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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Pfalz. Wenn ich auf der Straße reite, werde ich schneller sein als die Lombarden. Auf dem Waldweg
und in der langen Kolonne kommen sie nicht gut voran. Sagt dem Kaiser, dass er sich beeilen soll. Wir werden die Pfalz mit den wenigen Kriegern dort nicht lange verteidigen können.«
     
    Als der letzte Reiter die Pfalz verlassen hatte, war Rother erleichtert. Er war geritten, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken. Ohne auf Anstand und Etikette Rücksicht zu nehmen, war er bis in die Gemächer der Kaiserin Beatrix vorgedrungen und hatte darauf bestanden, dass sich die Frauen in aller Eile ankleideten. Trotzdem hatte es noch mehr als eine halbe Stunde gedauert, bevor der Tross der Kaiserin durch das Tor war. Sechs Wagen, eskortiert von mehr als der Hälfte der Ritter und Krieger, die unter Rothers Kommando standen. Falls die Mailänder nicht nach Lodi ritten, dann würde man noch in zehn Jahren über ihn und diese Nacht spotten.
    Rother hatte der Eskorte der Kaiserin auch alle Knechte aus der Pfalz mitgegeben und ihnen befohlen, die steinerne Brücke zu zerstören, die nicht weit von der Stadt über die Adda führte. Es war der einzige Übergang im Umkreis von etlichen Meilen. Der Regen der letzten Tage hatte den Strom so sehr anschwellen lassen, dass ihn gepanzerte Reiter nicht ohne Gefahr für ihr Leben durchqueren konnten. Wenn es nicht mit dem Teufel zuginge, wäre die Kaiserin in Sicherheit, noch bevor die Mailänder die Pfalz erreichten! An alle Heerlager vor Mailand waren Boten geschickt. Rother hatte sogar befohlen, einige Dienstmägde in die Kleider adeliger Damen zu stecken, um die Angreifer zu verwirren, sobald sie in die Pfalz eindrangen.
    Der junge Baron blickte auf das verlorene Häuflein, das
sich hinter ihm auf dem Hof versammelt hatte. Die wenigen Ritter, die ihm noch verblieben waren, hatten ihre Schlachten bisher stets mit dem Maul gefochten, nicht aber mit wirklichen Waffen. Einige von ihnen hatten Fackeln mitgebracht. Im unsteten Licht der Flammen wirkten ihre Gesichter sehr blass. Offensichtlich erwarteten sie von ihm, dass er das Wort an sie richtete.
    Rother räusperte sich. »Heute werden wir Gelegenheit haben, unsere Pflicht zu erfüllen. Das zu tun, wofür wir in das Gefolge der Kaiserin aufgenommen wurden. Schiebt einen Wagen vor das Tor, und dann löscht die Lichter. Die Mailänder sollen glauben, wir lägen in tiefem Schlaf.« Die Männer auf dem Hof starrten ihn immer noch an. Was, zum Henker, erwarteten sie denn noch? Er war kein Dichter, dem die Worte einfach von den Lippen gingen.
    »Wir haben alle Pferde an die Eskorte der Kaiserin abgetreten. Keiner von uns wird entkommen. Halten wir lange genug durch, wird unsere Herrin in Sicherheit sein, noch bevor die Mailänder merken, dass es hier nur Küchenmägde zu rauben gibt.« Die Blicke seiner Männer lasteten wie Blei auf ihm. »Geben wir unser Bestes. Wer morgen Nacht von uns noch lebt, den wird man schon übermorgen in allen Heerlagern als einen Helden preisen.« Rother zog sein Schwert und stieß es in den Himmel. »Für die Kaiserin!«
    Irgendwie hatte er es geschafft. Auch die anderen rissen ihre Waffen hoch und fielen in seinen Schlachtruf ein. »Für die Kaiserin!«, hallte es über den Hof.
    Falls er morgen noch lebte, sollte er sich mit dem Archipoeta besprechen. Der Verseschmied könnte ihn gewiss lehren, mitreißendere Reden zu halten.

     
    »Und?«, fragte Konsul de Mandello gereizt.
    Lupo der Falkner schüttelte müde den Kopf. »Sie sind entkommen. Die Brücke ist zerstört, wir können sie nicht mehr verfolgen.«
    De Mandello straffte sich. »Dann werden wir uns zurückziehen müssen. Sind unter den Gefangenen wenigstens ein paar wertvolle Geiseln?«
    »Zwei Ritter vielleicht. Von Bedeutung ist allein der Junge, den wir vor der Kemenate der Kaiserin niedergerungen haben. Ein außergewöhnlicher Bursche! Er hat bis zuletzt gekämpft und eine Kammer verteidigt, in der sich nur ein paar verkleidete Dienstmädchen versteckten.«
    »Wird er den Ritt überstehen?«
    Lupo zuckte mit den Schultern. »Das weiß Gott. Er hat einen schweren Schlag auf den Kopf bekommen und ist nicht bei Bewusstsein. Es heißt, er sei ein Günstling des Kaisers.«
    Dieser ignorante de Mandello! Seit er das Kommando für dieses Unternehmen an sich gerissen hatte, ging alles schief. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dachte Lupo verärgert, dann hätte kein Einziger schwer gerüsteter Ritter an diesem Überfall teilgenommen. Die Panzerreiter hatten

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