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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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sehen wollen. Aber jetzt …« Er stockte.
    »… Ich habe die Plantage, ich habe das Handelshaus am Hafen, und ich habe niemanden, an den ich das alles eines Tages weitergeben kann. Manchmal sitze ich hier und denke, warum arbeite ich eigentlich noch. Vielleicht wäre es besser, ich würde alles verkaufen und mir in der Stadt ein kleines Haus nehmen.« Kabelo sah ihn erschrocken an.
    »Schau nicht so. Ich tue es ja nicht. Ich kann es ja gar nicht tun. Was würde dann aus euch allen werden. Aber manchmal wünsche ich mir, dass ich die Zeit zurückdrehen und noch einmal von vorne anfangen könnte. Vor allem wegen Anne. Kinder sind doch das Einzige, für das es sich am Ende zu leben lohnt.«
    »Sir, wenn Sie etwas über Anne erfahren wollen, müssen Sie an den Hafen gehen. In den Tavernen treffen sich die Seeleute, vielleicht …« Cormac unterbrach ihn.
    »Kabelo, ich war schon am Hafen. Ich habe mich in allen Tavernen umgehört, aber kein Mensch konnte mir etwas sagen. Das Einzige, was ich erfahren habe, ist, dass vor einiger Zeit auf Jamaika eine Bande von Piraten zum Tode verurteilt worden ist. Darunter ein gewisser Bonny. Das war sicher der Taugenichts, mit dem Anne damals davongelaufen ist. Geschieht dem Schuft recht, wenn er jetzt an einem Galgen baumelt und seine Gedärme verfaulen. Aber was aus meiner Tochter geworden ist, weiß ich nicht. Ich bete jeden Abend zu Gott, dass sie in Sicherheit ist und es ihr gut geht.«
    Mimber erschien in der Tür, knickste höflich und wartete, bis Cormac sie ansprach.
    »Was ist, Mädchen, soll ich hereinkommen zum Essen?« Mimber knickste erneut.
    »Sir, nur wenn Sie soweit sind. Ich kann der Köchin auch sagen,
dass sie die Speisen noch ein wenig warm halten soll.« Cormac stand auf.
    »Kabelo, willst du mir Gesellschaft leisten und mit mir essen? Tilly hat sicher genug für uns beide gekocht.«
    »Sir, ich danke für das Angebot, aber zu Hause warten meine Frau und die Kinder auf mich. Sie wären enttäuscht, wenn ich nicht käme. Wenn Sie erlauben, würde ich gerne hinübergehen.«
    »Natürlich erlaube ich das, du Glücklicher hast immerhin eine Familie, die auf dich wartet.«
    Als die zweite Flasche Wein zur Neige ging, hatte sich Cormacs Stimmung merklich gebessert. Mimber wollte eben den Rest des Desserts zurück in die Küche bringen, da hielt er sie an ihrer weißen Schürze fest.
    »Nicht so eilig. Möchtest du nicht ein wenig Kakaokonfekt kosten?« Mimber sah ihn verwirrt an.
    »Sir, ich bitte Sie, das ist doch nichts für unsereinen. Sie wissen doch am besten, wie teuer Kakaobohnen sind. Ich würde niemals wagen, auch nur eine zu nehmen.« Cormac lachte.
    »Und was wäre, wenn deine Gesellschaft mir noch viel teurer wäre als diese Süßigkeit?« Er nahm ein Stück Konfekt zwischen Daumen und Zeigefinger und steckte es Mimber in den Mund. Die schwarzen Augen des hübschen Mädchens leuchteten. Cormac reichte ihr sein Glas.
    »Trink einen Schluck. Mit Wein schmeckt es noch besser.« Mimber, die in ihrem Leben noch keinen Rotwein getrunken hatte, leckte sich die Lippen.
    Nach dem Essen ließ sich Cormac mit einer weiteren Weinflasche auf die Veranda nieder und wartete, bis die Geräusche aus der Küche allmählich verklangen. Dann rief er Mimber zu sich.
    »Trink ein Glas mit mir. Es ist eine wunderbare Nacht. Sieh nur, wie klar der Himmel ist, und die Sterne funkeln.« Mimber trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Zier dich nicht, Mädchen. Ich tue dir nichts.« Cormac spürte den Wein in seinem Kopf. »Jetzt arbeitest du schon so lange für mich, und ich weiß gar nicht, wer du eigentlich bist. Erzähl mir von dir und von deinen Eltern.« Er lehnte sich zurück und nippte an seinem Glas.

    Mimbers Geschichte war schnell erzählt. Ihre Mutter war vor Jahren als junges Mädchen aus Afrika verschleppt, mit einem Sklavenschiff nach Charleston gekommen und vom Vorbesitzer der Plantage gekauft worden.
    »Sie hat das Glück gehabt, nicht auf die Reisfelder zu müssen, sondern in diesem Haus arbeiten zu dürfen, so wie ich jetzt für Sie arbeite. Aber ihr Herr war nicht so rücksichtsvoll wie Sie, Sir, er hat sie vergewaltigt, wann immer ihm der Sinn danach stand, und irgendwann war sie schwanger. Er hat nicht einmal abgewartet, bis ich geboren war, sondern sie sofort aus dem Haus geworfen und auf dem Feld arbeiten lassen.« Mimber hielt inne und trank einen Schluck Wein. Cormac beobachtete sie und dachte an Phibbah. Mimber war nicht so schön und anmutig wie sie, aber

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