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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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werden, hängt er uns garantiert auf.«
    »Nicht, wenn es nach mir geht«, entgegnete El Perro Negro sanft, suchte sich in der Dunkelheit einen Platz und setzte sich inmitten des kleinen Kreises seiner Gefolgsleute auf den feuchten Boden. »Ich habe nämlich einen Plan, meine Piratas. Ich habe einen englischen Capitän umgelegt, warum also nicht auch einen englischen Almirante ? Schließlich haben wir nichts zu verlieren. Wir warten den rechten Augenblick ab - dann schlagen wir zu. Und dann ...«
    »Ja?«, fragten die anderen aufgeregt.
    »Dann hauen wir ab, und die Freiheit ist wieder unser. Jetzt hört zu ...«
    Die untergehende Sonne setzte die Wolken über dem spiegelglatten Meer in Flammen. Der Bugspriet der Triton hielt zielstrebig auf Barbados zu, das sich dunkel vor dem leuchtenden Himmel abhob und mit jeder Minute größer wurde.
    Nelsons Flotte war bereits vor etlichen Stunden hinter dem Horizont verschwunden. Nun war eine frische Brise aufgekommen und fuhr in die riesigen unteren Segel und die Oberbramsegel der Triton, die nach einem meistenteils trägen, windstillen Tag gesetzt worden waren, um jedes leise Lüftchen aufzufangen.
    Das Achterdeck eines jeden Kriegsschiffs war das Reich des befehlshabenden Offiziers, und selbst der Kapitän trat an diesem geheiligten Ort nur leise auf, wenn ein Admiral sich dort aufhielt. Der heutige Abend machte da keine Ausnahme, und so schritt Gray allein und tief in Gedanken versunken im Schein des prachtvollen Sonnenuntergangs auf und ab. Er sann über Strategien nach, über die Verfolgungsjagd - die Eroberung.
    Über Maeve.
    Durch seinen Rang stand er ebenso weit über seinen Männern wie ein König über seinen Untertanen, und so betrachteten ihn die wachhabenden Seeleute ehrfurchtsvoll und mit höchstem Respekt. Welche militärischen Geheimnisse, welche Gedanken, die vielleicht den Lauf der Geschichte verändern konnten, gingen einem so hoch gestellten Mann wie ihrem Admiral wohl durch den Kopf? Von den Matrosen, die die Brassen herumholten, damit das riesige Schiff den entgegengesetzten Kurs einschlug, bis hin zu Kapitän Colin Lord selbst - der sich noch am ehesten vorstellen konnte, worüber sein Admiral nachdachte - beobachteten ihn fast achthundert fragende Augenpaare ...
    Grays Stirn war ganz glatt, sein Gang langsam und bedächtig, sein Blick nachdenklich, und er wirkte ruhig. Doch hinter der gelassenen Fassade arbeitete sein kluger Kopf auf Hochtouren. Gerade machte er erneut kehrt und schritt mit den Händen hinter dem Rücken und gebeugtem Haupt hin und her, hin und her ...
    Und dachte nach.
    Er hielt nur inne, um gedankenvoll den kleinen Schoner, die Kestrel zu betrachten, die sich immer noch im Windschatten des mächtigen Flaggschiffes hielt. Dann blickte er nach Norden, wohin Nelson die Mittelmeerflotte geführt hatte.
    Zwei Admirale, beide auf einer verzweifelten Jagd. Der eine war hinter der Flotte eines Franzosen her - und der andere hinter dem Herzen einer Piratenkönigin.
     
    »Sir Graham!«, kündigte die Stimme vor der Tür des Flaggkapitäns an.
    Colin Lord notierte gerade etwas in seinem Logbuch, als ihn das unerwartete Aufschlagen von Sergeant Maitlands Muskete draußen vor der Tür aus seinen Gedanken riss. Da er auf den Besuch seines Admirals nicht vorbereitet war, sprang er auf und salutierte.
    »Gemach, gemach, Colin. Dies ist kein offizieller Besuch«, sagte Gray beschwichtigend und legte dem jüngeren Mann die Hand auf den Arm. »Darf ich hereinkommen? Ich würde gerne etwas mit Euch besprechen.«
    »Selbstverständlich, Sir. Bitte sehr, nur herein.« Der Flaggkapitän deutete auf einen Stuhl, strich sich eine Falte im Hemd glatt, beauftragte einen Bediensteten, Tee zu bringen, und ging voraus zu seinem edlen Mahagonitisch, dessen Tischplatte im Schein der Laterne, die von den Deckenbalken schwang, warm leuchtete. Er schlug das Logbuch zu, das offen auf dem Schreibtisch lag. Selbst an dieser Kleinigkeit zeigte sich seine Ordnungsliebe.
    »So, wie der Wind steht, gehen wir etwa um Mitternacht vor Barbados vor Anker, Sir Graham. Der Navigationsoffizier hat mir versichert, dass wir zusammen mit den Handelsschiffen spätestens morgen Nachmittag Westindien verlassen dürften ...«
    Gray nickte, durchquerte mit geschmeidigen Bewegungen die Kajüte und sank betont lässig auf einen Sessel. Einen Arm über die Rückenlehne gelegt und die Beine übereinander geschlagen, setzte er eine nachdenkliche Miene auf. Dann fiel sein Blick auf die

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