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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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schienen es die Mailänder zu sein, die sich zurückzogen. Die Reiter des Erzbischofs setzten nach.
    Heinrich hielt neben Rother. Dem bärtigen Ritter hingen schweißnasse Haarsträhnen in die Stirn. Seine linke Gesichtshälfte war rot geschwollen. Er warf Rother die Zügel eines zweiten Pferdes zu, das er hinter sich her führte. »Komm mit! Der Kaiser! Wir sind gerettet!«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, preschte Heinrich auf den Eingang zum Hohlweg zu, wo nun die heftigsten Kämpfe tobten. Rothers Stute legte den Kopf schief und schnaubte, so als wolle auch sie ihn auffordern weiterzukämpfen. Er strich ihr mit der Linken über die Nüstern. Dann griff er nach dem Sattel und zog sich hoch.
    Über dem Ausgang des Hohlwegs wehte das Banner des Kaisers. Die Mailänder indessen hatten sich vom ersten Schrecken erholt und den Großteil ihrer Fußkämpfer vor dem Hohlweg versammelt. Solange es ihnen gelang, dort die Stellung zu halten, konnten die Kaiserlichen keinen Vorteil aus ihrer Übermacht ziehen.
    Zwischen den Reitern an Rothers Seite erschien einen Augenblick lang die Gestalt des Erzbischofs. Obwohl er
dessen Gesicht hinter dem geschlossenen Helm nicht sehen konnte, meinte Rother, dass sein Fürst ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Hass anstarrte. Beinahe so, als gäbe er ihm die Schuld an diesem missglückten Hinterhalt. Glaubte Rainald vielleicht, er habe die Konsuln gewarnt? Was würde der Erzbischof nach der Schlacht wohl unternehmen? Die Antwort auf diese Frage fiel nicht schwer. Der Fürsterzbischof würde niemals einen vermeintlichen Verräter unter seinen Getreuen dulden!
    Rother lächelte müde. Zu Hause war die Welt immer einfach zu verstehen gewesen. Es gab Gut und Böse und nur sehr wenig dazwischen. Hier in diesem Krieg galt das nicht mehr. Aber zu Hause war die Welt gewiss immer noch in Ordnung.
    Rother fasste die Zügel fester und gab seiner Stute die Sporen. Ohne auf die Gefahr zu achten, preschte er dem Ausgang des Hohlwegs entgegen und hieb mit weit über den Kopf ausholenden Schlägen nach den Mailändern. Ein Speerstoß traf Rother an der Hüfte, zerriss sein Kettenhemd, verletzte ihn aber kaum. Nun konnte er die Männer an der Spitze der Entsatztruppen erkennen. Ihm stockte der Atem. Der Kaiser selbst war gekommen!
    Die Bogenschützen der Mailänder hatten wieder auf der Böschung über dem Hohlweg Stellung bezogen und verschossen ihre letzten Pfeile auf die Ritter, die, im engen Weg zusammengedrängt, ein unverfehlbares Ziel waren.
    Der Schildträger des Kaisers wurde vom Pferd gezerrt und niedergestochen. Friedrichs großer Hengst scheute und machte einen Satz vorwärts. Sofort stießen die Mailänder vor und versuchten, den Kaiser zu umringen und von seiner Leibwache zu trennen. Ein Ritter in himmelblauem Waffenrock
führte den Angriff. Er schaffte es, hinter den Kaiser zu gelangen, und durchschnitt mit seinem Dolch die Sehnen an den Hinterläufen von Friedrichs Schlachtross. Mit wildem Wiehern versuchte der große Hengst, sich zu wehren. Doch geschickt wich der Angreifer den trommelnden Hufen aus und vollendete sein Werk. Hilflos stürzte das Pferd zu Boden. Friedrich wurde aus dem Sattel geschleudert.
    »Nein!«, schrie Rother auf. Wie ein Besessener schlug er auf die Männer ein, die ihn vom Kaiser trennten. Seine Stute stieg. Ein Tritt traf den Kopf eines Angreifers und schmetterte ihn zu Boden.
    Zwei Lombarden drangen indessen auf den Kaiser ein. Mühsam erwehrte sich Friedrich eines Schwertkämpfers, ohne zu sehen, wie der himmelblaue Ritter in seinem Rücken eine abgebrochene Lanze aufhob.
    »Duckt Euch, Herr!«, schrie Rother.
    Barbarossa hatte den Schwertkämpfer niedergeschlagen und drehte sich halb zu Rother herum, als der Mailänder Ritter mit der Lanze zustieß. Die Bewegung rettete Friedrich das Leben. Die Lanzenspitze, die sich unweigerlich durch den Rücken in sein Herz gebohrt hätte, traf nun kaum seine Schulter und glitt schräg am Kettenhemd ab. Doch die Wucht des Stoßes ließ den Kaiser straucheln.
    Der Mailänder hob erneut die Lanze. In diesem Augenblick war Rother hinter ihm. Er stemmte sich in die Steigbügel und führte mit all seiner Kraft einen Schwerthieb gegen den Nacken des Ritters. Mit einem klirrenden Laut fuhr die Klinge durch das engmaschige Kettenhemd. Die Lanze noch immer zum Stoß erhoben, brach der Ritter in die Knie.
    Friedrich rollte sich zur Seite und mühte sich, auf die
Beine zu kommen. Blut rann ihm von der Stirn. Der Kaiser ließ

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