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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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losgehen!« Sie kniff Kisu in die Wange.
    »So, und jetzt komm mit, wir haben noch eine Menge zu regeln.« Kisu machte einen Luftsprung und tänzelte hinter Cissy ins Haus.
     
    Charley Balls hielt Wort. Sonntagmittag war die Advice bereit zum Auslaufen. Dr. Hamilton, Jubilo und Kisu standen an Deck und winkten Molly, Cissy und ein paar Freunden, die gekommen waren, sie zu verabschieden.
    Mit der Flut stach das Schiff in See, ließ die Inseln Eleuthera und Andros links und rechts hinter sich liegen und nahm Kurs auf Inagua, um dann den Weg durch die Windward-Passage nach Jamaika zu nehmen.
    Kapitän Jeremias Hobbes war ein erfahrener, besonnener Seemann. Hamilton und er verstanden sich auf Anhieb und verbrachten die Abende mit einem Krug Rum und Pfeifen, deren Tabak nach Vanille roch.
    Kisu und Jubilo fühlten sich wie im Paradies. Vergessen war die Arbeit in Mollys Taverne, vergessen das heiße, schwere Plätteisen, mit dem Kisu die Wäsche zu glätten hatte. Hand in Hand standen sie am Bug, schauten auf den Gischt und ließen sich den Wind um die Nasen wehen.
    »Eigentlich wollte ich nie wieder auf ein Schiff, aber wenn du dabei bist, ist sogar das schön.« Jubilo seufzte und schloss die Augen.
    Die Nacht war lau, Hobbes und Hamilton saßen in der Kapitänskajüte,
die Matrosen lagen unter Deck in ihren Hängematten, als Kisu und Jubilo ihre erste gemeinsame Nacht verbrachten.
    »Jetzt bin ich deine Frau«, flüsterte Kisu, um den Wachmann nicht auf sich aufmerksam zu machen, »und du darfst keine andere heiraten.«
    »Ich will keine andere heiraten. Wenn wir Rackham und Bonny befreit haben und zurück in Nassau sind, fragen wir den Doc, ob er uns hilft, damit wir nicht mehr so lange warten müssen.« Jubilos Vertrauen in den Arzt war grenzenlos. In seinen Augen gab es kein Problem, das sein kluger, väterlicher Freund nicht lösen konnte.
     
    Früh am Morgen lief die Advice in den Hafen von Kingston ein. Die Stadt war kaum erwacht, aber am Hafen herrschte bereits reges Treiben. Die Tore der Lagerhäuser waren weit geöffnet, Händler und Kaufleute gingen ihren Geschäften nach. Uniformierte Soldaten patrouillierten im Stechschritt auf und ab.
    Ben Hamilton ging auf einen Offizier zu und grüßte ihn freundlich.
    »Ich wünsche einen guten Morgen, Sir. Würden Sie mir bitte einen Augenblick Ihrer kostbaren Zeit opfern?« Der Offizier erwiderte den Gruß und sah den Arzt erwartungsvoll an.
    »Mein Name ist Hamilton, Doktor Ben Hamilton. Ich bin Arzt und komme im Auftrag von Gouverneur Woodes Rogers. Mein Befehl lautet, die Gefangenen Rackham und Bonny sowie ihre Mannschaft zu untersuchen. Mr. Rogers möchte sichergehen, dass die Männer bei vollem Bewusstsein und in gutem Zustand ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.« Der Offizier räusperte sich gewichtig.
    »Wenn Sie da mal nicht zu spät kommen, Sir, die Bande ist nach Spanish Town gebracht worden. Gouverneur Lawes wollte den Prozess persönlich führen, aber ich kann Ihnen nicht sagen, ob das schon geschehen ist.« Hamilton wurde bleich. Während der ganzen Überfahrt war seine einzige Sorge gewesen, dass er nicht rechtzeitig ankommen könnte.
    Er verabredete mit Kapitän Hobbes, dass er mit Kisu und Jubilo die nächste Kutsche nach Spanish Town nehmen und sich dort ein Bild von der Lage machen würde.

    »Es kann ein paar Tage dauern, bis Sie Nachricht von mir erhalten.« Schiffseigner Balls hatte seinen Kapitän angewiesen, sich zu Hamiltons Verfügung zu halten und seinen Anordnungen zu folgen. Jeremias Hobbes freute sich auf Kingston. Wann hatten er und seine Mannschaft schon einmal Gelegenheit, ohne Pflichten Zeit in einer solchen Stadt zu verbringen.

-42-
    D ie Kutsche nach Spanish Town fuhr einmal am Tag. Ungeduldig wartete die kleine Reisegruppe auf den Wagen.
    »Wir werden allen Leuten sagen, dass ich Arzt bin und ihr meine Sklaven seid.« Hamilton sah Jubilos unwirschen Blick. »Ich weiß, dass dir das nicht passt, mein Junge, aber es ist für uns alle am sichersten so. Keine Angst, ich werde euch nicht wie Sklaven behandeln.«
    Während der Fahrt war Hamilton so unruhig, dass er kaum aus dem Fenster schaute. Angespannt knetete er die Hände im Schoß und durchdachte seinen Plan immer wieder aufs Neue. Jubilo und Kisu saßen hinten auf dem Wagen und genossen die Reise. Was hier alles wuchs, Melonen, Bananen, Ananas, Acajoubäume, deren Äpfel die Äste tief nach unten bogen. In den Kartoffelfeldern stromerten wilde Schweine. Jubilo fiel vor

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