Königin der Schwerter
fähig war. Die Rebellen bereiteten sich auf einen offenen Schla g abtausch mit den Truppen aus Torpak vor. Niemals, daran hatte Tendor keinen Zweifel au f kommen lassen, hätte er damit gerechnet, dass das Leben der Männer, Frauen und Kinder, denen er Zuflucht gewährt hatte, in so unmittelbarer Gefahr sein könnte.
Andererseits war er aber auch klug genug zu erke n nen, welche Möglichkeiten sich ihm durch die gegen ihn gerichteten Waffen boten. Er ließ sogar anklingen, dass er es für einen Wink des Schicksals hielt, dass Zoltans teuflischer Plan ausgerechnet jetzt kurz vor der Vollendung stand, wo eine neue, wei t aus schlimmere Bedrohung am Horizont auftauchte. Die schonungsl o se Offenheit, mit der Zoltan ihm seine Pläne dargelegt hatte, und seine Bereitschaft, den sicheren Sieg über die Rebellen dem Kampf gegen den gemeinsamen Feind zu opfern, indem er ihnen erlaubte, die Fässer fortzuschaffen, hatten Tendor schließlich dazu bew o gen, ihn gehen zu la s sen.
***
Im ersten Licht des neuen Morgens trafen Reiter im Heerlager ein. Die meisten Gardisten lagen noch in tiefem Schlummer, als die fünfzig Mann starke Truppe mit donnerndem Hufschlag durch das notdürftig z u sammengezimmerte Tor preschte und die Männer ihre Pferde auf dem freien Platz vor den Zelten der Ko m mandanten zügelten. Die verschwit z ten Leiber der Tiere dampften in der frostigen Luft, während der Atem aus ihren Nüstern in rascher Fo l ge als weiße Wolken aufstieg.
Nicht nur die Tiere, auch die Männer waren e r schöpft. Einen ganzen Tag lang und die Nacht hi n durch waren sie fast ohne Pause geritten, um mögl i chen Angriffen der Rebellen zuvorzukommen, und hatten es tatsächlich geschafft, das Heer zu erre i chen, ohne auch nur einen einzigen Mann zu verli e ren.
Die wenigen Krieger, die zu dieser frühen Stunde schon auf den Beinen waren, sowie die Wachen vor den Zelten nahmen Haltung an und verneigten sich ehrfürchtig, als sie den in Purpur und Gold gekleid e ten Regenten erblickten, der inmitten seiner Lei b garde vom Pferd stieg und forschen Schrittes auf die Ko m mandantur des Lagers zuhielt.
»Es … es ist noch niemand zugegen, Herr«, en t schuldigte sich der Wachtposten vor dem Zeltei n gang. Etwas an der Art, wie der Krieger ihn anstarrte, mac h te Karadek stutzig, aber er war erschöpft und hungrig und machte sich nicht die Mühe, weiter darüber nac h zudenken. »Dann rufe sie zusammen«, herrschte er den Posten an. »Es wird schon hell, und sie sind nicht zum Schlafen hier. Außerdem besorge etwas zu essen für mich und meine Männer. Wir sind gestern aus Torpak aufgebrochen und nahezu ununterbrochen geritten.«
»Jawohl, Herr.« Der Posten nickte pflichteifrig und entfernte sich, während Karadek das Zelt betrat. Dri n nen war es nicht viel wärmer als draußen, aber die Stühle um den einzigen Tisch im Raum waren mit weichen Fellen belegt und wirkten einladend. Seu f zend nahm Karadek am Kopfende des Tisches Platz, dort, wo eigentlich Zoltan hätte sitzen sollen, streckte die Beine aus und schloss müde die Augen.
Er musste kurz eingeschlafen sein, denn als er die Augen wieder öffnete, sah er sich einer Handvoll Kommandanten gegenüber, die unschlüssig am Ei n gang des Zelts warteten und wohl nicht wussten, ob sie eintreten durften, solange der Regent schlief. Hastig setzte Karadek sich auf und gab den Männern ein Ze i chen. »Nur keine Scheu«, rief er ihnen zu, während er ein Gähnen unterdrückte. »Kommt he r ein und setzt euch.«
Die Männer wechselten kurze Blicke und kamen zögernd näher. Die Tatsache, ihren obersten Rege n ten so unerwartet inmitten des Heerlagers anzutre f fen, schien sie zu verunsichern. Den ernsten Gesic h tern nach zu urteilen, hielten sie es für kein gutes Zeichen, dass er gekommen war.
»Sind alle versammelt?«, fragte Karadek, nachdem sie Platz genommen hatten. Mit einem Kopfn i cken entließ er einen Knaben, der ihm ein Tablett mit ka l ten Speisen gereicht hatte. »Ich habe Kunde erhalten, dass mein geschätzter Freund und oberster Komma n dant Zoltan den Rebellen in die Hände g e fallen ist«, fuhr er anklagend fort, während er den Blick prüfend über die Gesichter der acht Männer streifen ließ, die ihm gegenübersaßen. »Wie konnte das geschehen?«
Die Männer am Tisch wechselten verstohlene Bl i cke; offenbar war niemand willens, Auskunft zu geben. Schließlich erhob sich einer der Älteren und sagte mit fester Stimme: »Es war sein Wunsch, a l
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