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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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gischtbesprühten Seiten durch, um die Bedeutung jeder Flagge herauszufinden. Er stemmte die Füße gegen das schwankende Deck unter sich und begann langsam, die Botschaft zu entschlüsseln. »Es ...« Kopfschüttelnd und verständnislos sah er seinen Kapitän an.
    »Es ergibt keinen Sinn, Sir!«
    »Lest vor!«
    Stirnrunzelnd mühte sich der Junge mit der noch kindlich hohen Stimme ab: »Signal der Admiralsflagge. Es bedeutet ...« Wieder schaute der Fähnrich den Kapitän verwirrt an. »Alle Mann bereit zum Gebet.«
    »Wie bitte?«
    Ein Donnerschlag zerriss die Luft, als die französischen Fregatten das Feuer auf die Harleigh eröffneten.
    »Es bedeutet: Alle Mann bereit zum Gebet, Sir.«
    »Verdammt, das habe ich gehört - aber es muss ein Irrtum sein!«
    »Nein, Sir. So steht es im Buch.«
    Ein weiterer Schuss krachte vom Deck der Franzosen und ließ vor dem Achterdeck der Cricket das Wasser hoch aufspritzen. Kapitän Young ballte die Fäuste und wünschte sich, sein Schiff würde schneller fahren.
    »Seht, Sir, noch ein Signal!«
    »Lest es, Mr Beauregard.«
    »Bereitmachen ...« Der Fähnrich hob die Schultern, verzog das Gesicht und reckte den Hals. »Das kann nicht stimmen! Bereit machen, Vorräte an Bord zu nehmen. Und noch etwas anderes: B-L-A-C-K ... Was? Blackbeard lebe hoch? Sir, was soll das heißen, Blackbeard lebe hochl Wartet, da ist noch eins. Das ist leicht, Nummer 2045 ... aber das ergibt auch keinen Sinn!«
    »Lest schon!«
    Hinter der Harleigh drehte die vorderste französische Fregatte bei. Offenbar hatte die Flut von Signalen des britischen Schiffes sie verwirrt und misstrauisch gemacht.
    Beauregard schnitt eine Grimasse und schaute seinen Kapitän an. Ihm war deutlich anzusehen, dass Konteradmiral Sir Graham Falconer seiner Meinung nach den Verstand verloren hatte. »Es bedeutet: Könnt ihr einen Ankerstock entbehren?«
    Doch Kapitän Young starrte angestrengt an ihm vorbei: Schon flatterte das nächste bunte Signal weithin sichtbar vom Mast der Harleigh, ebenso lächerlich und ebenso sinnlos wie die anderen. Als die zweite der französischen Fregatten beidrehte und Abstand zur Harleigh hielt, begriff Kapitän You»g, was sein Admiral im Schilde führte.
    Er versuchte, Zeit zu schinden. Für sich selbst, seine Fregatten, den Konvoi - für sie alle.
    »Heiliges Kanonenrohr!«, fluchte er lachend und wies den kleinen Fähnrich an: »Mr Beauregard, signalisiert der Harleigh Bestätigung!«
    Er warf einen Blick nach achtern, doch das Flaggschiff Triton überholte ihn bereits, eine Festung, deren Seiten mit den Geschützpforten und all den hungrigen Kanonen wie ein Schachbrett aussahen. Mächtig erhoben sie sich aus dem Meer, gekrönt von einer Fülle von Segeln und mit unzähligen bunten Flaggen besetzt, die fröhlich im Wind flatterten. So jagte die Triton voran, um ihren Admiral wieder an Bord zu nehmen.
     
    An Deck seines Flaggschiffs richtete Villeneuve, der das Kommando über die Vereinigte französisch-spanische Flotte hatte, sein Fernglas auf die entfernte britische Fregatte und das mächtige Linienschiff, das luvwärts aufkreuzte, um längsseits der Fregatte zu gehen. Auf Villeneuves aristokratischer Oberlippe standen Schweißperlen, und düstere Vorahnungen schnürten ihm die Kehle zu. Sacre bleu! Ihm gefiel das Ganze nicht, ganz und gar nicht.
    Er ließ das Fernglas sinken. »All die Signale ... was soll das bedeuten?«
    »Je ne sais pas, Monsieur«, erwiderte sein Flaggkapitän. »Aber wenn ich mir eine Vermutung gestatten darf, so würde ich sagen, die englische Fregatte bittet um Beistand - vielleicht die Flotte, deren Segel wir knapp über dem Horizont erkennen können?«
    »Ich bin ganz durcheinander. Ich muss wissen, was die Signale bedeuten!«
    Der Kapitän zuckte die Achseln. Die Drohungen und Beleidigungen des Kaisers, der beklagenswerte Zustand der Vereinigten französisch-spanischen Flotte, die ständigen Auseinandersetzungen mit seinen Offizieren, die Spanier und die zermürbendste Angst von allen - die vor Admiral Nelson, dem klugen, gerissenen, grimmigen Admiral Nelson, der nicht eher ruhen würde, als bis er sie endlich vernichtet hatte ... Kein Wunder, dass Villeneuve die Nerven verlor.
    Auf die beunruhigende Nachricht hin, dass sein englischer Rächer sie nicht in Ägypten suchte, wo er sie hatte vermuten sollen, sondern dass er ihnen über den ganzen Atlantik gefolgt war, hatte Villeneuve die Flucht aus Westindien ergriffen - entgegen der strikten Anweisungen des

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