Königin des Lichts: Drei Romane in einem Band (German Edition)
Kindheit nicht mehr im Zoo gewesen, weil ihn der Anblick unweigerlich traurig stimmte. »Mir gefällt es auch nicht besonders.«
»Das ist grausam. Dieser Zoo ist ein trostloser Ort. Lehrt ihr das eure Jungen?«, fragte sie und deutete auf ein kleines Mädchen, das von seinen Eltern im Buggy durch den Tiergarten geschoben wurde. »Dass eine Art eine andere zu ihrer Unterhaltung einsperren darf?«
»Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll. Die Zivilisation hat den Lebensraum der meisten Tiere stark eingeschränkt. Es gibt nicht mehr genug Platz für sie. In Gefangenschaft sind sie zumindest in Sicherheit und werden versorgt. Sie können nicht gejagt oder von Trophäensammlern getötet werden.«
»Sie sind nicht frei«, erwiderte sie nur und wandte sich ab.
»Okay, vielleicht war dieser Besuch keine gute Idee. Der Anblick ist deprimierend, und es wimmelt nur so von Menschen. Ich hatte vergessen, dass heute Sonntag ist. Sieht mir nicht wie der Ort für einen kleinen Dämonenimbiss aus. Vielleicht sollten wir es im Tierheim oder in den Reitställen versuchen.«
Sie hob die Hand und fletschte die Zähne. »Bok«, sagte sie nur.
Nun hatte sie die Fährte aufgenommen und rannte wie der Wind. Die Menge stob vor ihr auseinander. Wer einen Blick auf das Schwert unter ihrem Umhang erhaschte, brachte sich eiligst in Sicherheit.
Bereits unter normalen Umständen wäre es nicht einfach gewesen, mit ihr Schritt zu halten. Das galt erst recht für diesen Hinderniskurs zwischen Erwachsenen, Kindern, Bänken und Abfalleimern hindurch. Als er sie endlich einholte, war er völlig außer Atem.
»Langsamer«, fuhr er sie an. »Wenn du unschuldige
Passanten umrennst, werden wir verhaftet, bevor du dein Ziel erreichen kannst. Ich will mir lieber gar nicht erst vorstellen, was die Polizei von deiner Dämonengeschichte hält.«
»Da!« Sie deutete auf ein Gebäude, aus dem nur Sekunden später schreiende Menschen stürzten.
Mit gezogenem Schwert stürzte sie durch die Tür.
Was auch immer Harper erwartet haben mochte, mit diesem Gestank von Blut und Tod, Furcht und Fäulnis hatte er nicht gerechnet. Die Affen in den Käfigen waren außer sich vor Panik. Kreischend und schreiend sprangen sie verzweifelt von einem Ast zum anderen.
Blut und Gewebemasse bedeckten den Fußboden. Als er der Spur mit den Augen folgte, entdeckte er zu seinem Entsetzen einen Mann, nein, einen Dämonen, der gierig von einem Kadaver fraß. Einem menschlichen Kadaver.
Dann hob der Dämon den Kopf, und er sah die rot glühenden Zähne und Augen.
Nun überschlugen sich die Ereignisse. Entsetzen, Ekel und Wut packten Harper. Er zog seine Waffe. In diesem Augenblick sprang ihm eines der Monster in den Rücken.
Klauen bohrten sich in sein Fleisch, zogen tiefe Furchen, wobei das Ungeheuer, das ihn angegriffen hatte, brüllte wie ein Raubtier. Er wirbelte herum und rammte das Ungeheuer fluchend rückwärts gegen eine Wand. Gleichzeitig spürte er, wie sein eigenes warmes Blut über seinen Rücken lief. Eine raue Zunge schlürfte gierig.
Angewidert holte er mit dem Ellenbogen aus und knallte ihn seinem Gegner gegen die Kehle. Gleichzeitig trat er ihm mit dem Absatz hart auf den Spann. Obwohl der Dämon Stiefel trug, hörte er den Knochen brechen.
Der Angreifer stieß ein unmenschliches Kreischen aus. Harper stach mit den Fingern nach seinen Augen.
Ein Schrei, und die Krallen öffneten sich.
Er wirbelte herum. Nun sah er auch, wen er vor sich hatte: Ein Mann mit den Augen eines Monsters setzte zum Sprung an.
Obwohl er hinkte, weil Harper ihm einen Fuß zerschmettert hatte, war der Dämon immer noch schnell wie der Blitz. Doch Harper wirbelte herum, und das Ungeheuer schoss an ihm vorbei. Als es sich umwandte, wehrte Harper die Attacke mit einem Fußtritt ins Gesicht ab.
Kadra schlug sich mit einem der anderen Dämonen herum. Mit dem Schwert blockierte sie eine geschwungene Klinge, wich vor den nach ihr schlagenden Krallen zurück. Wo sich Harper aufhielt, konnte sie nur dem Kampfgetümmel entnehmen, da sie keinen Blick hinter sich riskieren wollte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Sorak sich hinter den Gitterstäben den Bauch voll schlug und dabei grinsend den Kampf beobachtete.
Es gelang ihr, den Dolch zu ziehen und sich so weit umzudrehen, dass sie die Entfernung zu Harper abschätzen konnte. Eine Finte, ein Ausfall, und schon hatte sie dem Dämon den Schwertarm abgeschlagen.
»Harper Doyle!« Damit warf sie ihm ihr Schwert zu und fing die
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