Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht
ihrer Brüste unter seinen Fingern hart wurden.
Gudruns Hände waren tiefer gewandert. Sie öffneten Gürtel und Hose. Als sie seine Beinkleider zurückschob, erschauerte Hartmann. Ingerimms Geliebte ergriff seinen Mast, der zu sinken drohte. Mit flinken Fingern entfachte sie neue Glut. Dann beugte sie sich hinab, und das rosige Fleisch ihrer Lippen löste ihre Finger ab.
Hartmann stöhnte leise vor Lust. Sofort zog Gudrun sich zurück. »Keinen Laut!«, wisperte sie aufgebracht. »Sie werden uns beide totprügeln, wenn sie uns so finden.«
In diesem Augenblick hätte Hartmann ihr seine Seele versprochen, damit sie nicht aufhörte. Gudrun hob ihr Kleid und hockte sich über seine Schenkel. Mit der Hand half sie nach, ihn durch die Pforte der Glückseligkeit zu führen. Eng wie eine kleine, feuchte Faust schloss sie sich um ihn. Hartmann biss sich auf die Lippen, um sich mit keinem Laut zu verraten. Das erzwungene Schweigen fachte seine Lust noch weiter an.
Ganz langsam hob und senkte sie sich, so dass Kleider und Stroh kaum raschelten. Ihre Finger hatten seine Brust bloßgelegt und krallten sich in sein Fleisch. Wann immer er versuchte, schneller zu stoßen, richtete sie sich ein wenig auf und entzog sich seiner Leidenschaft. Ihre langsamen, stetigen Bewegungen waren ihm zugleich Folter und Genuss. Sie spielte mit ihm und trieb ihn geschickt dem letzten Aufbäumen entgegen. Sie schien seinen Leib zu beherrschen. Jedes seiner Gefühle. Vielleicht zwei Herzschläge bevor er sich in sie verströmte, presste sie ihm eine Hand auf den Mund. Er
biss sie in seiner Leidenschaft, bäumte sich wild gegen den Druck ihrer Schenkel. Auf den Augenblick größter Glückseligkeit, folgte Müdigkeit. All sein Feuer war verloschen. Er fühlte sich wie ein treibender Ast in einem breiten, langsam dahinfließenden Strom. Die Luft in der engen Bettstatt war schwer vom süßen Duft des Liebesspiels. Hatte er ihr dasselbe Glück geschenkt? Kein Laut war über ihre Lippen gekommen.
Gudrun schmiegte sich an ihn. Ihre Hände vergruben sich in seinem Haar. »Mein Ritter«, hauchte sie mit samtener Stimme. »Was würde ich dafür geben, noch einmal eine solche Nacht erleben zu dürfen.« Sie verstummte für einen Augenblick. »Doch ich bin hier gefangen. Muss dem Alten zu Willen sein, wann immer es ihm nach mir verlangt.«
Hartmann war noch ganz benommen vom Liebesspiel. Sein Herz raste. Es tat gut, in den Armen einer Frau zu liegen. »Und warum läufst du nicht fort?«
»Wohin sollte ich schon gehen? Es gibt niemanden, der mich vor Ingerimm beschützen könnte. Der Alte hat Pferde und viele Knechte. Er hätte mich wieder eingefangen, noch bevor ich auch nur zehn Meilen weit gekommen wäre.«
Hartmann ballte die Fäuste. Er konnte das hilflose Weib doch nicht einfach in den Fängen dieses Ungeheuers zurücklassen. Er war ein Ritter! Er hatte geschworen, die Schwachen zu schützen. Und er war auf Pilgerfahrt! Vielleicht hatte Gott ihm diese Aufgabe gestellt? »Und wenn wir zusammen fliehen? Es wird noch lange dauern, bis die Sonne aufgeht. Wir könnten ein gutes Stück Weg zwischen uns und dieses Haus bringen, bevor man überhaupt bemerkt, dass wir fort sind.«
»Das würdet Ihr für mich tun, Herr? Euer eigenes Leben
aufs Spiel setzen, nur für mich? Ich bin keine Frau mit gutem Ruf.«
»Rede nicht so! Du bist eine wunderbare Frau.« Er strich ihr sanft über die Wange. »Ich werde dich retten, so wie Tristan seine Isolde vor dem tyrannischen Marke rettete.«
»Hat diese Liebe nicht beide das Leben gekostet?«
Hartmann lächelte. »Du kennst die Geschichten der Sänger gut. Wir werden es geschickter anfangen.« Er küsste sie. »Lass uns keine Zeit verlieren!« Hartmann war sich klar, dass das der blanke Wahnsinn war! Er verspielte seine Ehre. Wahrscheinlich sogar sein Leben. Für ein paar Liebesnächte … Wie lange würde sie bei ihm, dem Habenichts, wohl bleiben, wenn sie erst einmal gerettet war. Eine Woche? Zwei? Aber was zählte das schon.
»Du willst mich wirklich mit dir nehmen?« Ein merkwürdig trauriger Ton lag in Gudruns Stimme. »Alles riskieren …«
Hartmann zog seine Hosen hoch. »Du brauchst warme Kleider. Ich erwarte dich im Stall. Ich werde das Pferd deines Herrn für dich satteln. Es soll dein Lohn für die Erniedrigungen sein, die du durch ihn erfahren hast. Du kannst doch reiten?«
»Gewiss.«
Der junge Ritter zog den Vorhang vor der Schlafstatt zurück. Er musste noch seinen Umhang und seine Stiefel vor
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