Koenigin der Meere - Roman
ihre samtige Haut und die perlweißen Zähne erinnerten ihn an Jubilos Mutter und weckten seine Begierde.
»Sprich weiter.«
»Es gibt nicht viel zu erzählen, Sir. Ich bin wie alle Sklavenkinder in einer Hütte neben den Reisfeldern aufgewachsen und habe ab meinem sechsten Lebensjahr dort gearbeitet. Kurz bevor Kabelo mich zu Ihnen gebracht hat, ist meine Mutter gestorben. Sie war noch nicht alt, aber die Arbeit auf den Feldern hat sie mürbe gemacht, und als das Fieber kam, hatte sie nicht genug Kraft.« Mimbers Unterlippe zitterte. Cormac streckte seine Hand aus und zog sie auf seinen Schoß. Stocksteif saß das Mädchen auf seinen Knien und wagte kaum zu atmen. Cormac vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken und begann sie behutsam zu küssen.
»Du bist allein auf der Welt, und ich bin allein auf der Welt«, sagte er mit weinschwerer Zunge. »Hab keine Angst. Es geschieht nichts gegen deinen Willen«, flüsterte er und spürte, wie Mimber sich entspannte. Cormac schob seine Hand unter Mimbers Rock und ließ sie langsam den Schenkel hinaufgleiten. Seine Zärtlichkeiten und der ungewohnte Wein verfehlten die Wirkung nicht. Mimber schmiegte sich zaghaft an ihn. Als Kabelo wenig später seinen letzten Kontrollgang um das Haus absolvierte, sah er, wie Cormac und die Sklavin in inniger Umarmung die Veranda verließen.
Missmutig runzelte er die Stirn. Cormac war kein schlechter Herr, aber Phibbah hatte seine Zuneigung kein Glück gebracht.
Das Verhältnis mit Mimber veränderte Cormac. Seine Lebensfreude kehrte zurück. Immer seltener übermannten ihn trübe Gedanken, stattdessen hatte er wieder Freude an seiner Arbeit, ritt regelmäßig über die Plantage, stattete seinem Lagerhaus gelegentliche Besuche ab und widmete sich mit neuem Elan dem Handel.
Der Hafen von Charleston war bei Kauf- und Seeleuten nach wie vor ein beliebter Anlegeplatz. Große Ladungen wurden auf großen Auktionen verkauft, aber auch die Eigner kleinerer Schiffe konnten sicher sein, gutes Geld für ihre Waren zu erhalten. Cormacs Instinkt für Geschäfte hatte sich im Laufe der Jahre als untrüglich erwiesen. Seinen Gewinn investierte er zu gleichen Teilen in die stete Erweiterung der Plantage und den Ausbau seines Kontors.
Seine Angestellten arbeiteten gerne für ihn, dennoch geschah es immer wieder, dass sie hinter seinem Rücken in die eigenen Taschen wirtschafteten. Cormac ahnte, dass er betrogen wurde, fand aber nicht die Zeit, den Übeltätern auf die Spur zu kommen und ihnen das Handwerk zu legen. Statt, wie es eigentlich notwendig war, die Bücher mindestens einmal in der Woche zu überprüfen, delegierte er diese Aufgabe an seinen Verwalter, der zu jenen gehörte, die sein Vertrauen missbrauchten.
Wann immer William Cormac aus Charleston auf die Plantage zurückkehrte, brachte er Mimber eine Kleinigkeit mit. Stoffe für neue Kleider, Duftwässerchen, eine rare Süßigkeit, Kräuter für ein wohltuendes Bad.
Die Vergangenheit ihrer Mutter hatte Mimber gelehrt, vorsichtig zu sein. Sie nahm die Geschenke dankbar an, hütete sich jedoch, aus der Liaison Vorteile zu ziehen, die die anderen Angestellten des Hauses hätten verärgern können. Anders als Phibbah wagte sie nicht einmal, von einer gemeinsamen Zukunft mit ihrem Geliebten zu träumen. Sie genoss die guten Tage und würde sich arrangieren, sollte Cormac eines Tages ihrer überdrüssig sein.
Von Nana hatte sie gelernt, was zu tun war, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern. Zu diesem Zweck trank sie einen gebrühten Kräutersud und wendete nach jedem Beisammensein mit Cormac Spülungen an, wie Nana es ihr beigebracht hatte.
Kabelo beobachtete die Entwicklung im Haupthaus mit gemischten Gefühlen. Erfreut nahm er zur Kenntnis, dass Cormacs melancholische Stimmungsschwankungen verschwunden waren. Dennoch sah er beunruhigt, dass das Verhältnis seines Herren zu der schönen Sklavin immer enger wurde, und sorgte sich um sie. Als Geschäfte Cormac zwangen, über Nacht in Charleston zu bleiben, fasste er sich ein Herz und sprach mit Mimber.
Die junge Frau hörte seine warnenden Worte mit großer Aufmerksamkeit.
»Kabelo, du bist ein kluger Mann, kennst unseren Herren länger als ich. Mach dir keine Gedanken. William Cormac ist mein Herr, ich bin seine Sklavin. Ich käme niemals auf die Idee, mehr sein zu wollen. Solange er mich an seiner Seite wünscht, werde ich tun, was ich kann, um ihm das Leben angenehm zu machen, und wenn er mich eines Tages in meine Hütte
Weitere Kostenlose Bücher