Königin der Schwerter
anderes Gefühl in ihr ausbre i tete: Stolz. Stolz, Mitglied dieser Gemeinschaft zu sein. Stolz, teilz u haben an etwas Bew e gendem, auch wenn es nur eine Farce war, und Stolz auf sich selbst, da sie glaubte, bisher ein recht pa s sables Bild abgegeben zu haben.
Bei allem Ärger und der Furcht, die sie durchli t ten hatte, spürte sie, dass sie sich nicht nur in ihre Rolle fügte, sondern diese auch annahm. Warum auch nicht?, dachte sie bei sich und schmunzelte erneut. Man bekommt schließlich nicht oft die Gel e genheit, eine ganze Welt zu retten.
Aideen sah Manon schmunzeln und fragte sich, was wohl in ihr vorgehen mochte. Wie alle bewegten auch sie hier am Rand des schützenden Waldes ganz unte r schiedliche Gedanken und Gefühle. Etwas, das sie schmunzeln ließ, gehörte jedoch nicht dazu. Te n dor hatte anklingen lassen, dass die Fremde sich etwas verwirrt benahm. Aideen fürchtete jedoch, dass sich hinter der sorgfältig errichteten Fassade aus gespielter Lockerheit und Mut noch andere, weitaus bedenkl i chere Eigenschaften verbargen. Das Schmunzeln war längst verschwunden, aber Aideen war erfahren genug, um den leisen Spott in Manons Blicken zu bemerken. Worüber mochte sich die Fremde insgeheim lustig machen? Über die Verme s senheit der kleinen Gruppe, die glaubte, Zarife das Handwerk legen zu können?
Der Gedanke weckte Misstrauen in Aideen. I m merhin war die Fremde lange mit Zarife befreundet gewesen. Was, wenn sie deren Pläne unterstützte? Im Lager hatte sie sich ahnungslos gegeben, aber auch dort hatte Aideen schon gespürt, dass es noch etwas anderes gab, das sie bewegte. Verstohlen sah sie M a non von der Seite her an. Was wusste sie wirklich? Welche Rolle spielte sie in Zarifes Plänen? Würde sie ihnen helfen oder sie am Ende verraten?
Aideen spürte, wie sich ihr Magen zusamme n krampfte. Mochte Tendor denken, dass diese Manon ihnen eine Hilfe sein konnte, sie glaubte nicht daran. Mit ihren feinen Sinnen spürte sie sehr deutlich, dass Manons Hilfsbereitschaft nur eine Maske war, hinter der sich andere Gedanken und Absichten verbargen. Bethia hätte diese vermutlich erkennen können, doch Aideen mangelte es an Wissen und Erfahrung, mehr herauszufinden. Alles, was sie tun konnte, war, wac h sam zu bleiben. Und während Hákon das Si g nal zum Aufbruch gab, nahm sie sich vor, die Fre m de gut im Auge zu behalten.
***
»Warum fragt Ihr mich nicht selbst?«
Die Kommandanten im Versammlungszelt wan d ten erstaunt die Köpfe. Auch Karadek richtete die Aufmerksamkeit auf den Zelteingang, durch den s o eben ein hochgewachsener und breitschultriger Krieger mit stoppeligem Kinnbart getreten war.
»Zoltan!« Einige der Kommandanten sprangen auf und begrüßten ihren Heerführer überschwän g lich, andere bekundeten Überraschung und Freude durch laute Ausrufe. Der Tamjike strahlte übers ganze G e sicht und eilte ebenfalls auf Zoltan zu, um ihn zu b e grüßen. Nur Karadek blieb ruhig. Sein G e sicht zeigte keine Regung. Nichts deutete darauf hin, dass er froh war, Zoltan so unerwartet lebend wi e derzusehen.
Zoltan erwiderte die Umarmungen, das Schulte r klopfen und Händeschütteln, dann löste er sich aus der Gruppe, um zu Karadek zu gehen, der seelenr u hig auf seinem Platz saß.
»Sie haben dich also gehen lassen«, stellte der R e gent nüchtern fest.
»Ja, das haben sie.« Zoltan deutete eine leichte Verbeugung an. »Sie gaben mir ein Pferd und forde r ten mich auf, ihr Lager unverzüglich zu verla s sen. Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen la s sen.«
»Und?« Karadeks Stimme war schneidend. »Was hast du ihnen dafür gegeben?«
»Nichts. Was soll ich ihnen gegeben haben?«
»Hinweise über unsere Pläne, Auskünfte über uns e re Truppenstärke und …«
»Was denkt Ihr von mir?«, fiel Zoltan Karadek ins Wort. »Ich würde Torpak niemals verraten.«
»Bist du dir da sicher? Wenn es um das eigene L e ben geht, schmilzt so manches Niemals wie Schnee in der Sonne.« Karadek blieb misstrauisch. »Du bist der erste von Hunderten Gefangenen, die sie ohne eine Gegenlei s tung laufen lassen. Das sollte uns zu denken geben, oder nicht?«
»Es hat seine Gründe.« Zoltan trat näher und stüt z te die Hände auf die Tischplatte. »Der Anführer der Rebellen ist kein anderer als Tendor selbst«, berichtete er. »Er ist nicht tot, sondern erfreut sich bester G e sundheit. Wie ihr wisst, waren Tendor und ich einmal gute Freunde. Zweimal rettete ich ihm im Krieg
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