Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
Vom Netzwerk:
befreundet?«, eröffnete sie das Gespräch.
    »Zu lange, als dass du mir eine solche Frage stellen solltest, wenn du etwas auf dem Herzen hast.« Balls lächelte sie an und schenkte zwei Gläser Champagner ein.
    »Also, heraus mit der Sprache. Was kann ich für dich tun?« Er prostete ihr zu. Cissy ließ das erfrischende Getränk auf ihrer Zunge perlen.
    »Du erinnerst dich an Anne?« Cissy wartete seine Antwort nicht ab.
    »Sie ist in großen Schwierigkeiten.« Eindringlich schilderte sie Balls, was geschehen war.
    »Wir brauchen ein Schiff, aber unser Geld reicht nicht aus.«
    Balls lehnte sich in seinem Sessel zurück. Sein Blick, eben noch konzentriert auf Cissy gerichtet, schweifte ab und verschwand im Nichts.
    »Die kleine Anne, was für ein bezauberndes Wesen, aber einfach nicht zu bändigen.« Ein verklärtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht.
    »Du hast Glück, Cissy, oder besser, Anne hat Glück. Im Hafen liegt die Advice . Es ist nur ein kleiner Schoner, aber um deinen Doc und den Jungen nach Jamaika zu bringen, allemal groß genug. Gib mir eine Woche, dann habe ich eine brauchbare Mannschaft zusammen und ausreichend Proviant an Bord.«
    »Eine Woche? Charley, so viel Zeit haben wir nicht. Der Prozess kann jeden Tag beginnen, und dann hängt Anne am nächsten Galgen, bevor Doc in See gestochen ist!« Balls leerte sein Glas und schenkte nach.
    »In weniger als drei Tagen geht es nicht. Was haben wir heute?
Donnerstag? Sag Doc, er kann Sonntag an Bord gehen, und grüß den kleinen Jubilo von mir.« Cissy sprang auf und umarmte den Freund.
    »Das werde ich dir nie vergessen. Du bist ein Engel. Wie kann ich das jemals wieder gutmachen?« Charley Balls stand auf, legte seinen Arm um ihre Schulter.
    »Denk an mich, wenn dir mal wieder eine unschuldige Seele unterkommt, und sorg dafür, dass ich für eine Weile meine schützenden Flügel über sie halten kann.« Er zwinkerte Cissy zu. »Und jetzt lass mich allein. Wenn das Schiff am Sonntag bereit sein soll, habe ich viel zu tun.«
    Rasant wie sie gekommen war, fuhr Cissy zurück in die Stadt. Als Kisu den Zweispänner hörte, eilte sie vor die Tür.
    »Cissy, guten Morgen! Ist es wahr, was der Doc sagt? Ich darf mitfahren?« Aus dem mageren kleinen Mädchen, das Anne vor Jahr und Tag bei Cissy untergebracht hatte, war eine junge Frau geworden. Immer noch schlank und schmal, strahlte sie mit jeder Bewegung Kraft und Zähigkeit aus. Ihre Haltung war aufrecht, der Schwung ihrer Hüften verlockend, ihre Hände feingliedrig und stark. Das krause Haar trug sie kurz geschnitten, ihre Lippen waren voll. Zum vierzehnten Geburtstag hatte Cissy ihr eine goldene Kette geschenkt, die ihren langen Hals schmückte.
    Cissy hatte ihrem Schützling die Wahl gelassen, in ihr Etablissement einzusteigen, doch Kisu zog es vor, Hausarbeiten zu verrichten, auch wenn das einen viel niedrigeren Lohn bedeutete. Ihr Tag war lang und anstrengend. Bereits am frühen Morgen half sie der Köchin bei ihren Vorbereitungen. Wenn sie am späten Vormittag alle Arbeiten erledigt hatte, standen Cissys Mädchen auf. Kisu brachte ihnen das Frühstück und ging ihnen bei der Morgentoilette zur Hand. Den Rest des Tages verbrachte sie mit den Wäschebergen, die im Haus anfielen. Sie besserte Kleider aus, wusch und bleichte die Bettwäsche und freute sich die ganze Woche auf den Sonntag.
    Der Kirchgang war der Höhepunkt der Woche. Dabei spielte die Predigt des Priesters nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger war, dass Kisu vor und nach dem Gottesdienst Gelegenheit hatte, ein paar Worte mit Jubilo zu wechseln. Für die beiden stand außer Frage, dass sie eines Tages heiraten und eine Familie gründen würden, sobald
sie genug Geld gespart hatten. Eisern legte Kisu alles zurück, was sie von ihrem Lohn erübrigen konnte, so wie Jubilo sich jeden Luxus versagte und sparte, was er von Molly erhielt. Es war wenig genug, denn der Hauptteil ihrer Gehälter bestand aus freier Kost und Logis. Die Aussicht, mit Doc, den sie verehrte, und Jubilo, den sie liebte, eine Reise unternehmen zu dürfen, brachte Kisu fast um den Verstand. Sie half Cissy aus der kleinen Kutsche und griff nach ihrer Hand.
    »Ist es wirklich wahr? Cissy, sag, dass es wahr ist, sonst falle ich hier auf der Stelle tot um!« Kupfer-Cissy zog ihre Handschuhe aus und strich sich die Haare aus der Stirn.
    »Das wäre aber schade. Da müsste sich dein Jubilo ja schnell nach einer anderen Reisebegleitung umsehen, denn am Sonntag soll es

Weitere Kostenlose Bücher