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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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auf den Weg zum Hafen machte, sah sie ihm nach, bis er nur noch als kleiner Punkt am Ende der staubigen Straße zu erkennen war und schließlich ganz verschwand.
    Vor dem Haus saßen Kathy und Delilah und unterhielten sich. Kathy hatte eine große Holzschüssel auf dem Schoß und knetete Cassavateig. Grandma Del nahm einen tiefen Zug aus ihrer Pfeife und blies den Rauch in kleinen Ringen in die Luft.
    »Eine wie dich hätte ich längst gebrauchen können. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal Zeit hatte, schon am Vormittag hier zu sitzen und ein Pfeifchen zu rauchen.« Sie schaute prüfend auf den fertigen Teig. Mit flinken Fingern formte Kathy vier gleich große Laibe daraus und gab sie Billy, der sie zum vorgeheizten Ofen brachte. Kathy wischte sich die Hände an einem löchrigen Tuch ab.
    »Bis ich ein Häuschen gefunden habe, helfe ich dir gerne, Delilah. Aber wenn Billy und ich erst einmal ein eigenes Dach über dem Kopf haben, wird das nicht mehr gehen. Ich will mir ein paar Ziegen und Hühner kaufen, und dann mache ich es wie du. Gemüse und Obst baue ich selbst an, die Ziegen geben Milch, von den Hühnern kriegen wir Eier, was braucht der Mensch mehr. Für meinen Billy suche ich einen Lehrer, der ihm lesen und schreiben beibringt, damit er eines Tages was Anständiges lernen kann. Und wenn ich Zeit habe, komme ich dich auf ein Schwätzchen besuchen. Was für ein wundervolles
Leben!« Grandma Del nickte und sah versonnen auf den kleinen Jack, der eifrig hinter Billy herstapfte.
    Anne hatte ihr gesagt, dass sie, Jubilo und Kisu mit Jack, Mike und dem Neugeborenen nach Charleston reisen wollten, sobald sie sich von der bevorstehenden Entbindung erholt hatte. Delilah blinzelte in die Sonne. Der Gedanke, sich von ihrem Engel zu trennen war so unerträglich, dass sie ihn nicht zu Ende denken mochte.
    Auf der Straße näherten sich Jubilo und Kisu. Sie kamen vom Hafen, dort hatten sie sich von Hamilton verabschiedet. Fröhlich begrüßten sie Kathy und Grandma Del. Jubilo hatte versprochen das Ziegengehege auszubessern, und wollte eben hinter das Haus, um sich das notwendige Werkzeug zu holen, da trat Anne aus der Tür.
    »Gut, dass ihr da seid«, sie warf einen liebvollen Blick auf Mike, der in seinem Tragetuch schlief.
    »Jubilo, komm doch bitte einen Augenblick mit mir, ich habe etwas mit dir zu besprechen.« Kathy, Grandma Del und Kisu sahen den beiden neugierig nach, als sie sich ein Stück entfernt auf einen Stapel Feuerholz setzten.
    »Was hat sie ihm nur zu sagen, dass wir es nicht hören sollen?«, murrte Delilah, und Kathy versuchte so angestrengt, eine Geste oder einen Laut zu erhaschen, dass ihr fast die Augen aus dem Kopf quollen.
    »Seid ganz unbesorgt, spätestens heute Abend weiß ich es. Jubilo erzählt mir alles.« Kisu sah die beiden Frauen selbstbewusst an. Sie irrte sich. Obwohl sie den ganzen Abend nicht aufhörte zu fragen, gab Jubilo mit keiner Silbe preis, was Anne ihm anvertraut hatte. Seine rechte Hand steckte wie angewachsen in seiner Hosentasche und umklammerte die Münzen, die Anne ihm gegeben hatte, sogar im Schlaf.
    Früh am nächsten Morgen wusch er sich Gesicht und Hals unter der Pumpe und verschwand, ohne Kisu zu sagen, wohin. Am Hafen traf er Fischer, die den Fang der Nacht an Land brachten. Jubilo suchte sich das stabilste Boot heraus und sprach mit dem Besitzer. Als er dem Mann ein funkelndes Achterstück unter die Nase hielt, war der sofort bereit, ihm seinen Kahn für ein paar Tage zu überlassen. Jubilo kaufte eine Pistole, Munition, eine robuste Schaufel, versorgte sich mit Proviant
und ausreichend Trinkwasser und schob das Boot ins Meer. Mit kräftigen Ruderschlägen nahm er Kurs auf Kubas Küste.
     
    Der junge Mann hielt sich gewissenhaft an das, was Anne ihm aufgetragen hatte. Tagsüber ruderte er so nah wie möglich am Ufer entlang. Nachts suchte er sich geschützte Plätze zum Schlafen. Anne hatte den Verlauf der Strände so genau beschrieben, dass Jubilo das Gefühl hatte, schon mehrmals dort gewesen zu sein. Und doch war er erleichtert, als er nach mehr als einer Woche die Bucht entdeckte, die Anne ihm als Ziel seiner Reise genannt hatte.
    Es dunkelte bereits, als er das Boot auf den weißen Sand zog. Jubilo nutzte das vergehende Tageslicht, um ausreichend Holz für ein Feuer zu sammeln. Er fing noch zwei Fische und schlief nach der Mahlzeit zufrieden ein.
    Kaum zeigte sich die Morgensonne am Horizont, holte Jubilo seinen Spaten aus dem Boot und

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