Königin der Piraten
ahnten nichts von dem Schicksal, das die Piratenkönigin der Karibischen See für sie vorausgesehen hatte.
21.Kapitel
P lan eins - den Feind mit Blumen und Geschenken zu überhäufen - funktionierte nicht.
Plan zwei - die Besatzung des Feindes an Bord zu holen - schien ebenfalls kläglich zu scheitern.
Es war an der Zeit für Plan ^drei - den Feind aus dem Hafen zu locken.
Sobald Barbados weit hinter ihm lag, drängte sich der Konvoi zu einem schwer manövrierbaren Haufen zusammen. Gray überließ Kapitän Lord das Deck, stieg nach unten und zitierte die beiden irischen Schwestern zu sich. Er machte hemmungslosen Gebrauch von seinem Charme und seinem guten Aussehen, ließ Limonade und Kekse auffahren ... und gab sich verzweifelt.
»Es ist so nett von Euch, Sorcha und mich an Bord einzuladen, Sir Graham!«, flötete die kleine Aisling und mampfte fröhlich einen Keks. Wie ihre Schwester war auch sie mit Bluse und Hose bekleidet und hatte einen Dolch umgeschnallt. Das helle Haar fiel ihr in einer bauschigen Wolke über die Schultern. »Wir haben noch nie gesehen, wie ein großes Linienschiff in See gestochen ist! Sogar Ihre Majestät hat gestaunt, und dazu gehört schon eine ganze Menge, stimmt's, Sorcha?«
»Hm?«
Aisling versetzte ihrer Schwester unter dem Tisch einen Tritt. Sorcha starrte Gray in seiner schmucken Uniform an; sie war völlig hingerissen.
»Ich habe gesagt, sogar Königin Maeve hat gestaunt!«
»Oh, ja ...«
Gray ging zum Fenster hinüber; dabei spürte er deutlich die ehrfürchtigen Blicke aus den beiden jungen Augenpaaren im Rücken. Er wusste gut, wie er vor allem die Damenwelt auf sich aufmerksam machen konnte - daher hatte er trotz der Hitze wohlweislich den Gehrock, den er auf hoher See trug, gegen seine beste Galauniform eingetauscht. Der dunkelblaue, sorgfältig gebürstete Rock war an Ärmeln und Aufschlägen mit breiten Goldtressen besetzt, ebenso an Kragen, Manschetten und Taschen, und auf beiden Epauletten blinkte stolz ein einzelner Stern. Weste und Hosen waren schneeweiß, und den schwarzen Dreispitz zierte ebenfalls eine goldene Borte. Uniformen, vor allem die Prachtstücke, die normalerweise zu offiziellen Anlässen getragen wurden, waren ein sicherer Weg, um Frauenherzen zu gewinnen. In diesem Wissen drehte Gray sich gerade so weit um, dass die Sonne die Goldkanten seiner Epauletten hell aufblitzen ließ - ein bisschen weiter nach Steuerbord, Sir Graham, hörte er eines der Mädchen atemlos raunen, ja, genau so. Mit einem vertraulichen, frechen Grinsen warf er sich in Positur, locker und zugleich gebieterisch, um sodann mit einem tiefen Seufzer auf das aufgewühlte Kielwasser seines Flaggschiffs hinauszustarren.
Er stützte die Hände auf die Fensterbank und murmelte: »Königin Maeve. Ich fürchte, all meine Bemühungen, ihr Herz zu erweichen, schlagen kläglich fehl, meine Damen.«
»Versucht es weiter, Sir Graham. Sie überlegt es sich schon noch anders.«
»Aber wie soll ich nur ihr Herz erobern? Ihr beiden müsst mir mehr behilflich sein«, sinnierte Gray und bezog sie auf diese Weise geschickt in seine Pläne mit ein. »Sagt mir ... was ist ihr Leibgericht?«
»Traditionelle Gerichte aus Neuengland. Gekocht.«
»Und Apfelkuchen zum Nachtisch.«
Gray strich sich über das markante Kinn. »Apfelkuchen ... gut, dann sorge ich dafür, dass mein Koch heute Abend einen backt.« »Wollt Ihr auch ihre Lieblingsfarbe wissen?«, fragte Aisling verschmitzt.
»Unbedingt.«
»Blau.«
»Verdammt.« Gray runzelte die Stirn. »Und ich habe ihr rote Rosen geschickt ...«
»Aber blaue Rosen gibt es doch nicht, Sir.«
»Ja, das ist wohl wahr. Du liebe Güte, das ist wirklich vertrackt ... Ich muss mir überlegen, wie ich das wieder gutmachen kann.«
»Sie mag auch Haifische.«
»Und Bier.«
Gray stand immer noch am Fenster. Das Heft seines Schwerts, das aus der prächtigen schwarzen Lederscheide an seiner linken Hüfte ragte, war kaum zu sehen. Seine strahlende, funkelnde Aufmachung, mit der er wirklich aussah wie ein Märchenprinz, verfehlte ihre Wirkung auf die Mädchen nicht - mit weit aufgerissenen Augen starrten sie ihn ehrfurchtsvoll an und vergaßen vorübergehend sogar die Kekse.
Grays tiefe Stimme brach den Bann: »Also, meine Damen, was schlagt Ihr vor?«
In Wirklichkeit wusste er bereits sehr gut, was er tun würde. Doch er wollte die beiden jungen Mädchen auf seine Seite ziehen und zu seinen Komplizinnen machen. Lock deine Feinde an. Zieh sie in dein
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