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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Gebet. Laut sagte er: »Nach Krieg kommt Frieden, auf Sturm folgt Ruhe und auf Knappheit Fülle.« Rackham sah ihn verwirrt von der Seite an.
    »Von Fülle kann hier keine Rede sein. Das schlagen Sie sich mal aus dem Kopf, Doktor. Auf diesen Inseln wächst außer ein bisschen Unkraut nichts. Es lohnt die Mühe nicht, sie anzusteuern und nach Wasser oder Essbarem zu suchen. Wir halten Kurs.«
    Rackhams Berechnungen erwiesen sich als richtig, und die Freude an Bord kannte keine Grenzen, als ein paar Tage später New Providence am Horizont erkennbar wurde. Je näher die Insel kam, umso größer wurden Annes Sorgen.
    »Calico! Ich weiß, dass du unbedingt nach Nassau willst, aber meinst du wirklich, dass das eine gute Idee ist? Gouverneur Rogers, ich kann mir nicht vorstellen, dass er dich mit offenen Armen empfängt und dir Pardon gewährt.« Rackham lachte bitter.
    »Furzdonnerschlag! Wie schlau du bist! Du meinst also nicht, dass er uns mit einem feinen Essen und Champagner empfängt, nein? Ich will dir was sagen, es ist mir egal. Mein Leben ist vorbei! Ich bin ein Krüppel!« Wütend hob er die verstümmelte Hand.
    »Wenn wir an Land sind, werde ich meinen Anteil nehmen, ihn in der nächsten Taverne versaufen, und wenn ich richtig blau bin, können
sie kommen und mich einsperren. Ich werde kein Schiff mehr kommandieren, wer hört schon auf einen, der nicht einmal mehr den Enterhaken halten kann!« Anne war sprachlos. Es würde keinen halben Tag dauern, und irgendein Lump würde Calico verraten. Wahrscheinlich wäre Rackham bis dahin nicht einmal so betrunken, wie er es sich wünschte. Sie dachte fieberhaft über einen Ausweg nach.
    »Doktor, ich habe Ihnen versprochen, dass Sie in Nassau ein freier Mann sein werden. Sie haben das Schriftstück, mit dem Ihnen der Kapitän bestätigt, dass Sie nicht freiwillig mit uns gegangen sind. Sie haben so viel für uns getan. Jetzt muss ich Sie um einen letzten Gefallen bitten.« Sie erzählte dem Arzt von ihrem Gespräch mit Rackham und seinem Plan, sich und sein Leben aufzugeben.
    »Doktor! Verstehen Sie, das darf nicht geschehen. Geben Sie mir so viel von dem Opium, dass ich ihn für ein paar Tage lahmlegen kann. Er darf dieses Boot nicht verlassen. Wenn er an Land geht, baumelt er schneller am nächsten Galgen, als er zwinkern kann.« Hamilton hob verwundert den Kopf.
    »Bonny, ich frage mich schon die ganze Zeit, was ist das nur zwischen dir und dem Kapitän. Du sorgst dich um ihn, kümmerst dich und pflegst ihn, wie ich es sonst nur von Frauen kenne, die lieben.« Er zog fragend die Augenbrauen hoch. Anne senkte den Blick und flüsterte. »Ich bin eine Frau, die liebt. Ich habe sein Kind geboren. Tun Sie mir diesen letzten Gefallen, ich bitte Sie beim Leben meines Sohnes. Und schwören Sie, dass Sie mich nicht verraten.« Hamilton legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    »Dachte ich’s mir doch. Ich werde dir helfen, möge Gott dich beschützen.« Anne schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
    Einen nach dem anderen weihte sie die Kameraden ein. Die Männer reagierten bestürzt.
    »Was für ein Unsinn, den Kopf freiwillig in die Schlinge des Gouverneurs zu stecken. Er kann doch lernen, Pistole, Messer und Enterhaken mit der linken Hand zu benutzen«, meinte Jubilo. Anne zauste seine Locken.
    »Das wird er auch lernen, aber erst mal müssen wir ihn in Sicherheit bringen. Und ich weiß auch, wie.« Sie machte sich daran, ihren Plan in die Tat umzusetzen.

    »Calico, ich kann dich nicht daran hindern, dein Leben zu riskieren, aber ich bitte dich, es zumindest nicht leichtfertig zu tun. Lass uns in einer der kleinen Buchten vor Nassau ankern und schick Jubilo an Land. Er soll zu Mulatto-Molly gehen und sich erkundigen, wie der Stand der Dinge ist.« Rackham war nicht begeistert von der Idee, den ersehnten Tavernenbesuch hinauszuzögern.
    »Du wirst nicht einmal Zeit haben, dein Geld zu vertrinken, wenn du gleich an Land gehst.« Annes Warnung überzeugte ihn.
    Jubilo schlich sich im Schutz der Dunkelheit zu Molly. Seine Mission war ebenso heikel wie aufregend. Anne hatte ihm heimlich einige Achterstücke zugesteckt und ihm eingeschärft: »Bring Wein, so viel du schleppen kannst. Sag Molly einen lieben Gruß von mir. Ich lasse mich blicken, wenn die Luft rein ist. Und verschwätz dich nicht! Komm so schnell wie möglich wieder zurück.«
    Als Jubilo zurück auf das Boot kam, legte er einen schweren, prall mit rotem Wein gefüllten Schlauch auf die Planken. Rackhams

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