Königin der Schwerter
gereiften Jahrgangs hin, die selbstbewusst im L e ben steht. Auf eine kühl berechnende Karrierefrau, die vor Heimtücke nicht zurüc k schreckt und großen Schaden anrichten kann, wenn sie dir feindlich gesinnt ist.«
»Der Affe ist demnach eine Frau?« Sandra ru n zelte die Stirn.
Ivana ging nicht darauf ein, sondern wirkte nun sehr konzentriert. »Was sich deckt«, sagte sie leise und griff nach der zweiten Karte. Das Bild zeigte einen Mann, aber diesmal erklärte Ivana Sandra nicht, was er bedeutete. »Was dich schreckt«, sagte sie und drehte die dritte Karte um. Sie zeigte ein weißes Pferd mit einem Reiter in schwarzer Ritte r rüstung. Das Visier des Helms stand offen und gab den Blick frei auf einen Totenschädel. Unten am Rand stand in Großbuchst a ben DEATH. Der Tod!
Sandra erblasste.
Ivana bemerkte ihr Erschrecken. »Keine Sorge«, sagte sie. »Der Tod erschreckt die meisten Leute, aber wie alle Karten hat auch er eine Licht- und Schatte n deutung. Er liegt nicht auf dem Kopf. Also wird er im Sinne des Lichts gesehen und steht für den Abschied von alten Gewohnheiten oder für e i nen Neubeginn.« Sie wandte sich wieder den Karten zu und deckte das vierte Bild auf, während sie flü s terte: »Was dich treibt.«
Sandra erkannte einen Engel mit Trompete. Da r unter standen Menschen, die ihm die Arme entgege n reckten. Ivana blieb ihr auch diese Erklärung schuldig. »Was dir bleibt«, sagte sie stattdessen und deckte die fünfte Karte auf. Diese schien ihr zu g e fallen, aber sie ging nicht darauf ein, sondern drehte sogleich die sechste Karte um mit den Worten: »Was dich zu B o den zwingt.«
Sandra entging nicht, dass Ivana zusammenzuc k te. Auf der Karte war ein Turm abgebildet. Im G e gensatz zu dem Bild auf der Todeskarte sah er eher harmlos aus, schien jedoch genau das Gegenteil zu bedeuten.
Ivana schwieg; es dauerte jedoch ungleich länger, bis sie sich der letzten Karte widmete, ihre Hand zi t terte, als sie danach griff und sagte: »Was dir die Z u kunft bringt.« Zögernd, fast ängstlich drehte sie die Karte um, auf der ein Mond zu sehen war. »Oh.«
Es war das erste Mal, dass Ivana auf eine Karte laut reagierte. Sandra spürte ihre Bestürzung, als wäre es ihre eigene. »Und?«, fragte sie vorsichtig. »Was sagen die Karten über den Affen?«
»Viel.« Ivana fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, als sei sie plötzlich sehr müde. »Zu viel.«
»Wohl nicht viel Gutes«, vermutete Sandra.
»Ob es gut oder schlecht ist, muss sich erst noch erweisen«, meinte Ivana. »Die Karten legen sich da nicht fest. Ich kann nur Tendenzen sehen und Verm u tungen anstellen.«
»Und wie sind die Tendenzen?«, wollte Sandra wi s sen.
»Verworren. Sehr verworren. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, auf wen sich die Deutung bezieht. Auf das Geheimnis des Affen …«, sie schaute San d ra an, »oder auf dich.«
»Auf mich?«, fragte Sandra entrüstet. »Aber ich wollte nichts über die Zukunft wissen.«
»Das solltest du aber, denn der Turm hier«, Ivana deutete auf die vorletzte Karte, »sagt mir, dass schon sehr bald eine große Veränderung bevorsteht.«
»Eine Veränderung?« Sandra winkte ab. »O nein, die brauche ich nicht. Ich bin zufrieden mit meinem Leben, so wie es ist.«
»Das glaube ich dir gern, aber die hier«, Ivana de u tete auf die Königin der Schwerter, »kann dir große Schwierigkeiten machen.«
»Wer ist sie denn?« In Gedanken ging Sandra alle Frauen durch, die sie kannte, fand aber niemanden, auf den die Beschreibung der Karte passte. »Also, das musst du mir jetzt genauer erklären.« Sie stand auf und setzte sich neben Ivana. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass jede Erklärung, die ihre Freundin ihr gab, gleich eine ganze Reihe neuer Fragen au f warf. Dennoch konnte sie nicht leugnen, dass die Karten eine seltsame Anziehung auf sie ausübten, ganz so, als könne sie mit ihnen einen winzigen Blick in eine andere Welt we r fen. »Wie es aussieht, scheint der Affe die Königin der Schwerter zu sein«, folgerte sie. »Ist ja irgendwie auch logisch, denn seit ich ihn habe, habe ich nur Ärger.«
»Nicht so schnell«, erwiderte Ivana. »Ich muss mit der Deutung sehr vorsichtig sein, denn gleich die zwe i te Karte, der Page, weist auf mögliche Fehlinterpret a tionen hin.«
»Aha, ich verstehe. Die Karten sagen dir: Kann sein, muss aber nicht.« Sandra grinste. »Da machen sie es sich aber ganz schön einfach.«
»So kann man es auch sehen …« Ivana nickte. » A
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