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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Augen leuchteten.
    »Furzdonnerschlag, mein Junge! Kannst du Gedanken lesen?« Er setzte den Schlauch an und trank in so gierigen Zügen, dass der Wein ihm aus den Mundwinkeln in den Kragen lief. Mit einem kräftigen Rülpser reichte er den Schlauch weiter und feixte: »Hier Leute, bedient euch ordentlich, bevor euer Kapitän euch alles wegsäuft.« Anne holte ein paar hölzerne Becher und füllte sie mit Wein. Während sie die Gefäße verteilte, achtete sie darauf, dass der präparierte Becher nicht in falsche Hände geriet.
    Ben Hamilton hatte das Opium reichlich dosiert, in winzige Stücke zerkrümelt und bereits mit etwas Wasser aufgelöst. Anne füllte den Becher mit Wein und reichte ihn Rackham.
    »Auf unseren Kapitän, der uns sicher nach Providence gebracht hat!« Die Männer prosteten sich zu, und Rackham leerte seinen Becher, ohne abzusetzen. Kurz darauf setzte er sich in eine Ecke, sein Kopf fiel nach vorn. Calico schlief laut schnarchend ein.
    Mithilfe von Wein und Opium verbrachte er die folgenden Tage in einer Trance, aus der er nur selten erwachte. Zu benommen, um an Land zu gehen, verlangte er dann stets nach Alkohol und sank benebelt wieder in den Schlummer, der ihn seine Hand vergessen ließ. Es
gelang Anne, die Männer an Bord zu überreden, das Schiff nicht zu verlassen.
    »Ich weiß, dass ihr gerne an Land wollt, dass ihr Lust auf Feiern, Saufen und Mädchen habt. Aber glaubt mir, wenn ihr das tut, könnt ihr auch gleich bei Rogers anklopfen und fragen, ob er noch eine Zelle für euch hat. Ich schaffe alles heran, was ihr braucht, außer Mädchen, auf die müsst ihr verzichten. Passt auf den Kapitän auf und vertraut mir. Ich habe einen Plan.« Nachdem sie ihre Idee ausführlich erläutert hatte, erklärten sich die Freibeuter einverstanden.
    Anne hielt ihr Versprechen und brachte Hamilton an Land.
    »Ich habe eine gute Freundin. Sie führt das erste Bordell in der Stadt. Sie wird dafür sorgen, dass Sie sich von den Strapazen der Reise erholen.« Sie brachte den Arzt zu Kupfer-Cissy. Dann suchte sie Molly auf.
    »Dass ich dich noch mal wiedersehen würde! Wer hätte das gedacht.« Molly drückte sie. Die beiden Frauen kamen überein, dass Jubilo zunächst in Nassau bleiben und Molly wieder in der Taverne zur Hand gehen solle.
    »Noch weiß niemand, dass er einer von uns ist. Ich möchte ihm ersparen, dass er eines Tages wie Calico vom Gouverneur an den Galgen gebracht wird.«
    Jubilo gehorchte ihr mit gemischten Gefühlen. Die Trennung von Anne fiel ihm schwer, doch nach dem Schiffbruch war er froh, nicht mehr auf See leben zu müssen. Anne hatte gehofft, dass Molly auch Kisu bei sich aufnehmen würde, doch die Wirtin lehnte ab.
    »Ich habe nicht genug Platz und nicht genug Arbeit für zwei. Geh zu Kupfer-Cissy, sie hat immer Verwendung für zwei flinke Hände.«
    Cissy hatte inzwischen eine Bleibe für Ben Hamilton gefunden und zwinkerte Anne zu.
    »Der Mann ist ein Glücksgriff. Meine Damen sind entzückt von ihm und er von meinen Damen. Was er mit seinen Behandlungen verdient, lässt er sofort wieder hier.« Dann sah sie sich Kisu genau an.
    »Ein bisschen jung und ein bisschen mager«, willigte sie schließlich ein.
    »Zwing sie zu nichts«, bat Anne. »Sie ist ein gutes Kind, und wenn du Geld für sie brauchst, verkauf etwas von dem Schmuck, den
ich bei dir gelassen habe.« Von Cissy erfuhr sie, dass im Hafen von Nassau ein Schiff lag, das genau ihren Bedürfnissen entsprach.
    »Die Neptun gehört John Haman. Bis vor ein paar Monaten war er einer von euch. Rogers hat ihm Pardon gewährt, und Haman nutzt seine Schaluppe jetzt nur noch zum Fischen. Er lebt mit seiner Familie auf einer der kleinen Inseln vor Providence und hat zwei Wachleute auf der Neptun .«
    Mit Münzen aus der Lösegeldkiste kaufte Anne Proviant, Waffen und Munition. Von Weitem hatte Anne einen Blick auf die Neptun geworfen. Die Schaluppe machte einen soliden Eindruck, war aber zu groß, um sie mit der kleinen Besatzung des Beiboots zu manövrieren. Anne verbrachte die Abende in Mollys Taverne und sah sich nach geeigneten Männern um.
    Schnell sprach sich herum, dass bei Molly abends ein junger Mann saß, der Arbeit zu vergeben hatte. Anne konnte sich vor Bewerbern kaum retten. Sie sah sich die Männer genau an, sprach mit jedem Einzelnen von ihnen und entschied sich schließlich für zehn Burschen, die den Eindruck machten, tatkräftig und nicht ständig betrunken zu sein: George Fetherston, Richard Corner, John Davies,

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