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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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wir vor, in Hispaniola zu ankern, aber ich sage euch, mit der Beute, die wir an Bord haben, sind wir besser beraten, wenn wir noch zwei Tage auf See dranhängen und nach Petit Goave fahren. Wir wollen unsere Stoffe und Bücher doch so teuer wie möglich verkaufen, und das geht in der Hauptstadt besser. Außerdem müssen wir vor der nächsten Tournee die Pleasure von Kiel bis Krähennest überholen, und dafür brauchen wir Material und Werkzeug, das in Petit Goave sicherlich leichter zu bekommen ist.« Die Mannschaft war noch nicht überzeugt. Niemand stand der Sinn nach weiteren Tagen auf dem Schiff.
    »Was macht es schon, dass der Hafen von Hispaniola kleiner ist als der von Petit Goave, dafür ist er näher, und wir sind schneller da. Das Zeug zum Kalfatern können wir auch in zwei Wochen noch kaufen«, knurrte John Howell, und die Piraten trampelten zustimmend mit den Füßen. Anne verschaffte sich Gehör.
    »Ich bin noch nicht fertig! Bevor wir uns entscheiden, habe ich noch zwei Punkte. Erstens seid ihr alle jetzt wohlhabende Männer,
und eine größere Stadt bietet viel mehr Abwechslung. Statt in Hispaniola alle über die zehn Mädchen zu steigen, die da zur Verfügung stehen, und euch den Venustritt zu holen, könnt ihr in Petit Goave jeder zehn Mädchen haben.« Diesmal unterbrach James Dobbins ihre Ansprache.
    »Lieber morgen einen Venustritt, als wer weiß wann drei Weiber in Petit Goave!« Die Männer grölten. Anne spielte ihren letzten Trumpf aus: »Ruhe! Verdammt! Finch ist auf dem Weg nach New Providence. Er kennt unsere Pläne, weiß genau, dass wir nach Hispaniola wollen. Was, wenn er zu diesem Ungeheuer von Woodes Rogers marschiert und uns verrät? Ihr wisst, was er für ein Schuft ist. Für ein Pardon und ein paar Münzen bringt er uns alle ohne mit der Wimper zu zucken an den Galgen. Dann nutzen euch all euer Geld und eure Edelsteine nichts mehr! Wenn wir die Pleasure nicht überholen, kommen wir nicht weit. Im Unterdeck sind zwei kleine Lecks, die jederzeit aufbrechen können, und mit den vielen Muscheln und Algen am Kiel, sind wir langsamer als jede Ente. Ich sage es noch mal: In Petit Goave kriegen wir alles, was wir brauchen, verkaufen die Beute, amüsieren uns, machen unser Schiff wieder seetüchtig. Und dann fahren wir die Runde und holen uns ein paar fette Prisen!« An den Gesichtern der Männer sah Anne, dass sie gewonnen hatte. Fetherston stellte sich vor sie und rief: »Auf nach Petit Goave!« Die Besatzung stimmte ein.

-32-
    O tis Finch hatte auf dem Weg nach New Providence Annes Rat befolgt und tatsächlich zwei Slups in seine Gewalt gebracht. Die Schiffe waren schnell und wendig und eigneten sich hervorragend für seine Zwecke. Gemeinsam mit seiner Mannschaft beschloss er, die Neptun zwar an John Haman zurückzugeben, dann jedoch wollte er, wie Anne es vorausgesehen hatte, zu Woodes Rogers gehen, um Pardon bitten und sich ein paar Achterstücke verdienen.
    Bevor er mit der Neptun in den Hafen von Providence einlief, versteckte er die beiden Slups in einer nahe gelegenen Bucht. Dann wies er seinen ersten Maat an, Haman ausfindig zu machen und ihm sein Schiff wiederzugeben.
    »Wenn du ihn gefunden hast, sagst du ihm, dass wir Bonny das Schiff abgenommen haben, um es seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückzubringen. Das Geld behalten wir, und wenn wir Glück haben, gibt er uns sogar noch eine Belohnung. Ich gehe inzwischen zum Gouverneur und berichte ihm, was wir über Rackham und seine Leute wissen.«
    Mit blumigen Worten erklärte er Rogers, dass er und seine Männer gezwungen worden seien, an zwei Überfällen unter Rackhams Kommando teilzunehmen: »Ich versichere Ihnen, Sir, dass wir es wirklich nicht freiwillig getan haben. Und von der Beute haben wir keinen Penny gesehen. Die Neptun haben wir den Piraten unter Einsatz unseres Lebens abgenommen und mit Gottes Hilfe heil in den Hafen gebracht. Wir sind schließlich Ehrenmänner.« Während er sprach, glaubte Finch seine Worte selbst und klang umso überzeugender. Der Gouverneur lauschte seinen Ausführungen mit großer Aufmerksamkeit.

    »Und Sie sind sicher, dass Rackham sich noch immer in Hispaniola aufhält?«, fragte er und trommelte mit den Fingern auf seine Schreibtischplatte. Finch nickte.
    »Ganz sicher, Sir. Der Plan war, dort zu ankern. Er und dieser Bonny haben gestohlene Waren an Bord, die sie möglichst schnell verkaufen wollen, und außerdem müssen sie das Schiff überholen, bevor sie wieder in See

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