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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Anno!«
    Ludwig machte einen Satz nach vorne und hob sein
Schwert. In silbernem Bogen schnitt die Klinge durch die Nacht. Doch der schwarze Mönch hob nur die Arme, und aus seiner linken Hand wuchsen vier Dolchklingen. Er fing den Hieb des Ritters ab, drehte die Hand und nutzte die Wucht, mit der Ludwig den Angriff geführt hatte, um ihn zu entwaffnen. Ein schneller Fausthieb ließ ihn straucheln, und ein zweiter warf ihn zu Boden.
    Vorsichtig machte Rainald einen Schritt auf den Mönch zu.
    Drohend hob der Fremde die Klingenfaust. »Keinen Schritt näher! Ich bin Euch durch einen Eid verbunden! Ihr zerteilt dieses Band, wenn Ihr die Waffe gegen mich erhebt!«
    »Wer seid Ihr?«
    »Ein Toter! Lasst es dabei bewenden.« Der Mönch kniete neben Ludwig nieder und schüttelte ihn. »Was ist in dem Öllager geschehen? Wie kam es dazu, dass ihr Heinrich verbrannt habt?«
    »Wir waren Sarazenen in die Falle gegangen. Es gab keinen Ausweg. Sie hätten den dritten König erbeutet. Anno hatte mich zu sich gerufen. Ich sollte ihm helfen, die Pferde zu beruhigen. Da hat er mich niedergeschlagen. Ich konnte es nicht verhindern. Glaubt mir, ich hatte keinen Anteil an Heinrichs Tod.«
    Der Fremde hob die Klingenfaust.
    »Bitte, schont mein Leben! Erlegt mir eine Buße auf! Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, ich werde büßen.«
    Als die Faust niederglitt, stieß Ludwig einen schrillen Schrei aus. Dann drang nur noch ein Wimmern über seine Lippen. Der schwarze Mönch hatte die Dolche kaum einen Zoll neben Ludwigs Gesicht in die Erde gerammt.

    »Du wirst in ein Kloster gehen und dort demütig die niedrigsten Arbeiten verrichten«, keuchte der Mönch atemlos. »Du wirst wie lebendig begraben sein. Wenn du ein Schweigegelübde leistest, dann wird auch der Erzbischof keinen Anlass mehr haben, deine Worte zu fürchten. Ist dir dein Leben diesen Preis wert?«
    Rainald schob sein Schwert in die Scheide. Dieser Mönch war keine Gefahr für ihn, im Gegenteil, ihn hatte Gott als Racheengel gesandt! »Du fügst dich besser in dein Schicksal, Ludwig. Du hast doch immer nach einem Kloster gesucht. So schließt sich der Kreis. Nicht weit von der Stelle, an der die Ahr in den Rhein mündet, liegt eine Benediktinerabtei. Ich werde dafür sorgen, dass du noch am gleichen Tag, an dem wir dort ankommen, deine Gelübde ablegen kannst.«
    »Aber meine Stiefschwester. Ich …«
    Der Mönch beugte sich vor. Er schien ein paar Worte zu flüstern, die Rainald jedoch nicht verstehen konnte. Ludwig drehte ruckartig den Kopf zur Seite. »Ich werde ins Kloster gehen und ein Schweigegelübde ablegen«, flüsterte er hinter vorgehaltenen Händen.
     
    Am 22. Juli 1164, dem Tag der heiligen Maria Magdalena, der Schutzpatronin der Verführten, erreichte Rainald die Stadt Bonna. Dort erfuhr er, dass sich Konrad mitsamt seinem Heer zurückgezogen hatte. Mehr als eine Woche hatten sich Konrads und das Cölner Heer bei Andernach gegenübergestanden, ohne dass der Pfalzgraf sich zu einem Angriff entschließen konnte. Nun, da die Gefahr offenbar gebannt war, gab sich der Fürsterzbischof den Oberen der Stadt zu erkennen. Zu seinen Ehren wurde ein Fest gegeben,
und die Gebeine der Heiligen verlud man auf ein großes Flussschiff, das mit Stoffen und Blumen festlich geschmückt wurde. Schon am nächsten Tag sollten die Heiligen Drei Könige in festlichem Geleit nach Cöln übergeführt werden. Alle Boote der Stadt sollten das Flussschiff begleiten, und auch am Ufer würde ein Zug aus Würdenträgern und Bürgern nach Cöln pilgern, um die Ankunft der Könige zu feiern. Man hatte Boten zum Domdechanten Philipp von Heinsberg gesandt, damit er seinerseits Gelegenheit hatte, in aller Eile ein Fest vorzubereiten.
    Rainald zog sich sehr früh von der Feier zu seinen Ehren zurück. Man hatte ihm ein Quartier in einem großen Bürgerhaus bereitet. Er stand dort an einem offenen Fenster, blickte auf den Rhein und genoss die Stille.
    Endlich war es vollbracht. Nach all den Jahren der Mühsal trennte ihn nur noch ein einziger Schritt von seinem Ziel. Und doch konnte er keine Freude empfinden. Es gab schlechte Nachrichten aus Italien. Der Städtebund um das aufsässige Verona war so stark geworden, dass der Kaiser es nicht wagen konnte, offenen Krieg zu führen. Ja, er hatte sogar seinen Verbündeten weitgehende Zugeständnisse machen müssen. Überall in der Lombardei rumorte es. Die kaiserlichen Beamten waren ihres Lebens nicht mehr sicher, wenn man den Gerüchten

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