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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Staaten ist ein Buch mit solchen Briefen erschienen.«
    Legar fügte sich diesen Beweisen. »Viele behaupten, den Colonel zu kennen, ohne daß es den Tatsachen entspricht. Aber da Sie es jetzt erwähnen – ich erinnere mich undeutlich an einen Dichter, der hier zu Gast war und in Ihrem Land für einige Kontroversen gesorgt hat.
    Er hat überall Vorträge zur Unterstützung von Colonel Sir John Yardley gehalten, nicht wahr?«
    Mary nickte.
    »Ist das derselbe Mann?«
    »Ja.«
    »Bemerkenswert. Wenn Sie es wünschen, werde ich mich beim Sekretär des Colonels erkundigen, ob er wirklich einen solchen Mann kennt. Aber ich fürchte, wir haben ein anderes Thema zu besprechen, und zwar Ihren gegenwärtigen Status hier.«
    Legar senkte den Blick auf seinen Schreibtisch und schob ein paar Papiere beiseite, als ob er darunter etwas ablesen würde. Seine Augen ruhten jedoch nicht auf einem anderen Papier. Er schien ihr einfach nicht ins Gesicht sehen zu wollen.
    »Ich wüßte gern…« begann Mary.
    »Ihr Status steht im Augenblick in Frage. Sie sind mit Papieren einer Regierung hier, die ihre diplomatischen Beziehungen mit Hispaniola abgebrochen und unseren Colonel Sir schwerer Verbrechen angeklagt hat, Beschuldigungen, die offenkundig falsch sind. Sämtliche Visa für den gesamten Reiseverkehr mit den Vereinigten Staaten sind widerrufen worden. Ihr Visum ist deshalb nicht mehr gültig. Sie sind mit unserer Duldung hier, bis diese Angelegenheit geregelt ist.«
    »Dann möchte ich um die Erlaubnis bitten, abreisen zu dürfen«, sagte Mary. »Wenn Goldsmith nicht hier ist, wie Sie sagen, habe ich kein Interesse daran, noch länger zu bleiben.«
    »Wie gesagt, der gesamte Reiseverkehr zwischen unseren Ländern ist eingestellt«, rief ihr Legar ins Gedächtnis. Er sah sie immer noch nicht an. »Sie können nicht abreisen, ehe nicht bestimmte Fragen geregelt sind. Ihnen ist bestimmt aufgefallen, daß kleine Truppeneinheiten patrouillieren, um Ausländer zu schützen, die noch nicht abgereist sind. Die Hispaniolaner sind bemerkenswert loyal gegenüber Colonel Sir, und auf den Straßen gibt es berechtigte Wut. Zu Ihrer Sicherheit werden wir Sie aus den Quartiers Diplomatiques an einen anderen Ort verlegen. Soweit ich weiß, wird das bereits arrangiert. Um Ihnen in Ihrer neuen Wohnung behilflich zu sein, werden Jean-Claude Borno und Roselle Mercredi weiter in Ihrem Dienst bleiben. Sie packen gerade Ihre persönlichen Sachen. Aide Henri« – er wies auf Soulavier – »wird Sie zu Ihrer neuen Unterkunft begleiten.«
    »Ich würde es vorziehen, in der Diplomatensiedlung zu bleiben«, sagte Mary.
    »Das ist nicht möglich. Da wir diese Dinge jetzt geregelt haben, können wir vielleicht eine Kola miteinander trinken, uns entspannen und uns unterhalten? Heute nachmittag wird Henri Sie vielleicht nach Leoganes fahren und Ihnen die wunderschöne Grotte zeigen. Heute abend findet in unserer großartigen Festung La Fernere eine Feier statt, und wir können Sie auch dorthin fliegen. Es ist uns sehr wichtig, daß Sie sich wohlfühlen und sich amüsieren. Henri hat sich mit Freuden bereit erklärt, Sie weiterhin zu begleiten. Haben Sie etwas dagegen?«
    Mary schaute von einem zum anderen. Sie dachte an die Haarbürste, an Flucht.
    »Sie sind eine äußerst attraktive Frau«, bemerkte Legar. »Von jener Art Schönheit, die wir hier Marabou nennen, obwohl Sie keine Negerin sind. Ein Mensch, der sich aus freien Stücken entscheidet, schwarz zu sein, hat gewiß den Respekt jener verdient, die als Schwarze geboren sind, nicht wahr?«
    Sie konnte keinen Sarkasmus heraushören. »Danke«, sagte Mary.
    »Daß Sie Polizeibeamtin sind wie wir – sehr bemerkenswert! Wie Henri mir mitteilt, haben Sie sich über die Polizeiarbeit in Los Angeles unterhalten. Ich bin neidisch. Darf ich auch etwas darüber erfahren?«
    Mary lockerte den Druck auf ihren zusammengebissenen Backenzähnen, lächelte und beugte sich vor. »Aber sicher«, sagte sie. Erst jetzt hob Legar den Blick und sah sie direkt an. »Nachdem ich mit der amerikanischen Botschaft oder mit meinen Vorgesetzten gesprochen habe.«
    Legar blinzelte langsam.
    »Es wäre ein schlichtes Gebot der Höflichkeit, eine Kollegin von der Polizei feststellen zu lassen, wie ihre gegenwärtigen Anweisungen lauten, wenn sie daran gehindert wird, Ihre Pflicht zu tun«, erklärte sie ihm.
    Legar schüttelte den Kopf, drehte sich auf seinem Stuhl um und starrte Soulavier ostentativ an. Soulavier reagierte nicht.

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