Königin der Schwerter
gegen die Tamjiken das Leben. Er sagte, er wolle mit der Freilassung die alte Schuld begle i chen.«
»Wie rührend.« Karadek verzog spöttisch das G e sicht. »Sollen wir dir das wirklich glauben? Könnte es nicht viel mehr auch so gewesen sein, dass ihr euch auf eure Freundschaft besonnen und einen Handel g e schlossen habt?«
»Es war so, wie ich es sage.« Zoltan ließ sich nicht beirren. Er wirkte ruhig, seine Haltung deutete jedoch darauf hin, dass er sehr angespannt war. »Glaubt, was Ihr wollt. Ich habe mir nichts vorz u werfen.«
»So?« Karadek zog eine Augenbraue in die Höhe und musterte ihn scharf. »Dann hast du also kein Bündnis mit Tendor geschlossen?«
Ein Raunen lief durch die Reihen der Versa m melten, die die Auseinandersetzung gebannt verfol g ten. Karadeks Behauptung war geradezu ungeheue r lich.
»Wer sagt so etwas?« Zoltan ließ den Blick über die Gesichter der Kommandanten schweifen. »Ihr?«, fragte er herausfordernd.
Niemand antwortete. Einige schüttelten fast u n merklich den Kopf andere schauten betreten zu B o den.
»Es ist nicht wichtig, welches Vögelchen mir das zutrug«, fuhr Karadek fort. »Ich habe zuverlässige I n formanten. Wichtig ist, dass ich dir nicht mehr trauen kann. Ich stelle dich hiermit unter Arrest, bis die Sache geklärt ist. Wenn sich herausstellt, dass der Vorwurf unbegründet ist, sehen wir weiter.«
»Aber das Heer und der Feldzug!«, rief Zoltan fa s sungslos aus. »Jemand muss doch …«
»Mach dir darum keine Sorgen.« Karadek lächelte herablassend. »Ich bin gekommen, um den Fel d zug persönlich anzuführen, und das werde ich auch tun.« Er gab den Wachen am Eingang einen Wink, deutete auf Zoltan und sagte: »Führt ihn ab! Er steht bis auf Weiteres unter Arrest.«
***
Gehüllt in einen Mantel aus Nebel, hielt die Nacht Einzug in das Hochland. Bei Anbruch der Dämm e rung hatte der Wind nachgelassen, und erste kleine Nebelbänke hatten sich, schwebenden Schleiern gleich, in den Niederungen gebildet. Als es kühler wurde, waren diese schnell herangewachsen, immer höher gestiegen und miteinander zu einem undurc h dringlichen Grau verschmolzen, das es den vier Re i tern nahezu unmöglich machte, auch nur zehn Schri t te weit zu sehen.
»So kommen wir nicht weiter.« Hákon zügelte sein Pferd und schwang sich aus dem Sattel. »Wir rasten hier und warten auf den Morgen.«
»Gute Idee.« Manon atmete auf und tat es ihm gleich. Der lange Ritt hatte sie an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht. Sie war hungrig, durstig und erschöpft. Ihr Hinterteil schmerzte, und sie meinte, jeden einzelnen Muskel im Körper zu spüren. Die ersten Schritte auf festem Boden waren ungewohnt, ihr Gang hölzern.
»Fühlst du dich nicht gut?«, erkundigte sich Bja r kar besorgt. Der hünenhafte Krieger half gerade A i deen aus dem Sattel, die noch nie allein auf einem Pferd gesessen hatte. Auch sie wirkte müde und e r schöpft.
»Es könnte besser sein.« Manon nickte Bjarkar freundlich zu. »Ich weiß zwar nicht, ob ich da mo r gen wieder hinaufkomme«, gestand sie ehrlich und deutete auf den Sattel, »aber sonst habe ich keine Probleme.«
Ächzend kam Aideen neben ihr zum Stehen und machte ein paar unbeholfene Schritte. Sie klagte nicht, aber die unterdrückten Schmerzenslaute ließen darauf schließen, dass die Folgen des langen Ritts sie noch mehr quälten als Manon.
»Ja, so ein Pferd ist schon eine tolle Sache.« M a non grinste Aideen an die ihr zur Antwort einen fin s teren Blick zuwarf Offenbar war ihr nicht nach Scherzen zumute.
»Ich habe hier eine Salbe von unseren Heileri n nen.« Hákon gesellte sich zu ihnen und reichte M a non einen kleinen, mit Kork verschlossenen Tiegel. »Wenn ihr die wunden Stellen und schmerzenden Gelenke damit einreibt, fällt euch das Reiten morgen nicht so schwer.«
»Danke.« Manon nahm den Tiegel an sich, zog den Korken heraus, roch daran und rümpfte die N a se. Die dunkelbraune Salbe roch mindestens so streng und abstoßend, wie sie aussah.
Vermutlich ist das eine Art Mutprobe, überlegte sie und hörte in Gedanken schon die Stimme eines Fer n sehmoderators: Wird Manon die eklige Salbe wirklich verwenden? Das sehen Sie morgen in …
»Was ist damit?«, erkundigte sich Hákon, der i h ren Abscheu bemerkte.
»Sie stinkt widerlich.«
»Aber sie hilft.« Hákon schmunzelte.
»Das hoffe ich.« Manon ließ den Tiegel in die J a ckentasche gleiten und machte sich daran, ihren Wa l lach von dem schweren
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