Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
persönliche Zuchtstation verwendet«, verkündete er mit entschlossener Miene. Als sie das kampflustige Funkeln in seinen Augen sah, spürte Kadra zum ersten Mal wirklich Hoffnung. »Tiere, hast du gesagt. Katzen und Hunde oder was?«
»Das sind Schoßtiere.« Sie schloss die Augen und suchte im Bestand ihres Wissens. »Solch kleine Beute würde ihnen nicht zusagen. Damit würden sie sich nur abgeben, wenn ihr Hunger unerträglich wird. Am liebsten verzehren sie das Fleisch des Einhorns.«
»Einhörner sind in New York eher selten. Was ist mit Pferden?«
»Ja, Pferde, Kühe, Ziegen. Aber wenn es hier keine Bauernhöfe gibt, werden sie die nicht finden. In der Wildnis fressen sie häufig Löwen und Affen.«
»Löwen, Tiger und Bären? Der Zoo. Wir fangen dort an. Sobald wir eine Ausstattung für dich gefunden haben, mit der du in der Öffentlichkeit nicht ganz so auffällst.«
Stirnrunzelnd sah sie an sich herab. »Sehe ich anders aus als die Frauen in deiner Welt?«
Er musterte das schwarze Lederoberteil, das kaum ihre Brüste verbarg, ihren langen, schlanken Rumpf, den Lederstreifen über ihren geschwungenen Hüften. Endlose Beine, die in Stiefeln steckten, und zu guter Letzt ein siebzig Zentimeter langes Schwert. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie anders. Schauen wir mal, was ich improvisieren kann.«
Als sie eine Viertelstunde später aus seinem Schlafzimmer auftauchte, hätte sie für Levi’s Reklame machen können. Und das alte Jeanshemd hatte noch nie so gut ausgesehen.
»Schätzchen, du siehst zum Anbeißen aus.«
Sie betrachtete sich prüfend im Spiegel und war zufrieden. »Für die Jagd dürfte es schon gehen.« Zum Beweis führte sie ein paar Kniebeugen aus, die Harper das Blut in den Kopf trieben. »Es muss reichen.« Damit griff sie nach ihrem Schwert.
»Du kannst draußen nicht mit diesem Ding herumlaufen.«
Sie sah auf und lächelte verschmitzt. »Soll ich die Dämonen mit meinen bösen Gedanken erlegen?«
»Sarkastisch auch noch. Warte, ich habe etwas für dich.« Er ging zum Schrank, stöberte ein wenig herum und kam mit einem langen schwarzen Mantel zurück. »Ein bisschen warm für Mai, aber wir können nicht wählerisch sein.«
»Warum bedecken die Menschen in deiner Welt so viel von ihrem Fleisch?«
»Das frage ich mich auch jeden Tag.« Er warf ihr einen eindringlichen Blick zu. Wenn er seine Idealfrau hätte entwerfen dürfen, wäre etwas wie Kadra dabei herausgekommen. »Willst du die kleine Krone nicht abnehmen?«
Sie griff nach dem goldenen Reif auf ihrem Kopf. »Das ist das Zeichen meines Ranges.«
»Willst du auffallen oder nicht?« Er nahm den Reif ab und legte ihn beiseite. »Zieh den Mantel an und lass mich sehen.«
Mit finsterer Miene folgte sie seinem Befehl und drehte sich zu ihm um.
»Die Männer werden sich trotzdem nach dir umdrehen, aber es wird schon gehen.« Zufrieden zog er eine abgewetzte Bomberjacke über, die seine Waffe verdeckte.
»Ich will auch eine«, verkündete sie mit Blick auf seine Glock.
»Ja, ich weiß. Aber das ist meine einzige.« Er setzte seine Sonnenbrille auf und griff nach den Schlüsseln. »Gehen wir.«
»Warum bedeckst du deine Augen?«
»Um cool auszusehen, Schätzchen. Für dich habe ich eine Brille im Auto.« Am Aufzug blieb er stehen und drückte den Knopf. »Sprich mit niemand. Wenn wir reden müssen, übernehme ich das.«
Sie wollte protestieren, aber in diesem Augenblick öffnete sich die Wand vor ihr. »Ein Tor? Wohin führt es?«
»Das ist ein Aufzug, der nach oben und unten fährt. Ein Transportmittel.«
»Ein Kasten, der sich bewegt«, verkündete sie mit beifälligem
Nicken und stieg ein. Ein breites Grinsen erschien auf ihrem Gesicht, als sie sich in Bewegung setzten. »Das ist eine kluge Erfindung. Deine Welt ist höchst interessant.«
Im dritten Stock öffneten sich die Türen. Eine Frau und ein kleiner Junge stiegen ein.
»Dies ist ein Aufzug, der nach oben und unten fährt«, erläuterte Kadra höflich.
Die Frau legte den Arm um den Jungen und zog ihn an sich.
»Habe ich dir nicht gesagt, du sollst den Mund halten?«, zischte Harper, als sie die Lobby erreichten und die Frau ihren Sohn eilig in Sicherheit brachte.
»Ich habe höflich mit ihr gesprochen und ihr Junges nicht bedroht.«
»Bleib dicht bei mir«, befahl er, wobei er mit festem Griff ihre Hand nahm.
Als sie vor die Tür traten, war er froh darüber. Sie blieb wie erstarrt stehen und wandte den Kopf nach rechts und links. »Blauer Himmel,
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