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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Ich werde an der Spitze des Wagenzuges reiten. Ich bin der Ritter der Drei Könige! Du kennst doch mein Wappen: drei Kronen auf blutigem Grund. Und du sollst an meiner Seite reiten!«
    »Ja«, flüsterte Heinrich mit rauer Kehle. »Sie rufen auch mich.« Er nahm den Jungen auf die Arme und ging zu den Pferden.
    »Wer ist der Krüppel?«, fragte Ludwig, als er ihm die Zügel reichte.
    Heinrich antwortete nicht. Er hob den Jungen in den Sattel und stieg dann selber auf. Mit der Linken hielt er Rother fest umklammert. Dann lenkte er sein Pferd an die Spitze des kleinen Zuges, der den Kirchplatz verließ.
    »Hörst du all die Glocken!«, krächzte Rother in seinem Wahn. »Das Himmelreich ruft uns!«
    Heinrich schwieg.

     
     
     
    »Mailand, die Blume Italiens, war gebrochen. Am heiligen Osterfeste las Rainald von Dassel in den Ruinen der Kathedrale die Messe, und der Kaiser und all seine Ritter hatten sich versammelt, um Gottes Gerechtigkeit zu danken. Nur Heinrich fehlte. Er war beim ehemaligen Liebling der Mächtigen geblieben. Rothers Fieber wollte nicht weichen. Es schien, als könne der Junge die Welt der Sterblichen nicht mehr in ihrer wahren Gestalt erfassen. Vielleicht zeigte sich darin Gottes Gnade.
    Die Drei Könige hatte man bei Nacht nach Lodi gebracht. In einer Kammer tief unter der Pfalz standen ihre Särge verborgen, und es sollten noch zwei Wochen vergehen, bevor der Erzbischof ihr Geheimnis erfuhr. Etwas, um das die Kirchenfürsten von Mailand schon lange gewusst haben mussten …«

     
     
     
     
     
    AUF DEM GUT DES INGERIMM VON WALDECK, AM DRITTEN JANUAR DES JAHRES 1189
     
     
    Der Alte mit der Maske hatte aufgehört zu erzählen. Hartmann sah ihm lange zu, wie er schweigend in die fast verloschene Glut des Kamins blickte. Endlich wagte er es, eine Frage zu stellen.
    »Und was wurde aus dem Jungen?«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Das ist eine andere Geschichte.«
    »Und das Geheimnis der Drei Könige?«
    »Es Euch zu verraten, hieße, Euch Euren Glauben zu nehmen.«
    »Woher wisst Ihr das alles? Seid Ihr einer der Ritter?«
    »Vielleicht«, brummte der Alte.
    »Warum habt Ihr mir diese Geschichte erzählt, wenn Ihr nicht bereit seid, mit mir darüber zu reden?«
    »Wenn Ihr das nicht verstanden habt, Bursche, dann habe ich meine Zeit mit Euch verschwendet.« Er erhob sich. »Gute Nacht, und träumt süß von Eurem Heiligen Krieg.«
    Hartmann sah dem Alten verärgert nach. Verdammter Ketzer, dachte er. Vorsichtig tastete sich der Spielmann durch den dunklen Raum zu seiner Bettstatt. Müde zog er den Vorhang zur Seite und ließ sich auf seinen Strohsack sinken. Es war kalt. Jemand hatte ihm zwei Decken hingelegt.
    Hartmann fielen die Augen zu. Es musste weit nach Mitternacht sein. Er sollte morgen früh aufstehen, damit er ein
gutes Stück Weg schaffte und rechtzeitig zum Dreikönigsfest bis Cöln kam.
     
    Hartmann erwachte, als sich neben ihm jemand auf den Strohsack schmiegte. »Kein Wort«, flüsterte eine ihm vertraute Stimme. »Hier im Saal sind zwanzig Ohren, die selbst im Schlaf noch einen Floh furzen hören.«
    »Aber …«
    Gudrun versiegelte seinen Mund mit einem Kuss. »Ich bin nie zuvor einem Mann begegnet, der so freundlich zu mir war. Ich möchte mich bedanken. Aber ich bin arm. Mir gehören nicht einmal die Kleider, die ich trage. Also schenke ich Euch meinen Leib, Herr.« Ihre Hand strich über die Schnüre seines Wamses.
    »Dein Herr wird …«
    »Keine Sorge. Er kam übellaunig herauf in den Turm und hat mich aus seinem Bett gestoßen. Wenn er in dieser Stimmung ist, schläft er stets bis weit in den Mittag hinein, und bevor die erste Magd aufsteht, um das Feuer im Kamin wieder zu entfachen, haben wir noch mindestens zwei Stunden.« Mit geschickten Fingern öffnete Gudrun sein Wams.
    Hartmann lauschte auf die Geräusche der Schlafenden. Zwei Schnarcher wetteiferten miteinander. Irgendwo wimmerte ein Kind, gequält von schlechten Träumen. Draußen heulte immer noch der Sturm. Nein, einen Floh würde man nicht husten hören. Dennoch sollte er Gudrun davonjagen. Wenn man sie beide hier ertappte …
    Ihre Hand glitt bis zum Saum seines Wamses hinab. Hartmann spürte, wie ihm das Blut zwischen die Schenkel schoß. Zögernd tastete er nach ihr. Gudrun schien gut im Dunkeln sehen zu können. War sie ein Geschöpf der Nacht?
Sie nahm seine Hand und schob sie unter die Verschnürung ihres Mieders. Warmes, weiches Fleisch schmiegte sich in Hartmanns Hand. Er spürte, wie die Knospen

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