffe nicht auf meine Vergebung«, zischte der Mönch. »Ich wünsche dir die Hölle für das, was du getan hast! Alle, die an deinen Taten Anteil hatten, werden dafür büßen.«

    »Ich war es allein«, beteuerte Anno matt. »Allein …« Das Gesicht beugte sich näher über ihn. Etwas veränderte sich. Der Mönch! Er nahm sein Gesicht ab! Dahinter war … »Gott im Himmel, vergib mir!«
    Der Fremde starrte ihn mit weiten Augen an. Sein Gesicht war ein Antlitz des Schreckens! Es war gar nicht Zenon, sondern ein Bote der Hölle.
    »Ich muss zum Erzbischof, bitte … Clara.«
    »Deine Tochter?«
    »Gib mir noch ein paar Wochen!« Anno bekam kaum noch Luft. Es war, als drücke eine gewaltige Last auf seine Brust. Die eisige Kälte des Wassers kroch ihm vom Rücken her zu den Eingeweiden. Lag er denn noch im Wasser? »Wenn ich sterbe, verliert Clara mein Lehen … Mittellos wird sie nicht am Hof der Kaiserin … bleiben können.« Ein Hustenkrampf schüttelte ihn. Warmes Blut perlte über seine Lippen. »Nur ihre Hochzeit … Ich muss sie …«
    »Ich kann deine Zeit auf Erden nicht verlängern. Ein anderer hat für mich entschieden.« Die Stimme klang nicht mehr so hasserfüllt.
    Der Sennberger rang nach Luft. Er musste dem Tod noch ein paar Wochen abhandeln … oder wenigstens ein paar Stunden. Wenn er dem Erzbischof den Eid abnehmen konnte, dass er für Clara sorgte, dann könnte er beruhigt sterben. Er bäumte sich noch einmal auf, doch dann erreichte die Kälte sein Herz.

29

    Erschrocken zuckte Rainald zusammen, entspannte sich aber sofort wieder. Nur ein glühendes Scheit war im Lagerfeuer umgestürzt. Funken tanzten zum Himmel hinauf und verglommen in der Nacht.
    Ricardo wälzte sich unruhig auf seinem Lager. Er hatte viel Blut verloren und war völlig entkräftet. Nur vage hatte er beschreiben können, was geschehen war, doch an einer Nachricht gab es keinen Zweifel. Der schwarze Mönch war kein Hirngespinst Annos gewesen. Er existierte!
    Auch Ludwig konnte keinen Schlaf finden. Rainald bemerkte, dass der Ritter ihn anschaute. Ihre Augen begegneten sich. Sie hatten es nicht gewagt, an den Ort zu reiten, an dem Anno gestorben sein musste. Wenn der schwarze Mönch ihn nicht begraben hatte, lag er als Fraß für die Wölfe im Wald.
    »Was habt ihr mir verschwiegen?«, fragte Rainald leise. »Was ist in Outremer geschehen? Hat euch der Mönch schon dort verfolgt? War er es, der Zenon und Heinrich tötete?«
    »Nein.« Ludwig schüttelte entschieden den Kopf. »Da war nichts!«
    »Wie sind die beiden ums Leben gekommen?«, drängte der Erzbischof.
    Ludwig wich seinem Blick aus. »Das wisst Ihr doch, Herr. Heinrich verbrannte bei einem Kampf mit den Sarazenen. Und Zenon stürzte ab, weil das Seil, das ihn halten sollte, zerriss.«

    »Und es zerriss, weil jemand seinen Dolch daran wetzte!«, erklang eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Rainald war mit einem Satz auf den Beinen. Seine Hand fuhr zum Schwert. Auch Ludwig hatte die Waffe gezogen. »An dem, was Zenon geschehen ist, hatte ich keinen Anteil«, rief der Ritter der Stimme aufgebracht entgegen.
    »Und was war mit Heinrich? Es war wohl Anno, der die Fackel ins Öllager geworfen hat.« Eine Gestalt in Mönchskutte löste sich aus der Dunkelheit. Sie hielt die Arme vor der Brust verschränkt, die Hände in den weiten Ärmeln verborgen. Die Kapuze verbarg das Gesicht.
    »Ich bin hier, um Gerechtigkeit für deinen Verrat in Galiläa zu fordern. Erst wenn du tot bist, werden Heinrich und Zenon ihren Frieden finden.«
    »Bei der Heiligen Jungfrau! Wer bist du? Ich schwöre bei allen Heiligen, dass ich mit den Morden nichts zu schaffen hatte!«
    Rainald fasste sein Schwert fester und machte einen Schritt auf den Mönch zu. Von einem Unbewaffneten würde er sich nicht einschüchtern lassen!
    »Bleibt stehen, Fürsterzbischof! Oder wollt Ihr das blutige Handwerk selbst verrichten? Nachdem Euer Meuchler nicht so erfolgreich war, wie Ihr hofftet, müsstet Ihr diesen Zeugen mit eigener Hand töten, bevor Ihr Cöln erreicht.«
    Ludwig wich ein wenig zurück und blickte verunsichert zum Erzbischof hinüber.
    Rainald lächelte matt. »Glaube ihm nicht. Er weiß, dass er gegen zwei Schwertkämpfer nicht bestehen kann. Los, rächen wir

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