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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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...«
    »Weil er dorthin fährt.«
    »Er hat uns gesagt, er wird Euch heiraten. Ihr werdet Lady Falconer! Klingt das nicht fantastisch?«
    »Es klingt schauderhaft«, brummelte Maeve und schloss die Augen.
    »Warum denn, Majestät? Denkt doch nur, was für ein märchenhaftes Leben Ihr führen werdet!«
    »Die Gastgeberin für eine Horde tratschender Seemannsbräute spielen, auf dämliche Bälle gehen, einschnürende Kleider tragen und zusehen, wie mein Ehegatte loszieht, um über die Weltmeere zu segeln, während ich zu Hause bleiben und Kinder kriegen muss - ein Märchen stelle ich mir weiß Gott anders vor! Jetzt lasst mich in Ruhe, ich habe Kopfschmerzen.«
    Kichernd wandten sich die Mädchen wieder zu Gray und dem schmucken jungen Kapitän Lord um. Hin und wieder schnappte Maeve noch Fetzen ihres kindlichen Geplappers auf. Unter ihrer Hutkrempe hervor beobachtete sie, was auf dem Achterdeck geschah. Die beiden Offiziere spazierten, ins Gespräch vertieft, auf und ab. Mit ihren eleganten blau-weißen Uniformen und dem Dreispitz sahen sie blendend aus, groß und bedeutend. Gegen ihren Willen durchfuhr Maeve ein elektrisierendes Kribbeln, als sie daran dachte, dass Gray, ihr Admiral, das Kommando über all diese Schiffe und Seeleute hatte - und das waren ja nur die wenigen, die sie sehen konnte. Er befehligte außerdem eine Flotte von über vierzig Schlachtschiffen und Fregatten, von denen die meisten während seiner Abwesenheit hier in Westindien bleiben würden. Sich vorzustellen, dass jede ihrer Bewegungen, ihrer Handlungen unmittelbar einer seiner Anweisungen, einem seiner Wünsche folgte ...
    Hör auf damit, Maeve.
    Sie bedeckte die Augen mit den Händen und senkte den Kopf.
    »Majestät? Alles in Ordnung?«
    »Nein«, murmelte Maeve, und im gleichen Augenblick wurde sie von Schwindel ergriffen, ihr wurde schwarz vor Augen und sie sank vornüber, als die Vision plötzlich vor ihr stand ...
    Ringsum krachten Geschütze, Schiffe tauchten aus dem Rauch auf und verschwanden wieder, Kanonen donnerten, Männer starben. Masten stürzten quer über zertrümmerte Decks ins Wasser, Musketenfeuer - das offene Meer, lauf, lauf, lauf, hol Nelson zurück!
    »Maeve?«
    Schnell, such Nelson und hol ihn zurück!
    »Maeve!«
    Sie blinzelte verwirrt, und als sie die Augen aufschlug, sah sie, wie Barbados sich langsam entfernte. Um sie herum war nichts als das blaue Meer. Gray kniete vor ihr, die eine Hand um ihr Handgelenk geschlossen, die andere unter ihrem Kinn. Seine dunklen Augen blickten ernst, besorgt, angsterfüllt. Aus seinem Keuchen schloss Maeve, dass er vom Achterdeck bis hierher gerannt war. Dort unten stand stocksteif immer noch ihr Cousin und beobachtete sie.
    »Geht es wieder?«
    »Alles in Ordnung«, erwiderte Maeve mit zittriger Stimme. »Nur ... ein Traum.«
    »Holt ihr etwas Wasser«, befahl Gray, und gehorsam eilten die Mädchen davon.
    Gray hob ihren Kopf an und sah ihr in die Augen. »Was hast du gesehen, Liebes?«
    Mit großen, verängstigten Augen erwiderte sie seinen Blick. »Genug, um dir raten zu können, nicht auf diese Reise zu gehen. Eine Seeschlacht. Tod, Gewehrfeuer, die französische Flotte ...«
    »Die französische Flotte?« Lachend machte Gray eine wegwerfende Handbewegung. »Ja, ja, natürlich, mein Schatz. Du brauchst dich nicht zu sorgen.«
    »Gray, wenn ich dir doch sage ...«
    »Herzallerliebste«, sagte Gray geduldig, »du hast zweifellos gesehen, wie Nelson endlich Villeneuves Flotte einholt und kurz und klein schlägt. Das ist meine Meinung. Und weißt du, was ich noch glaube ? Dass du viel zu lange hier draußen in der Hitze gesessen hast. Ich bringe dich jetzt hinunter auf das Achterdeck und stelle deinen Stuhl in den Schatten des Poopdecks. Dort ist es viel kühler, und ich kann dich besser im Auge behalten.«
    »Gray, du musst mir glauben!«
    Gray hielt inne, und seine Miene wurde ernst. »Maeve, ich bezweifle nicht, dass die Bilder, die du gesehen hast, lebensecht gewirkt haben. Aber meine Flotte - oder Nelsons - kann nicht vom gesetzten Kurs abweichen, nur weil du eine Vision hattest. Es tut mir Leid. Ich kann nur weiterfahren wie geplant und hoffen, dass Gott uns beisteht.«
    Eine Stunde später lag Barbados weit hinter ihnen, und die Flotte - hundertdreißig Kauffahrteischiffe, die von drei Fregatten und der mächtigen Triton bewacht wurden - bewegte sich stetig in nordnordöstlicher Richtung. Die Sonne brannte gnadenlos vom Himmel. Die Schiffe hatten die Leesegel gesetzt und

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