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Koenigin der Meere - Roman

Titel: Koenigin der Meere - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Doubek
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Sachen in ihren Seesack.
    James Bonny war keineswegs entzückt, als seine zukünftige Frau mit einem kleinen Mulattenjungen an der Hand erschien.
    »Was soll das denn? Von einem Kind war keine Rede.«
    »Ich bin eine Dame, und eine Dame braucht einen Sklaven. Jubilo ist zwar noch nicht erwachsen, aber er kann arbeiten, und das wird er tun. Ich habe seiner Mutter versprochen, mich um ihn zu kümmern.« Bonny war verärgert.
    »Du hast einer Sklavin versprochen, dich um ihre Brut zu kümmern, und hältst dich daran. Hast du deine sieben Sinne noch beisammen?«
    »Er kommt mit. Es ist mein Geld, mit dem wir die Schiffspassagen bezahlen, oder nicht? Und mit meinem Geld werde ich eine Passage auch für ihn kaufen.«
    »Jubilo, nimm Mr. Bonnys Tasche, wir gehen an Bord«, befahl Anne und marschierte los. Die ersten Wellen der Flut schlugen leise an den Rumpf der schnittigen Schaluppe, und mit ihnen segelte das Schiff in Richtung New Providence.
    Zuerst bemerkte William Cormac, dass der Schmuck seiner Frau fehlte. Er stellte das Personal zur Rede, doch sowohl Tilly als auch alle anderen konnten glaubhaft versichern, dass sie nichts genommen hatten. Cormac rief nach Anne und stellte fest, dass seine Tochter verschwunden war. Erbost rief er nach Kabelo und tobte: »Egal, wo du
sie findest und wann du sie findest, bring sie hierher, wenn nötig an Händen und Füßen gefesselt.«
    Kabelo hielt sich nicht damit auf, in der Stadt nach Anne zu suchen. Sie war als kleines Mädchen zum Hafen gelaufen, sicher würde sie auch jetzt dort zu finden sein. Mit energischen, weiten Schritten legte er die Strecke zurück. Sein Herz zog sich zusammen, als er zum Auktionsplatz kam und sein Blick auf die Podeste zur Sklavenversteigerung fiel. Er lief am Ufer entlang. Doch so weit sein Auge reichte, gab es keine Spur von Anne. Kabelo ging zu den Lagerhäusern und fragte nach ihr. Die meisten Kaufleute würdigten ihn keines Blickes, und wer ihm antwortete, hatte das Mädchen nicht gesehen. Beunruhigt setzte Kabelo seine Suche in den Spelunken der Seitengassen fort und fand endlich einen Seemann, der ihm Auskunft geben konnte.
    »Eine Rothaarige sagst du? Vornehm angezogen. Klar kennen wir die, die kennt doch jeder hier. Das ist die kleine Zuckerschnucke von James Bonny. Die beiden sind heute um vier Uhr mit der Seagull ausgelaufen. Nettes Pärchen, und bei sich hatten sie einen kleinen Mulattenjungen. Nicht so niggerschwarz wie du. Der hat die Tasche von James getragen.« Kabelo bedankte sich höflich. Mit schweren, langsamen Schritten kehrte er zurück. Wie sollte er Mr. Cormac beibringen, dass seine Tochter geflohen war und Jubilo mitgenommen hatte. Er fürchtete sich vor der Reaktion seines Herrn und flehte zu Gott, dass er ihn nicht noch einmal für Annes Fehlverhalten bestrafen möge.
    Als Cormac hörte, was geschehen war, bekam er einen solchen Tobsuchtsanfall, dass Kabelo dachte, er würde auf der Stelle tot umfallen. Seine Augen traten hervor, die Adern auf Stirn und Schläfen schwollen an, sein Gesicht war zornesrot, und in seinen Mundwinkeln schäumte der Speichel.
    »Das Genick werde ich ihr brechen, wenn ich sie jemals zu fassen kriege. Sie soll verflucht sein, verflucht, verflucht!« Bei diesen Worten fielen ihm die Verwünschungen seiner Frau Gwendolyn ein. »Verflucht sollst du sein, du und deine bluthaarige Brut!«, hatte sie ihm mit vor Wut kippender Stimme nachgeschrien. Cormac sank erschöpft in seinen Sessel und leerte ein Glas Rum.
    »Du kannst gehen!«, herrschte er Kabelo an und schüttete noch
ein Glas Rum in sich hinein. Dann spuckte er auf den Fußboden und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Ich werde sie enterben, und ich werde sie verklagen. Sie hat ihre Mutter umgebracht. Sie hat den Schmuck gestohlen. Ich werde sie verklagen!« Der dritte Rum war stärker als seine Wut. Cormac schlief ein.

-13-
    D ie Seagull segelte entlang der Küste bis nach Florida, dann kreuzte sie die Floridastraße und nahm Kurs auf New Providence.
    Anne stand an Deck und atmete die salzige Brise ein. Die Sonne brannte vom Himmel. Der Atlantik war ruhig, ein Teppich in grünblauen Schattierungen. Einen Tag nachdem das Schiff ausgelaufen war, hatte der Kapitän James und Anne in einer schlichten Zeremonie getraut.
    In ihren Mädchenträumen hatte Anne sich ihre Hochzeit anders vorgestellt, mit Tanz, Musik, Gästen und einer üppig gedeckten Tafel. Doch der Ring, den James Bonny ihr an den Finger steckte, entschädigte sie, auch wenn das

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