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Königin der Schwerter

Königin der Schwerter

Titel: Königin der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Sandra zornig aufkreischen, aber sie blickte nicht zurück. Blindlings hetzte sie durch die karge Landschaft, stolperte über Felsen und Strauc h werk, fiel hin und richtete sich wieder auf, ohne auf die Schmerzen und das Blut zu achten, das aus einer Platzwunde am Knie hervorquoll. Getrieben von n a menlosem Entsetzen und nie gekannter Panik, rannte sie weiter, bis die Beine ihr den Dienst versagten und sie bäuchlings im Gras landete.
    Keuchend blieb sie liegen. Nach Luft ringend, lauschte sie, fand aber keine Anzeichen dafür, dass Sandra ihr gefolgt war.
    Sie hätte erleichtert sein müssen, aber Freude über die gelungene Flucht blieb ihr versagt. Zu sehr quälten sie die Gedanken an das, was geschehen war, zu verwo r ren erschien ihr Sandras seltsame Wandlung. Die Situ a tion war vollkommen absurd. Was war in der Gra b kammer von Newgrange g e schehen? Was war mit Sandra los? Und überhaupt: Wo hatte das Tor sie hi n geführt?
    Irgendwann begann sich ihr Herzschlag zu beruh i gen, der Atem wurde gleichmäßig. Doch mit der Ruhe kehrte auch die Kälte zurück. Mehr als zuvor spürte sie die frostige Kühle des Windes auf ihrer Haut. Um wenigstens etwas Schutz zu haben, robbte sie zu einer Felsengruppe, kauerte sich zusammen und wartete.
     
    ***
     
    Durch die Augen des Körpers, der nicht mehr der ihre war, sah Sandra Manon fliehen. Gleichzeitig spürte sie die Erschöpfung, die ihren Körper nach dem ungehe u ren Gewaltakt der Magie heimsuchte, und bemerkte erleichtert, dass ihr dunkles Ich weder in der Lage war, Manon zu folgen, noch einen e r neuten Angriff auf sie zu wagen. Aus einem Grund, der sich Sandra nicht erschloss, schien die Fremde in ihr Manon zu fürchten und als eine ernst zu ne h mende Bedrohung anzusehen, aber sie vermochte nicht weiter darüber nachzusinnen. Manon zu wa r nen, hatte ihr auch die letzten Kräfte abgefordert.
    Sie fühlte sich wie in einem entsetzlichen Al b traum gefangen, und als sei das eigene Elend nicht schon genug, hörte sie, wie sich ihr dunkles Ich in Gedanken ermutigte: Nun gut, sie hatte Glück. Diesmal ist sie mir entkommen. Aber schon bald werden die Dashken sie aufspüren und in Stücke reißen.
    Sandra wusste nicht, wohin die Fremde sie g e bracht hatte und wer die Dashken sein mochten, aber sie spürte, dass es für Manon nichts Gutes verhieß, und betete im Stillen darum, dass sie ihnen entko m men konnte.
     
    ***
     
    Ein gleißend violetter Blitz, der von einem entsetzl i chen Schrei begleitet wurde, entflammte den Hi m mel und tauchte das Land für Bruchteile eines A u genblicks in ein unheimliches Licht.
    »Bei den Göttern!« Aideen blieb wie angewurzelt stehen und blinzelte. Bunte Punkte tanzten ihr vor den Augen und nahmen ihr die Sicht. »Was war das?«
    »Ich weiß es nicht.« Bethia schüttelte den Kopf und ließ den Blick prüfend über das Land schweifen. »A i deen, sieh nur, da vorn!«, rief sie dann. »Dort auf dem Hügel. Das muss sie sein!«
    Aideen schaute in die angegebene Richtung. Und wirklich … Auf einer Hügelkuppe nicht weit en t fernt stand eine einsame Gestalt.
    Sie wandte ihnen den Rücken zu und schien nach etwas Ausschau zu halten.
    »Zarife!« Bethias Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. »Den Göttern sei Dank, wir haben sie g e funden.« Sie ließ den Kopf des Simions in das Bü n del mit dem Proviant gleiten und sagte ehrfürchtig: »Spute dich, Aideen, wir dürfen keine Zeit verlieren. Die eh r würdige Zarife erwartet uns.«
    Aideen nickte und schritt schneller aus. Wie alle Hüterinnen konnte auch sie es kaum erwarten, en d lich jener Frau gegenüber zu treten, von der die L e genden so viel Gutes und Heldenhaftes zu berichten wussten. Dieses erste Zusammentreffen nach vielen hundert Jahren war ein bedeutender Augenblick, und Aideen war von Stolz erfüllt, ihn miterleben zu dü r fen.
    Sie hatten die Hälfte der Strecke zum Hügel z u rückgelegt, als die Frau sie entdeckte. Mit einer rucka r tigen Bewegung fuhr sie herum, kam den H ü gel herab und eilte auf sie zu. Aideen klopfte das Herz vor Au f regung bis zum Hals. Jetzt würde alles gut werden.
    »Das wurde aber auch Zeit.« Der harsche Tonfall, den die eigentümlich gekleidete Frau anschlug, ließ Aideen innerlich zusammenzucken. Sie konnte nicht sagen, wie sie sich das erste Zusammentreffen mit Z a rife vorgestellt hatte, aber so gewiss nicht. Die Fremde benahm sich nicht nur seltsam, sie sah auch so aus. Schon auf den ersten Blick erkannte Aideen, dass sie

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