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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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weit bist du? Grandma Del empfängt schon die ersten Besucher, und ich habe immer noch den alten Fetzen am Leib, den Mike und Mary vollgesabbert haben. Meine rechte Schulter riecht nach saurer Ziegenmilch und meine linke Schulter nach meiner sauren Milch.« Kisu stach sich vor lauter Eifer in den Finger. Sie steckte ihn in den Mund, um den hellen Stoff des Mieders nicht mit ihrem Blut zu beflecken.
    »Noch ein paar Stiche, Bonny, und wenn du mich nicht unterbrichst, geht’s schneller. Du kannst deinen Rock schon anziehen, ich bringe dir gleich das Mieder.«
    Das Fest zog sich bis in den frühen Morgen. Wer vom Tanzen erhitzt
war, kühlte die Kehle mit Rum oder Bier, um sich dann an einem Stück Ziegenbraten mit Gemüse oder Cassavabrot zu laben.
    Anne sank ermattet auf einen Holzstuhl.
    »Jubilo, wo hast du das nur gelernt? Wenn du so weitermachst kann ich meine Schuhe morgen weg werfen, weil die Sohlen handtellergroße Löcher haben.« Jubilo strich sich das schweißnasse Haar aus der Stirn und grinste.
    »Wenn du jetzt schon nicht mehr kannst, muss ich wohl meine zukünftige Frau ein wenig herumschleudern.« Er umfasste Kisus schmale Taille und wiegte sich im Takt der Musik. Die beiden tanzten eng umschlungen, und Anne dachte, dass sie ein schönes Paar abgaben.
     
    Der Tag des Abschieds rückte erbarmungslos näher. Nachdem Jubilo mit den Juwelen zurückgekehrt war, hatte Anne einen Teil der Schmuckstücke in der Stadt verkauft. Die Hälfte des Erlöses legte sie zur Seite, um die Schiffspassagen nach Charleston davon bezahlen zu können, mit der anderen Hälfte erwarb sie zwei trächtige Schweine, einen Eber, vier Ziegen, einen Bock und ein Dutzend Hühner. Außerdem kaufte sie ausreichend Material, dass Jubilo und Billy solide Koppeln und Gehege für die Tiere bauen konnten.
    Grandma Del betrachtete die Veränderungen mit Skepsis.
    »Sie hätten ruhig warten können, bis ich nicht mehr da bin«, brummte sie und ging hinter das Haus, um ihre geheimen Geldvorräte auszugraben und im Gepäck zu verstauen. Es war ein schwerer Schritt gewesen, aber Anne hatte sie schließlich überreden können, mit nach Charleston zu kommen.
    »Del, sei ehrlich, du kannst dir doch gar nicht vorstellen, den kleinen Jack nicht aufwachsen zu sehen. Und jetzt noch Mary. Sie ist ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Bringst du es wirklich über dein Herz, hierzubleiben, wenn ich mit den Kindern wegfahre?« Grandma Del paffte schweigend ihre Pfeife.
    »Du hast ja recht, Anne, aber versteh mich doch. Das Häuschen ist alles, was ich habe. Ich bin ein alter Baum, und alte Bäume verpflanzt man nicht so ohne Weiteres«, sagte sie schließlich, eingehüllt in eine Qualmwolke.
    »Ich weiß, dass es nicht leicht ist, aber erstens bist du gar nicht so
alt, wie du immer tust, und zweitens, was gibt es Wichtigeres als die Menschen, die man liebt, um sich zu haben? Ich finde ein neues Häuschen für dich oder, noch besser, du lebst mit uns auf der Plantage. Was meinst du, würde Calico sagen, wenn wir ihn fragen könnten?«, spielte Anne ihren stärksten Trumpf aus. Delilah seufzte.
    »Er würde sicher wollen, dass ich mich um seine Kinder kümmere, und natürlich um den kleinen Mike. So ein hübscher Junge und von Geburt an Waise.«
    Während die alte Delilah sich innerlich verabschiedete, wirbelte Kathy zwischen Haus und Grundstück hin und her. Nach ihrem Gespräch mit Anne hatte Delilah sie gefragt, ob sie das Haus übernehmen wolle.
    »Dann weiß ich wenigstens, dass es in guten Händen ist. Und wenn du noch ein paar Tiere dazukaufst, kannst du von der Zucht und dem Gemüseanbau gut mit deinem Billy leben und hast ein Dach über dem Kopf, das dir keiner wegnehmen kann.« Kathy konnte ihr Glück kaum fassen.
    »Grandma Del, ich habe Geld von Hamilton bekommen. Ich gebe dir alles, was ich besitze, wenn ich hierbleiben darf, und ich schwöre dir, dass ich jeden Stein und jeden Holzbalken hier hüten werde, als wäre es mein Augapfel.«
    »Ich brauche dein Geld nicht. Ich habe jetzt schon mehr, als ich ausgeben kann. Aber deinen Schwur, den nehme ich an.« Die beiden Frauen besiegelten die Abmachung mit einer Umarmung.
    Kathy hatte von Hamiltons Geld einen ansehnlichen Wagen gekauft. Auf der Ladefläche lag das Gepäck der Reisenden. Daneben saß Kisu, die Mike in einem Tragetuch auf dem Rücken trug. Grandma Del hielt Mary im Arm. Jubilo zwang Jack, sich zu setzen, damit er während der Fahrt nicht von der Pritsche fiel.
    Vorne auf dem

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