Königin der Piraten
Sonnenlicht hinaus und richtete sich genau auf die Kestrel.
»Verflucht noch mal, was glaubt er eigentlich, wer er ist?«, tobte Maeve. Schon öffnete sich eine weitere Pforte, dann noch eine. Maeve wandte sich ab. In diesem Augenblick kamen die kleinen Irinnen mit dem Signalbuch angerannt. »Gebt mir das elende Ding!«
Nun flatterte auch die letzte Flagge vom Mast des großen Schlachtschiffes. Während Maeve hastig in dem Buch blätterte und sich die Bedeutung jeder einzelnen Flagge merkte, schob sich ein weiteres Geschütz aus der Bordwand des Kriegsschiffes ... und noch eines.
Wütend schlug Maeve das Buch zu.
»Was sagt er, Käpt'n? Was sagt er?«
Maeve starrte das riesige Schiff mit den bunten Flaggen an, die im Wind wehten, und lachte finster auf. »Er sagt«, murmelte sie, »wenn ich auch nur daran denke davonzusegeln, pustet er uns aus dem Wasser.«
»O Käpt'n, das würde er doch bestimmt nicht tun!«
Maeve aber dachte daran, wie entsetzt und schmerzerfüllt Gray sie angesehen hatte, nachdem sie ihn vor El Perro Negro gerettet hatte... und war sich da nicht so sicher.
30.Kapitel
S ieben Tage waren vergangen, seit sie den Konvoi der Handelsschiffe eingeholt hatten, und zwei Wochen, seit Gray der Kestrel befohlen hatte, bei seiner Flotte zu bleiben. Vor einer halben Stunde nun hatte er sich in Colin Lords Kajüte begeben, um mit dem Flaggkapitän zu speisen.
Die Atmosphäre zwischen ihnen war gespannt, denn mit jeder Meile, die der Konvoi, die Flotte und Grays wenige Kriegsschiffe durch Sonne, Regen, Wind und Salz auf Europa zugesegelt waren, während der kleine Schoner sich störrisch so weit außen wie möglich hielt, war Grays Laune gesunken. Seine normalerweise aufgeräumte Stimmung war einem finsteren, brütenden Schweigen gewichen, in dem ihn außer Nelson und Colin niemand zu stören wagte.
Colin mit seinem außergewöhnlichen Mut, seiner eifrigen Genauigkeit, seinem seemännischen Scharfsinn und seinem unbeugbaren Sinn für Gerechtigkeit war alles andere als dumm, und so hätte er sich eigentlich hüten müssen, das Thema Maeve Merrick anzuschneiden. Gray merkte ihm allerdings schon an, dass er dazu etwas sagen wollte - er sah es an seinen Augen, an der Art, wie er die blonden Augenbrauen verzog und die Kissen unter seinem Oberschenkel zurechtrückte, um das Bein zu entlasten.
Gray tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. »Habt Ihr Schmerzen in dem Bein, Colin?«
»Eigentlich nicht, Sir. Es juckt ein bisschen unter dem Verband, aber ansonsten verheilt es ganz gut, glaube ich.«
»Schön. Es wäre mir ganz furchtbar, wenn ein Schaden zurückbleiben würde. Ihr seid der beste Flaggkapitän, den ich je hatte.«
Der junge Kapitän errötete und sah Gray dankbar an. »Vielen Dank, Sir.« Geistesabwesend schob er mit einem Stück Roastbeef die Sauce auf seinem Teller in der Mitte zusammen. »Obwohl ich manchmal wünschte, ich hätte eine andere Laufbahn eingeschlagen ... einen Beruf, bei dem man Leben rettet, anstatt zu vernichten. Verzeiht mir, Sir, aber ich habe leider schon so viel Mord und Totschlag gesehen, dass es für ein ganzes Leben reicht.«
Mord und Totschlag. »Ja, ich auch«, sagte Gray gedehnt und starrte aus dem Fenster nach draußen, wo er so eben die Umrisse der Kestrel erkennen konnte. Sie lauerte wie zur Flucht bereit am entfernten Horizont, und Gray bezweifelte nicht, dass sie längst fort wäre, wenn er seinen Fregatten nicht befohlen hätte, ein Auge auf den kleinen Piratenschoner zu haben. Falls Maeve versuchte zu fliehen, sollten sie sofort das Feuer eröffnen.
Endlich hob der Flaggkapitän den Blick und sah Gray an. »Dürfte ich etwas sagen, Sir?«
Gray erhob sein Weinglas - Rum trank er nicht mehr. Er nippte daran und forderte Colin mit einer ungeduldigen Geste auf: »Nur zu.«
»Also, ich habe nachgedacht, Sir. Darüber, wie Ihr damals zu mir gekommen seid und ein wenig umständlich gefragt habt, wie man w ohl am besten das Herz der Piratenkönigin erobern könne ...«
Grays Faust schloss sich fester um den Stiel seines Glases.
Colin ließ sich jedoch nicht beirren. Er ignorierte Grays Anspannung und schob lediglich weiter das Fleisch auf seinem Teller herum. »Verzeiht, dass ich so direkt bin, Sir, aber ich finde, Ihr verhaltet Euch ziemlich heuchlerisch.«
Gray stellte das Glas so heftig auf dem Tisch ab, dass es in tausend Stücke zersprang. Der Wein spritzte alles voll, und sogleich eilten die Dienstboten herbei.
»Verdammt, passt auf, was Ihr
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