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Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht

Titel: Könige der ersten Nacht - Hennen, B: Könige der ersten Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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spinnen?«
    »Das weiß Gott …« Der Papst deutete auf die dunklen, eingetrockneten Flecken am Rand des Pergaments. »Musstet Ihr töten, um dieses Schreiben zu erlangen?«
    »Nur eine Taube. Aber sollten wir nicht etwas unternehmen?«
    »Solange uns der Herr kein Zeichen gibt, ist nichts zu tun. Der Erzbischof ist nicht dumm. Es steht kein Name in diesem Schreiben, ja, nicht einmal die Stadt ist erwähnt, in die er seine Gesandten schicken will. Die Byzantiner sind erst seit vier Jahren aus Italien vertrieben, und sie haben noch Hunderte von Spitzeln im Land. Diese Stadt kann überall zwischen hier und dem Outremer liegen.« Papst Alexander strich sich nachdenklich übers Kinn. »Diese Botschaft hat Euer Falkner abgefangen, nicht wahr? Der Mann, der Euch noch kurz vor der Übergabe der Stadt aus Mailand herausgeholt hat. Mir scheint, er ist ein außerordentlich fähiger Gefolgsmann.«
    »Nun … Er ist ein Mann von einfachem Gemüt.«
    »Und Gott liebt das Schlichte! Schickt ihn mir, Obert! Ich möchte mir ein Bild von Eurem treuesten Diener machen. Vielleicht möchte ich sogar seine Dienste in Anspruch nehmen.«

    Der Erzbischof von Mailand verneigte sich. »Wie Euer Heiligkeit wünschen.«
    Nachdem Obert gegangen war, faltete der Papst sorgfältig das kleine Pergament und schob es zwischen die Seiten der aufgeschlagenen Bibel auf dem Lesepult. Wenn diese Botschaft von Bedeutung war, dann hätte sein Spitzel im Lager des Erzbischofs gewiss schon einen Boten geschickt. Alexander konnte sich zwar kaum vorstellen, dass Rainald Gesandte an den Hof des Basileios in Konstantinopel schickte, aber man wusste nie. Es war ratsam, seinen Feinden immer einen Schritt voraus zu sein. Besonders, wenn man so wenig Macht besaß wie ein aus Rom vertriebener Papst. Alexander lächelte traurig. Die Magistraten von Genua hatten ihm geraten, sich nach Frankreich zurückzuziehen. Sie fürchteten den Zorn des Kaisers, nachdem Mailand gefallen war, und sie wollten nicht seine Macht herausfordern, indem sie dem von ihm verdammten Papst in ihren Mauern Unterschlupf gewährten. Alexander dachte an den Spitzel im Gefolge Rainald von Dassels. So oft hatte er schon Nachricht von ihm erhalten, doch war er dem Mann noch nie begegnet. Wie sah jemand aus, der des Vertrauens seines Herrn so sicher war und ihn so sehr betrog? Hoffentlich gehörte er nicht zu den Gesandten, die Rainald fortschicken wollte! Wenn es tatsächlich eine wichtige Mission wäre, würde der Erzbischof nur Männer aus seinem engsten Umfeld wählen. Alexander seufzte. Alles, was er tun konnte, war, abzuwarten und zu beten.
    Ein leises Räuspern ließ den Papst aufblicken. Ein schlanker Mann in mittleren Jahren stand in der Tür. Er hatte ein eckiges, ein wenig zu hageres Gesicht. Seine Haare waren kurz geschoren und schwarz, an den Schläfen zeigte sich erstes
Grau. Das also war der Falkner! Alexander gab ihm ein Zeichen, näher zu kommen. Der Mann gefiel ihm. Er hatte ihn sich anders vorgestellt. Aber man sah diesem Lupo an, dass er ein Jäger war.

15

    »Gott im Himmel!« Ludwig lehnte sich über die Reling, um besser sehen zu können. Er hatte die Überfahrt auf dem Kaufmannsschiff gehasst. Die unruhige See, das stetige Schlingern. Das nie verstummende Knarzen von Holz und Takelage. Jede einzelne Nacht auf See hatten ihn Alpträume heimgesucht. Er war im Traum ertrunken, oder so wie Jonas, den der Wal verschlungen hatte, im Schlund von Meeresungeheuern verschwunden. Jedes einsame Eiland war besser als dieses Schiff. Es nahm Wasser auf! Und die Seeleute hatten ihm immer wieder versichert, das sei völlig normal! Ein leckes Schiff! Ganz gegen seine Gewohnheiten hatte er regelmäßig zu beten begonnen und Gott angefleht, die Reise zu beschleunigen. Kaum eine Stunde war verstrichen, in der er nicht sehnsüchtig an Konstantinopel gedacht hätte. Doch die Stadt, die sich nun vor seinen Augen ausbreitete, übertraf jeden seiner Träume. So unfassbar war sie, dass er sein Staunen in Worte fassen musste. Er konnte Konstantinopel nicht sehen und schweigen. Auch wenn ihn die Seeleute belächeln mochten.

    »Das ist ja gewaltig. Seht nur! Die Mauer und der Turm dort hinten … wie kann es sein, dass man am hellen Tag ein Licht auf ihm sieht?« Ungläubig gaffte er zu dem schlanken Turm, der hinter dem Hafen aufragte. Auf seiner Spitze brannte ein gleißendes weißes Licht. Doch im Gegensatz zu einer Flamme zitterte es nicht.
    »Das ist noch gar nichts, Ritter.« Orlando, ihr

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