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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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nächsten Tag zu verschieben.
    Otis Finch erklärte sich einverstanden, die Neptun zurück nach New Providence zu bringen. Annes Idee, unterwegs ein oder zwei Schiffe zu kapern und damit endlich ein eigenes Kommando zu haben, bestach ihn ebenso wie das in Aussicht gestellte Geld.
    Anne und Mary wechselten mit ihrem Anteil an Proviant und Alkohol auf die Pleasure . Mit einer Salve verabschiedeten sie Finch und seine Männer, die bereits die Segel gehisst hatten und sich auf den Weg nach New Providence machten.
     
    Es war später Vormittag. Rackham hatte seinen Rausch vom Vorabend ausgeschlafen. Bleich und zittrig musste er gestützt werden, als er die Jakobsleiter hochkletterte. Anne betrat das Deck als Erste und rümpfte die Nase. Es stank überall nach Exkrementen und Urin.
    »Was ist denn das für ein Saustall. Hier hat wohl jeder hingeschissen und gepisst, wo er gerade ging und stand. Schweinebande!« Sie nahm sich einen Eimer, eine Wurzelbürste und wartete, bis alle Mann an Bord waren.
    »Jungs, bevor wir beschließen, was wir als Nächstes tun, müssen wir hier sauber machen. Ich weiß, dass das eine ekelhafte Arbeit ist, aber wenn wir diesen Gestank länger einatmen, werden wir alle krank.« Sie füllte den Eimer und goss das Wasser über die Planken. Eine braune Lache breitete sich aus. Anne ging auf die Knie und begann zu schrubben.

    »Wenn ich eins unter Rackham gelernt habe, dann ist es, ein Deck ordentlich zu scheuern. Los, Männer! Je mehr mir helfen, umso schneller sind wir fertig.« Sie stand auf und sagte mit lauter Stimme: »Und wenn wir diesen verpesteten Kasten auf Vordermann gebracht haben, habe ich eine Belohnung für euch, von der ihr nicht mal zu träumen wagt.« Mary ahnte, wovon sie sprach, und schnappte sich lachend einen zweiten Eimer.
    »Vertraut Bonny, Leute! Lasst uns sehen, was er für eine Belohnung hat.« Zwei Stunden später war das Schiff von Unrat und Abfällen befreit. Die Deckplanken trockneten in der Sonne, der Gestank war verflogen.
    »Read! Geh und hol die kleine Kiste und den Beutel.« Anne wischte sich die nassen Hände an ihrer Hose ab. Dabei rutschte ihr de Vevres Ring beinahe vom Finger. Sie steckte ihn in die Tasche. Später würde sie Foster um ein Band bitten, mit dem sie den Ring an der Lasche befestigen konnte, an dem auch das Ziegenhorn hing, das sie noch immer benutzte, um nicht als Frau entlarvt zu werden, wenn sie sich erleichterte.
    Anne breitete ein Stück Segeltuch aus und nickte Mary aufmunternd zu. Die öffnete erst das Kästchen, dann den Lederbeutel und entleerte beides vorsichtig auf dem Stoff. Die Edelsteine funkelten in der Sonne. Als sie den unerwarteten Schatz sahen, verharrten die Freibeuter ein paar Sekunden in andächtigem Schweigen, dann brach ein unbeschreiblicher Jubel los. Anne strahlte.
    »Das haben Read und ich bei den Franzosen gefunden. Wir wollten es nur mit denen teilen, die wirklich zu uns gehören, und das seid ihr!« Die Männer gerieten völlig aus dem Häuschen. »Bonny und Read! Hoch! Hoch! Hoch!« Sie schrien durcheinander, umarmten sich und klatschten. Rackham warf Anne einen bewundernden Blick zu und lobte: »So was wie dich gibt’s auf der Welt nicht noch mal! Bonny, du bist phantastisch!« Dann rief er Patrick Carry zu sich.
    »Carry, du wirst diese kleinen bunten Steine jetzt gerecht aufteilen. Jeder soll gleich viel bekommen, ohne Ansehen von Stand und Funktion. Und die beiden größten Diamanten gibst du Bonny und Read!« Die Männer applaudierten erneut und beobachteten Patrick Carry, der gleich große Häufchen aus den Edelsteinen bildete. Niemand
dachte daran, die Anker zu lichten. Proviant, Wein und Cognac reichten aus, um die enorme Beute gleich an Ort und Stelle zu feiern.
    Die Prise war verteilt. Während oben getrunken und gegessen wurde, saß Foster allein unter Deck und betrachtete die bunten Steine in seiner Hand. Mary gesellte sich zu ihm.
    »Read, schau dir das an.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Wenn ich das zu Geld mache, habe ich genug, um endlich ein Haus und ein kleines Stück Land zu kaufen. Im nächsten Hafen verlasse ich das Schiff und besorge mir eine Passage nach England.« Seine Augen leuchteten glücklich.
    Mary setzte sich neben ihn und nahm all ihren Mut zusammen.
    »Foster, kannst du dir vorstellen, mich mit dir zu nehmen?« Der Segelmacher sah sie erstaunt an.
    »Wie meinst du das?« Er räusperte sich verlegen.
    »Read, versteh mich nicht falsch, ich finde dich sehr nett. Ja, ich mag

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