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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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sagt!«
    Colin hob den Kopf und sah ihn fest an. »Ich sage nur, wie es meiner Meinung nach ist, Sir.«
    Gray funkelte ihn böse an und reckte zornig die Schultern unter den stolzen Epauletten.
    Colin gab jedoch nicht nach. »Ihr habt sie geliebt, als sie Euch gar nicht haben wollte und als Ihr gedacht habt, sie wäre nichts als ein kleines Mädchen, das eine Piratenkönigin spielt. Ihr fandet sie ganz amüsant, aber sie war ... ein Fantasiegebilde.«
    Grays gebräuntes Gesicht lief vor Ärger noch dunkler an.
    »Verzeihung, Sir, aber mit Eurem Befehl, Piratenflaggen zu hissen, und mit Eurem unkonventionellen Verhalten habt Ihr dieses Schiff in Gefahr gebracht, und Ihr habt stets erwartet, dass meine Mannschaft und ich dabei ein Auge zudrücken. Das haben wir getan, Sir, weil Ihr ein guter Kommandant seid und wir große Achtung vor Euch haben. Aber einen Mann, der sein Verhalten und das anderer Menschen mit zweierlei Maß misst, kann ich nicht respektieren.«
    Wutschnaubend sprang Gray auf. »Hütet Eure verdammte Zunge, Kapitän Lord!«
    Der junge Kapitän legte seine Gabel neben seinen Teller und sah seinen Vorgesetzten ruhig an. »Wenn ich Euch etwas fragen darf, Sir ...«
    An Grays Kinn zuckte ein Muskel, und Colin sah, wie er vor unterdrücktem Zorn die Hand zur Faust ballte. »Heraus damit«, stieß er zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Wenn ich den Dolch geschleudert und Euch vor El Perro Negros Kugel gerettet hätte, würdet Ihr mich dann auch so zurückweisen wie meine Cousine?«
    Sanfte blaue Augen und dunkel blitzende begegneten einander. Die Sonne schien durch die Fenster am Heck herein und ließ Colins Haar und die Fransen an Grays Epauletten golden aufleuchten.
    »Noch einmal, Sir: Würdet Ihr das tun?«
    Gray sprühte vor Zorn. »Ihr seid ein Mann, mein Gott!« »Und?«
    »Das ist etwas anderes!«
    »Wollt Ihr damit sagen, mir ist es erlaubt, diejenigen zu verteidigen, die ich liebe, auch wenn das bedeutet, jemanden umzubringen - und das nur, weil ich ein Mann bin? Wenn ich aber eine Frau wäre und gerade einem hochrangigen Offizier das Leben gerettet hätte, wäre das weniger als heldenhaft? Sir, Ihr könnt nicht ernsthaft behaupten, dass Ihr im umgekehrten Falle, also wenn Maeves Leben in Gefahr gewesen wäre, nicht ebenso gehandelt hättet wie sie. Ihr könnt mir auch nicht erzählen, dass Ihr El Perro Negro nicht selbst umbringen wolltet, als Ihr gesehen habt, wie er sie bewusstlos geschlagen hat. Und ich wage zu behaupten, Ihr hättet ihn auch getötet, wenn Ihr nur die Gelegenheit dazu gehabt hättet.«
    »Das ist albern. Natürlich hätte ich das!«
    »Genau das meine ich, Sir.« Colin widmete sich wieder seinem Braten.
    Gray starrte ihn nur an, denn Colins Logik hatte er nichts entgegenzusetzen. Er ärgerte sich, weil er keine Gegenargumente hatte, und merkte, wie er immer wütender wurde.
    In seiner aufreizend ruhigen Art fuhr Colin fort: »Ihr denkt vielleicht, Maeve wäre weich und weiblich, verwöhnt und liebreizend, eben das, was man üblicherweise unter einer Dame versteht. Aber sie ist, wie sie ist, Sir, und ihr Verhalten wäre bei einem Mann als heldenhaft gerühmt worden. Als mutig.« Colin hob wieder den Blick und sah Gray mit seinen sanften Augen ein wenig vorwurfsvoll an. »Tut mir Leid, Sir. Aber ich glaube, es ist nicht gerecht von Euch, die Frau, die Ihr liebt, abzuweisen, nur weil sie das verteidigt hat, was ihr am meisten bedeutet.«
    Gray schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ihr glaubt, das ist ungerecht, ja?«, brüllte er.
    »Jawohl, Sir.«
    Beide starrten einander an; keiner wollte nachgeben - und für einen kurzen, schrecklichen Augenblick fürchtete Colin, sein Vorgesetzter würde ihn schlagen. Doch dann holte Gray tief Luft, seufzte auf und ließ sich schwer auf seinen Stuhl sinken, um finster aus dem Fenster zu schauen. »Sir?«
    »Ihr seid ein verdammt gerissener Halunke«, grollte er und widmete sich ohne ein weiteres Wort seiner Mahlzeit.
     
    Eine Stunde später ließ ein verlegener, ärgerlicher, aber entschlossener Gray seine Barkasse klarmachen und signalisierte der Kestrel, näher an das Flaggschiff heranzukommen. Er wollte sich mit Maeve versöhnen.
    Seine Offiziere salutierten, als er grimmig an ihnen vorbeischritt, doch er wusste, dass in dem Moment, in dem er die Triton verließ, das Gerede losgehen würde. Während die Barkasse sich durch die Wogen kämpfte und die Gischt seine schöne Uniform und die geschickte, handverlesene Mannschaft

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