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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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dunklen Zimmer hinzulegen.
    »Wir sollten einen Spaziergang machen«, sagte Nadine entschlossen. »Nach sowas muß man rausgehen und aktiv sein, da braucht man Bewegung.«
    Sie streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie und stand auf. Seine Gelenke knackten laut.
    »Du hast es nie jemandem erzählt«, sagte sie, als sie die Treppe zum ersten Stock hinuntergingen.
    »Nein«, bestätigte er. »Nur Goldsmith.« Er blieb eine Stufe zurück und richtete den Blick auf ihr Genick.

 
47
     
    Karl bereitete im Sondierungsraum die Induktoren vor. David und Carol waren zusammen mit diensteifrigen Arbeitern damit beschäftigt, alle Anschlüsse und Fernbedienungen mehrmals zu überprüfen, bevor sie Goldsmith hereinbrachten. Martin beobachtete die Vorbereitungen genau. Er schwieg und achtete darauf, daß er nirgends im Weg war, sorgte jedoch dafür, daß man seine Anwesenheit bemerkte.
    »Du hängst hier so rum«, sagte Carol zu ihm, während sie einen Tisch mit Geräten an der Kontrollkonsole vorbeirollte.
    »Mein Vorrecht«, gab er mit einem schnellen Lächeln zurück.
    »Du hast noch nichts gegessen.« Sie stellte den Tisch an seinen Platz, steckte die Hände in die Taschen und kam mit einer spaßhaft-tadelnden Miene auf ihn zugeschlendert. »Du hast zu hart gearbeitet. Du bist blaß. Du brauchst deine Kraft für die Sondierung.«
    Er musterte sie ernst. »Ich muß mit dir reden.« Er schluckte und wandte den Blick ab. »Bevor wir reingehen.«
    »Du meinst, während wir was essen, nehme ich an.«
    »Ja. Ich denke, hier ist alles soweit. Bis auf Albigoni. Lascal sollte ihn eigentlich mitbringen…«
    »Wir können es ohne ihn machen.«
    »Ich will ihn hierhaben, als Garantie. Falls seine Begeisterung nachläßt…«
    Karl kam vorbei, und Martin hielt inne. Dieser Teil der Sondierung ging die anderen nichts an.
    »Mittagessen«, schlug Carol vor. »Ein spätes Mittagessen am Strand. Es ist nicht sonderlich warm. Zieh dir einen Pullover an.«
    Martin blickte auf und sah Lascal in die Galerie mit den zwanzig Sitzplätzen kommen, von der aus man in den Hörsaal schauen konnte. Albigoni kam hinter ihm herein. Martin nickte ihnen grüßend zu und wandte sich wieder an Carol. »Gute Idee. Wenn Goldsmith schläft und wir ihm das Nano injiziert haben.«
    Teilweise aus Aberglauben, teilweise aus bestimmten Mutmaßungen heraus hatte Martin immer verlangt, daß die Versuchspersonen jene, die sie mit einer Triplexsonde erforschten, weder sehen noch erkennen können sollten. Er hielt es für das Beste, wenn ein Rückkopplungssondierer die Landschaft frisch und unbekannt betrat. Zu diesem Zweck versammelten sich David und Karl – die möglicherweise zum Sondierungsteam stoßen mußten, wenn es Probleme gab – mit Martin und Carol hinter einem Vorhang im hinteren Teil des Hörsaals, als die Versuchsperson auf einer Bahre hereingefahren wurde.
    Goldsmith hatte einen Krankenhauskittel an. An seinem rechten Arm und seinem Hals waren bereits intravenöse Schläuche angebracht. Er lag schweigend auf der Bahre, wachsam und aufmerksam. Als er Albigoni auf der Galerie sah, hob er die linke Hand zu einem kurzen Gruß, ließ sie wieder sinken und wandte sich ab.
    Albigoni starrte mit großen Augen in den Hörsaal. Lascal hielt ihn sanft am Arm fest. Sie setzten sich, und Albigoni kniff die Augen zusammen und rieb sich mit beiden Händen den Nasenrücken.
    Margery und Erwin brachten die Feldkontakte an Goldsmiths Schläfe an.
    »Viel Glück«, hörte Margery ihn sagen. »Wenn etwas passiert und ich nicht zurückkomme… Vielen Dank. Ich weiß, ihr habt alle euer Bestes getan.«
    »Es ist völlig ungefährlich«, beruhigte ihn Erwin.
    »Trotzdem«, sagte Goldsmith vieldeutig.
    Margery legte das Induktorfeld an. Goldsmith döste nach ein paar Minuten ein. Als seine Augen geschlossen waren, arbeitete sein Mund kurz – jenes merkwürdige, reflexhafte Gebet, das bei allen schlafinduzierten Patienten zu sehen war, die Martin je behandelt hatte –, dann entspannten sich seine Züge. Die Falten in seinem Gesicht glätteten sich. Er hätte zehn Jahre jünger sein können. Margery und Erwin hoben ihn auf die Triplexcouch und legten ihm Fesseln um Arme, Oberschenkel, Kopf und Brust an. Martin fragte nach der Uhrzeit. Die weibliche Stimme des Hörsaalmanagers verkündete: »Dreizehn Uhr fünf Minuten und dreiunddreißig Sekunden.«
    »Alle Anzeichen normal«, sagte Margery. »Er gehört Ihnen, Dr. Burke.«
    »Fangen wir mit der Kernspintomographie des

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