Königin der Schwerter
glücklich ist, braucht keine hehren Pr o phezeiungen. Doch wo Not herrscht, fallen diese auf fruchtbaren Boden, und eben diesen hat Karadek für Zarife bereitet.« Er ve r stummte, seufzte und fuhr dann mit gemäßigter Stimme fort: »Aber ich habe dich nicht holen lassen, um mit dir alte Streitgespräche fortzuse t zen. Die Frage, ob Karadek ein guter Regent ist oder nicht, können wir getrost auf später verschieben, denn wenn Zarife Erfolg hat, wird auch er nur eine ihrer ergebenen Figuren sein. Ich habe dich holen lassen, um mit dir einen Weg zu ersinnen, wie wir die Bedr o hung gemeinsam abwenden können. Und ich gebe zu, dass ich dabei auf deine Unterstützung ho f fe. Wie ich schon sagte, wissen wir nicht genau, wie viele meiner Männer bereits von Zarifes Verbünd e ten besessen sind. Ich rechne jedoch mit einigen hundert. Und jeden Tag kommen neue hinzu. Wie es im Lager der Garde aussieht, vermag ich nicht zu sagen. Ich b e fürchte jedoch, dass es dort nicht viel besser ist.«
»Mit anderen Worten, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
»Richtig.« Tendor nickte. »Bei Sonnenaufgang wird eine Gruppe Freiwilliger ins Hochland aufbr e chen. Sie wollen versuchen, das Tor zu schließen, durch das Zarife die Verdammten ins Land holt. Unter ihnen ist auch eine ehemalige Hüterin, die von dort geflohen ist, um uns zu warnen. Sie wird ihnen den Weg we i sen, dennoch ist es mehr als ungewiss, ob sie Erfolg haben werden.«
»Das ist sehr mutig.« Zoltan nickte anerkennend. »Was ist mit den Schattenwölfen?«
Tendor seufzte und schüttelte betrübt den Kopf »Auch hier haben wir nicht mehr als Hoffnungen und vage Vermutungen.«
»Dann sind sie verloren«, behauptete Zoltan. »Kaum einer, der das Hochland betrat, kam lebend zurück. Es wird ihnen nicht anders ergehen.«
»Die Hüterin gab sich zuversichtlich, einen Weg zu finden«, erklärte Tendor, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entsprach. »Ich bete darum, dass es ihr g e lingen wird, die Dashken zu besänftigen.«
Zoltan schwieg. Dann sagte er: »Nun denn, lass uns hoffen, dass ihnen Erfolg beschieden sein möge, und überlegen, wie wir jene, die schon hier sind, wieder loswerden können.« Er holte tief Luft und sagte: »Fa n gen wir also ganz von vorne an: Was sind das für G e schöpfe?«
Eine halbe Stunde später hatte Tendor Zoltan alles mitgeteilt, was er von Aideen erfahren hatte.
»Diese Verdammten sind demnach Verbrecher, d e nen nach der Hinrichtung eine Verbrennung ihres Körpers versagt blieb. Sie können weder in den Halv a dal einkehren noch auf eine Wiedergeburt ho f fen«, fasste Zoltan das Gehörte zusammen.
»So ist es.« Tendor nickte. »Genau genommen h a ben wir uns diesen Feind selbst geschaffen, indem wir den zum Tode Verurteilten eine Feuerbestattung ve r sagten, denn es heißt, dass erst das Feuer den Körper von allem Bösen reinigt, damit die Seele in den Halv a dal einziehen kann. Diese ewig währende Strafe war vermutlich beabsichtigt. Wer hätte denn auch ahnen können, dass sie irgendwann einmal die Möglichkeit erhalten würden, aus ihrem trostlosen Gefängnis zw i schen den Lebenden und den Toten zu fliehen?«
»Nun, dann würde ich vorschlagen, alle, die grünl i che Augen haben, unverzüglich zu töten und ihre Le i chen zu verbrennen«, schlug Zoltan vor. »Das dürfte leicht umzusetzen sein.«
»Ich soll meine eigenen Männer töten?«, brauste Tendor auf »Männer, die nicht mal wissen, was ihr Vergehen ist? Bedenke, dass sie sich noch nicht ung e wöhnlich verhalten. Sie spüren scheinbar gar nicht, dass ein fremder Geist in ihnen wohnt.«
»Das wird sich vermutlich schnell ändern, wenn Zarife ihren Verbündeten den Befehl gibt, ihre Verst e cke zu verlassen«, meinte Zoltan. »Dann wirst du de i ne Getreuen vermutlich nicht wiedererkennen.« Seine Stimme nahm an Schärfe zu. »Die Männer, die du schützen willst, sind bereits tot. Sie wissen es nur noch nicht. Die fremde Wesenheit wird sich i h rer schon bald bemächtigen, ein Schicksal, das gra u samer ist als der Tod. Wenn du sie tötest, tust du ihnen kein Leid an. Du erlöst sie.«
»Dennoch kann ich es nicht tun.«
»Warum nicht?«
»Die Hüterin hat berichtet, dass die Wesen ihren Wirtskörper sofort wieder verlassen werden, wenn dieser stirbt. Dann werden sie sich einen neuen s u chen. Wenn das geschieht, kann am Ende das ganze Rebellenheer abgeschlachtet sein, die Verdammten aber weilen immer noch unter uns.«
»Verflixt!« Zoltan verstand.
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