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Königin der Piraten

Königin der Piraten

Titel: Königin der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danelle Harmon
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zerstören, indem ich das Ruder herausnähme, und wenn ich sie damit erst einmal verärgert und abgelenkt hätte, würde ich leewärts vom Strich abfallen und versuchen, einen weiteren Treffer zu landen, vielleicht an ihrem Bug ...«
    »Und wenn Ihr damit keinen Erfolg hättet, Colin?«
    »Wir gehen davon aus, dass es nicht infrage kommt, sich dem Feind zu ergeben?«
    Gray lächelte. »Daran dürft Ihr nicht einmal denken.«
    »Nun ja, dann würde ich sagen, es bleibt nur eines, Sir: sie zu verwirren, in ihren Windschatten zu fahren, den Enterhaken auszuwerfen ... und an Bord zu gehen.« Colin lächelte verlegen und errötete wie ein junger Bursche. »Im Rauch der Geschütze. Das funktioniert jedes Mal ... Sir.«
    Gray trank seinen Tee mit Rum aus und stellte die Tasse auf den Tisch. »Sehr gut, Kapitän. Es freut mich zu sehen, dass unsere klugen Köpfe ähnlich denken.« Er grinste. Vor lauter Vorfreude auf die Herausforderung
    blitzten seine Augen, und ein jungenhaftes Grübchen erschien in seinem Kinn. Dann erhob er sich und ging, immer noch lächelnd, zur Tür. »Sir?«
    Gray blieb stehen und zog eine Augenbraue hoch.
    Colin lief erneut rot an. »Viel Glück.«
     
    Schuft. Dieser Schuft!
    Als Maeve erwachte, nahm die Hitze in der Kajüte ihr fast den Atem. Über ihrem Kopf brannte eine Laterne, und auf dem Kissen neben ihr lag eine einzelne, wunderschöne rote Rose.
    Wütend nahm sie die Blüte in die Hand und zerquetschte sie in ihrer Faust. Einen Herzschlag lang empfand sie Bedauern darüber und strich traurig über die samtigen Blütenblätter. Dann schleuderte sie die zerdrückte Blume auf den Fußboden.
    Sie war zu schwach, um in ihrem Zorn mit etwas Größerem zu werfen als mit einer Blume, zu schwach, um das Bett zu verlassen und überhaupt etwas Größeres zu finden. Ja, sie war zu schwach, um irgendetwas anderes zu tun, denn vor Scham zu erröten, als sie sich erinnerte, wie Gray ihr behilflich gewesen war, ihr höchst peinliches Bedürfnis zu verrichten. Das Blut stieg ihr ins Gesicht, und sie schlug vor Verlegenheit die Hände vor die Augen. Gray hätte sie sich selbst überlassen können, aber nein, er hatte darauf bestanden, ihr beizustehen. Wenigstens war er so rücksichtsvoll gewesen, ihre Würde zu wahren, indem er die verräterischen Geräusche zu übertönen versuchte.
    Und doch, nichts konnte wieder gutmachen, was er ihr angetan hatte, der elende Schurke! Zu denken, dass er sie im Glauben gelassen hatte, er wäre ausgerechnet ein Verräter. Er, Admiral Falconer, einer der berühmtesten Flaggoffiziere der Britischen Kriegsmarine und sicherlich der größte Frauenheld, der sich seit Blackbeard auf den Westindischen Inseln herumgetrieben hatte. Zu denken, dass sie sich so einem Wüstling hingegeben und ihm ihr Herz geschenkt hatte ... diesem Schuft! Er musste ja denken, dass sie verdammt leicht zu haben war. Wie er über sie lachen musste! Und Nelson! Der war auch nicht besser, ein verlogener Heimlichtuer in der Verkleidung eines Helden, ein erbärmlicher, unerträglicher kleiner Pfau, der seine Lorbeeren und seine Titel überhaupt nicht verdiente, geschweige denn ihren Respekt. Angesichts dieses grausamen Verrats, dieser unangenehmen Erkenntnis wurde Maeve ganz schlecht. Nelson ... Nicht einmal ihm konnte sie mehr trauen, dem edlen, ehrenwerten Nelson!
    Ihre Verwünschungen durchbrachen die Stille in der geräumigen Kajüte. Männer! Sie hasste sie alle und vertraute keinem von ihnen, nach diesen Erfahrungen erst recht nicht mehr. Sie waren alle nichts als ein Haufen ekelhafter, herzloser, arroganter Dreckskerle!
    Sie konnte und würde nicht hier bleiben. Nach allem, was auf ihrer Insel zwischen ihnen gewesen war, konnte sie Gray nicht mehr gegenübertreten. Sie konnte ihm unmöglich in die Augen schauen und dabei wissen, dass er wahrscheinlich daran dachte, wie sie nackt ausgesehen hatte, was er mit ihr und, o Gott, sie mit ihm gemacht hatte. Und um nichts in der Welt würde sie länger die Demütigung ertragen, dass er ihre Wunden pflegte.
    »Lieber sterbe ich«, sagte sie verbittert, stützte sich auf dem Sofa ab und setzte sich auf. Sie schwankte leicht, weil ihr schwindlig wurde; zugleich spürte sie den festen Druck eines Verbandes um ihre Taille. Himmel, kein Wunder, dass ihr so heiß war und sie keine Luft bekam - und was, zum Teufel, war das für ein klatschnasses Gewand, das sich um ihren Leib gewickelt hatte?
    Entgeistert starrte sie an den Ärmeln hinunter, die einige Zentimeter

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