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Königin der Engel

Königin der Engel

Titel: Königin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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folgte.
    »Und wo ist Goldsmith?«
    »In einem der Patientenzimmer.«
    Martin betrat sein altes Büro am Ende des Flurs, zwei Türen vor den Fahrstühlen zur unterirdischen Forschungsebene. Die Diskettenschränke öffneten sich auf seine Berührung hin, waren jedoch leer; sein Schreibtisch war aufgeräumt. Er biß sich auf die Unterlippe und probierte es mit den Schreibtischschubladen; sie waren verschlossen und wollten seinen Daumenabdruck nicht akzeptieren. Er war wieder da, aber er war nicht zu Hause; sein Zuhause erkannte ihn nicht mehr.
    »Das Zeug brauchen Sie doch nicht, oder?« fragte Lascal leise von der Tür her. »Sie haben uns nicht gesagt, daß Sie’s brauchen würden.«
    Martin schüttelte rasch den Kopf und schob sich an ihm vorbei.
    Die Fahrstuhltür glitt auf, als er sich näherte, und er stieg ein. Lascal kam zwei Schritte hinter ihm. Martin merkte, wie sein Zorn wuchs, und gab sich Mühe, ihn unter Kontrolle zu halten. Zwei Worte hallten immer wieder durch seinen Kopf: Kein Recht. Vielleicht hieß das, daß sie kein Recht gehabt hatten, seinen Arbeitsplatz zu plündern; es konnte auch bedeuten, daß in sämtlichen Handlungen in bezug auf das IPR kein Recht zu finden war.
    Acht Meter tief hinunter. Die Türen gingen auf. Es kam ihm so vor, als hätte er erst gestern zum letztenmal diesen Flur überquert sich nach links gewandt und gebieterisch die große Tür zum zentralen Forschungshörsaal aufgemacht. Martin stand da, die Hände an den Hüften, und seine Blicke zuckten zu der Bühne weiter unten. Über der Bühne standen hinter dickem Glas drei Reihen von Drehstühlen auf einer Galerie. In die halbkreisförmige Kuppel über dem Hörsaal eingelassene Scheinwerferbatterien glommen sanft. Die Geräte waren zum größten Teil noch dort, wo er sie zurückgelassen hatte, gepflegt von zwei Arbeitern; der weiße und silberne Triplexzylinder, Nanomonitoren, flache Reihen von fünf Computern und einem Denker links von den drei grauen Liegen; was fehlte, war der Puffercomputer, in dem sich die Forscher und die Erforschten in der Sicherheit des Wissens wiegen konnten, in einer zeitverzögerten Simulation zu schwimmen…
    Martin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und drehte sich zu Lascal um. »In Ordnung«, sagte er. »Fangen wir an.«
    Lascal nickte. »Miss Neuman und Mr. Albigoni sind im Beobachtungsraum nebenan. Wir haben es auch geschafft, vier der fünf Assistenten zu verpflichten, um die Sie gebeten hatten.«
    »Wen?«
    »Erwin Smith, David Wilson, Karl Anderson und Margery Underhill.«
    »Dann wollen wir die Gruppe mal zusammenholen.«
    Sie gingen zum hinteren Teil der Bühne, durch eine weitere kleine Tür und in den Korridor, der zu den Patientenunterkünften führte. Martin rief sich den letzten der siebenundzwanzig Menschen ins Gedächtnis, die er hier untersucht und therapiert hatte, eine junge Frau namens Sarah Nin; er erinnerte sich lebhaft an ihre Landschaft, einen zahmen Dschungel, gesprenkelt von weitläufigen Villen, die alle mit exotischen Tieren gefüllt waren. Bei seinen Reisen in ihr hatte er sich halbwegs in Sarah Nin verliebt, so etwas wie eine umgekehrte Übertragung; ihr Innenleben war so friedvoll gewesen, ihr Äußeres – groß, kuhartig, langweilig normal – so offenkundig ungestört.
    Er hatte oft von Sarah Nins Landschaft geträumt. Er bezweifelte, daß Goldsmith auch nur annähernd so einfach und angenehm sein würde.
    Goldsmith war in dem Patientenzimmer untergebracht, in dem Sarah Nin früher gewohnt hatte. Zwei schlanke, kräftige Männer in Langanzügen standen vor dieser Tür und beäugten sie aufmerksam, als sie näherkamen. Sie erwiderten Lascals Nicken.
    »Mr. Albigoni ist da drin«, sagte der größere der beiden und zeigte auf die Tür auf der anderen Seite des Flurs. Das war der Beobachtungsraum.
    Lascal machte diese Tür auf, und Martin trat ein.
    Albigoni und Carol Neuman saßen in Sesseln vor dem Hauptbildschirm und unterhielten sich leise. Sie schauten hoch, als die Tür aufging. Carol lächelte und stand auf. Albigoni beugte sich vor, die Ellbogen auf den Knien, die Augenbrauen erwartungsvoll hochgezogen. Martin streckte den Arm aus und gab Carol die Hand.
    »Wir sind fast soweit«, sagte sie. »Ich hab unseren vier Assistenten einen Auffrischungskurs verpaßt. Ist ja schon eine Weile her für sie.«
    Martin nickte. »Natürlich. Ich würde auch gern mit ihnen sprechen.«
    »Sie werden in ein paar Minuten hier sein«, erklärte Carol.
    »Gut. Ich habe

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