Königin der Engel
gesamten Schädelbereichs an«, sagte Martin und kam hinter dem Vorhang hervor. »Gebt mir vier geeignete Punkte.«
David und Karl hoben ein hohles Rohr mit supraleitenden Magneten darin hoch und schoben es in Furchen zu beiden Seiten von Goldsmiths Kopf. David überprüfte rasch noch einmal Goldsmiths Anschlüsse, bevor er das Kabel befestigte.
Dann machte David eine Reihe grober Scans von Goldsmiths Gehirn und seiner oberen Wirbelsäule. »Wandschirm«, bat Martin. Der Hörsaalmanager warf über der Couch ein Bild an die Wand, und Martin redete während der ganzen Serie von Kernspin-Scans. Rote Kreise im Hypothalamus zeigten Computervorschläge für mögliche Sondenpositionen auf der Basis früherer Erfahrungen. Die Koordinaten für sieben solche Positionen wurden in den Präparationsbehälter für die Nanomaschinen eingegeben, die sich an den Punkten der Induktionsfeldknoten orientieren würden; jede winzige Nanomaschine würde ihr Ziel im Toleranzbereich von ein paar Angström finden.
Karl hob den Stahldeckel des Präparationsbehälters und holte einen transparenten Plastikzylinder heraus. Martin nahm den Zylinder von ihm entgegen und prüfte ihn mit einem kurzen Blick. Medizinisches Nano, das nicht mehr gut war, wies einen verräterischen Regenbogenschimmer auf. Dieser Behälter war über ein Jahr alt, aber immer noch frisch, mit der richtigen rosagrauen Farbe. Martin gab den Zylinder zurück, und Karl steckte ihn in die Salzflasche. Gleich darauf trübten graue Proschinenwolken die kristalline Flüssigkeit. Margery nahm den Zylinder heraus, als er leer war, setzte ein Fläschchen mit einer Nährlösung ein und drückte den Inhalt in die Salzlösung, während Erwin die Schläuche an der Anschlußstelle an Goldsmiths Hals anbrachte. Eine simple Klammer verhinderte, daß die aufgeladene Salzlösung durch den Schlauch floß.
Carol und David entleerten einen weiteren Nanomaschinen-Zylinder in eine zweite Salzflasche. Das waren mit Drogen versehene Proschinen; sie würden durch die Anschlußstelle am Arm ins Herz wandern und den Stoffwechsel des Körpers langsam und vorsichtig soweit reduzieren, daß er in einen tiefen, traumlosen, neutralen Schlaf fiel – etwas, wozu die Sedierungsfelder nicht imstande waren. Die Proschinen trugen auch Puffer für das Immunsystem mit sich, die dessen Reaktion auf die Nanomaschinen kontrollieren würden, wenn diese an Goldsmiths Hals eindrangen.
Carol befestigte den Armschlauch. Sie nahm die Klammer ab. Aufgeladene Salzlösung floß in seinen Arm.
»Feldstärke auf Referenzniveau reduzieren«, befahl Martin. Der Schalttafelmanager tat wie geheißen. Martin schaute Goldsmith neugierig ins Gesicht und wartete auf Anzeichen der Narkose. Er zog ein Augenlid hoch. »Gebt ihm noch fünf Minuten und setzt dann die Hauptladung frei.«
Er trat zurück und warf einen Blick zur Galerie hinauf. Machte mit Zeigefinger und Daumen ein rundes O. Albigoni reagierte nicht.
»Sonniges Kerlchen«, sagte er leise zu Carol.
Carol folgte ihm hinter den Vorhang. »Mittagessen«, schlug sie vor. »Wir können uns mindestens eine Stunde freinehmen. Die anderen können ihn überwachen.«
Martin seufzte und warf einen Blick auf seine Tafel. Die aufgestaute Abspannung ließ ihn leicht erschauern. »Jetzt oder sonstwann, das ist ziemlich egal.«
»Der Sondierer muß in, der richtigen Verfassung sein«, rief sie ihm mit der tadelnden Stimme einer Mutter ins Gedächtnis. Sie sah ihn eindringlich an. »Entspannt, mit klarem Kopf.«
»Faust war nie entspannt«, sagte er. »Das konnte er sich nicht leisten.« Er drehte den Kopf ruckartig zur Galerie herum und sah mit einiger Verblüffung, daß das Glas undurchsichtig gemacht worden war. »Albigoni ist mir unheimlich. Er benimmt sich wie ein Zombie.«
»Du solltest mit ihm reden, bevor wir essen gehen.«
Martin lächelte abrupt, faßte Carol an den Schultern und umarmte sie. »Ich bin froh, daß du hier bist«, sagte er.
»Wir sind ein Team.« Carol befreite sich sanft aus seiner Umarmung. »Laß uns hingehen und mit ihm reden.«
Sie gingen durch den Ausgang und die Treppe hinauf zur Galerie. Als sie eintraten, unterhielt sich Albigoni gerade gedämpft mit Lascal und einem anderen Mann. Martin erkannte ihn: Francisco Alvarez, Direktor der Abteilung für Stipendien und Beihilfen für die südlichen Anlagen der University of California. Jetzt begriff Martin; das Glas war lichtundurchlässig gemacht worden, damit Alvarez nicht in den Hörsaal unten
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