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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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müssen ihnen helfen, und dafür brauche ich das Geld oder was immer du für mich hast. Deswegen sind wir hier.« Cissy sprang mit einem Ruck auf.
    »Was soll das heißen? Gefängnis, und wieso bist du plötzlich Annes Bruder. Ich verstehe das alles nicht.« Molly wiederholte, was Jubilo gesagt hatte. Cissy schluckte.
    »Ich hole Doc, er weiß immer am besten, was zu tun ist.« Sie stürmte aus dem Zimmer.
    Barfuß, den Morgenrock notdürftig über dem Hemd geschlossen, kam Ben Hamilton mit schweren Schritten die Treppe herunter. Seit Kupfer-Cissy nur noch ihre Mädchen arbeiten ließ und selbst keine Freier mehr empfing, waren sie und der Arzt ein Paar und bewohnten drei Räume in Cissys Etablissement. Das Arrangement war von gegenseitiger Zuneigung, großem Respekt sowie beidseitigem Nutzen getragen. Hamilton betreute Cissys Damen unentgeltlich und wurde dafür hervorragend versorgt. Er unterhielt in der Stadt eine kleine Praxis und war so beliebt bei seinen Patienten, dass ihm auch die Honoratioren seinen Lebenswandel und das unverheiratete Zusammenleben mit Cissy verziehen. Letzteres hätte der Arzt nur zu gerne legalisiert, aber Cissy hatte schon zwei Anträge abgelehnt, und Ben Hamilton war nicht der Mann, sich einen dritten Korb zu holen.
    Ruhig begrüßte er die frühen Besucher, läutete nach der Magd und bat höflich um Tee und Gebäck. Jubilo bewunderte die Gelassenheit, mit der er die Situation beherrschte.
    »So, und jetzt der Reihe nach. Was ist mit Bonny und Calico?« Hamiltons kluge, braune Augen ruhten auf Molly, die ihm erzählte, was sie am Abend zuvor erfahren hatten.
    »Und dann ist da noch dieser Brief. Anne hat ihn geschrieben. Um ihr zu helfen, brauchen wir Geld.« Jubilo gab dem Arzt das Schreiben. Der putzte umständlich seine venezianische Klemmbrille und fixierte sie auf dem Nasenrücken. Schweigend warteten die anderen, bis Hamilton den Brief gelesen hatte. Er räusperte sich.
    »Jubilo, mein Junge, wie fühlst du dich?« Jubilo errötete und antwortete
leise: »Ich habe eine Schwester und möchte sie nicht verlieren.«
    Die Entscheidung fiel, noch bevor der Tee getrunken war. Man kam überein, ein Schiff zu organisieren, mit dem Hamilton und Jubilo nach Jamaika reisen sollten. Was dann zu geschehen hatte, mussten die beiden entscheiden, wenn sie sich ein Bild von der Lage gemacht hatten. Cissy holte die Schatulle aus ihrem Zimmer und breitete den Schmuck, den Charley Balls einst Anne geschenkt hatte, vor aller Augen aus.
    »Ich nehme natürlich nichts davon«, sagte sie eilig. Hamilton betrachtete die Preziosen prüfend.
    »Das reicht, um Wachleute und Beamte zu bestechen, aber nicht für ein Schiff, ganz gleich, wie klein es auch sein mag.«
    Jubilo raufte sich die Haare und rief verzweifelt: »Aber wo sollen wir denn dann ein Schiff herkriegen?« Cissy legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
    »Ich kann das organisieren. Doc, es ist am besten, wenn du die Juwelen verkaufst. Dich versuchen die Händler nicht übers Ohr zu hauen. Ich fahre zu Balls. Der besitzt drei Schiffe. Wenn wir Glück haben, liegt eins davon im Hafen. Ich bin sicher, dass er uns hilft. Molly, du packst dem Jungen ein paar Sachen zusammen. Wenn alles gut geht, ist er morgen um diese Zeit schon unterwegs.« Jubilo meldete sich zaghaft zu Wort.
    »Was ist mit Kisu? Kann sie nicht auch mitkommen?« Molly sah ihn scharf an.
    »Du machst keine Erholungsreise, Kleiner! Lass das Mädchen hier, du bringst sie nur unnötig in Gefahr.« Jubilo verstummte. Ben Hamilton sah ihn nachdenklich an.
    »Vielleicht ist der Gedanke gar nicht so abwegig. Wer weiß, ob wir auf Jamaika nicht ein Mädchen brauchen, dem wir vertrauen können. Wenn Cissy nichts dagegen hat, würde ich Kisu gerne mitnehmen.« Cissy gab ihre Zustimmung, und Jubilo strahlte über das ganze Gesicht.
    Cissys Zweispänner jagte die holperige Straße bergauf. Die schweißbedeckten Pferde galoppierten bis vor Charley Balls’ Haus.
    »Reib sie ab und lass sie saufen.« Sie klopfte an die Tür. Lächelnd bat der Haussklave sie herein.

    »Miss Cissy, da wird Mr. Balls sich aber freuen. Sie waren schon lange nicht mehr bei uns. Nehmen Sie Platz, ich sage ihm, dass Sie da sind.« Cissy ging nervös in der großen Halle auf und ab und wartete auf Balls.
    Mit weit ausgebreiteten Armen kam er auf sie zu.
    »Cissy, welch angenehme Überraschung. Was führt dich zu mir?«, begrüßte er sie und hauchte einen Kuss auf ihre Wange.
    »Charley, wie lange sind wir jetzt schon

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